Thomas Conrad Brezina, 1963 in Wien geboren, ist ein Kinder- und Jugendbuch- sowie Drehbuchautor, Fernsehmoderator und Produzent. Generationen von Kindern kennen ihn vor allem von seinen Buchreihen "Die Knickerbocker-Bande", "Ein Fall für dich und das Tiger-Team" sowie die Reihe "Tom Turbo" und die dazugehörige Fernsehserie.
Redaktion: Herr Brezina, Ihre Haare sind nun ergraut. Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um, und sind Sie ein eitler Mensch?
Thomas Brezina: Nein, ich glaub' nicht, dass ich so eitel bin. Älter werden bedeutet für mich, dass die Zeit knapper wird und dass ich für mich bewusster entscheide, was ich tu'.
Vermutlich gibt es in Österreich kein Kind, das nicht in den vergangenen rund 30 Jahren Ihre Bücher gelesen oder Ihre Fernsehsendungen gesehen hat. Macht Sie das stolz?
Ja, es freut mich riesig. Und ich wollte und will immer Menschen mit dem, was ich tu', begeistern. Ihnen eine Freude bereiten, Kinder vor allem bestärken, dass eine Menge in ihnen steckt. Wenn mir das gelingt, ist das die höchste Auszeichnung.
Der Erfolg gibt Ihnen Recht. Wobei, Kritiker hatten an Ihnen als Autor doch immer wieder etwas auszusetzen. Wie sind Sie damit zurecht gekommen bzw. kommen Sie damit zurecht?
In der Anfangszeit hat mich das manchmal beschäftigt. Aber die Leute, die mir nahe waren, mein Verleger, meine Lektoren, die haben immer wieder gesagt: du bist, wie du bist, geh deinen Weg. Sie haben mich bestärkt, haben an mich geglaubt, und ich habe dann natürlich auch selber an mich geglaubt. Das ist mir heute das Wichtigste.
Immerhin haben Sie bislang 70 Millionen Bücher verkauft, das muss Ihnen auch erst einmal jemand nachmachen. So viele Schriftsteller gibt es wohl nicht, die derartige Massen verkaufen.
Genau (lacht). Es ist unglaublich, aber das ist ja alles so gekommen. Mein Vater hat immer zu mir gesagt, mach das, was du wirklich gerne machst. Mach's mit vollster Leidenschaft, alles andere kommt. Erfolg er-folgt.
550 Bücher haben Sie geschrieben. Sitzen Sie da jeden Tag acht Stunden vor dem Computer und schreiben?
Ja. In Schreibzeiten bin ich sechs Tage die Woche sehr ins Schreiben vertieft, meistens so an die zehn Stunden am Tag. Da sitze ich aber nicht nur, das heißt auch, dass ich dazwischen spazieren gehe, ich muss mich strecken und dehnen. Ich habe mehrere Arbeitsplätze, und zwischen denen wandere ich herum. Ich setze mir ein Tagesziel, meistens sind das so 3000 bis 3500 Worte, die ich schreiben will. Eine Belohnung verspreche ich mir dann allerdings auch immer, wenn ich das Ziel schaffe.
Sie schreiben immer ein Buch und dann das nächste Buch?
Ja. Ich kann nur eins nach dem anderen, nicht mehrere gleichzeitig.
Sind Ihnen eigentlich schon mal die Ideen ausgegangen?
Nein. Es gibt Zeiten, in denen die Ideen einfach zäher fließen. Es gibt Zeiten, wo ich furchtbar zweifle, wo ich mir nicht sicher bin, ob es gut ist. Natürlich, das gehört dazu, und mittlerweile weiß ich, dass es vielen, vielen Schriftstellern so geht.
Welche drei Komponenten muss ein spannendes Buch haben?
Es muss in allererster Linie die Leser berühren. Zweitens muss es spannend geschrieben sein - und das ist Dramaturgie. Das Tempo, einmal schneller, einmal weniger, Leser manchmal wie bei einer Achterbahnfahrt durchhetzen und dann wieder ein bisschen abbremsen. Und es soll, es muss in Bildern geschrieben sein, die im Kopf erwachen und die Emotionen auslösen.
Ihre Knickerbockerbande ist jetzt erwachsen geworden, und Sie haben ein "Erwachsenen-Buch" geschrieben. Schreibt sich das anders?
Ja. Weil es für mich eine große Befreiung war. Ich schreib über erwachsene Personen und ich bin auch ein Erwachsener, für mich war das sehr angenehm, dass ich mich nicht so zurückhalten muss wie bei einem Kinderbuch.
Als Wiener leben Sie in Wien und in London. Wo ist Ihre Heimat?
Wien ist definitiv meine Heimat. Aber London ist meine zweite Heimat geworden. Ich bin also ein Europäer.
Welchen Bezug haben Sie zu Salzburg?
Es sind viele Knickerbocker hier geschrieben worden. Weil ich hier liebe Freunde habe, zu denen ich mich oft zurückgezogen habe, Kurt und Brigitte Kaindl von der Galerie Fotohof sind ganz langjährige Freunde von mir.