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Unfall in Nashornanlage im Zoo Salzburg: Pflegerin getötet, ihr Mann wurde schwer verletzt

Im Salzburger Zoo ist es Dienstagfrüh zu einem tödlichen Arbeitsunfall gekommen. Der Vorfall hat sich in der Nashornanlage ereignet. Dabei wurde eine Pflegerin (33) getötet und ihr Ehemann, er arbeitet im Zoo ebenfalls als Pfleger (34), schwer verletzt. Der Zoo bleibt am Dienstag geschlossen. Die Ermittlungen laufen.

Zoochefin Sabine Grebner bei der Pressekonferenz, an der auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl, und die Sprecherin des Roten Kreuzes, Roberta Thanner, teilnahmen.
Zoochefin Sabine Grebner bei der Pressekonferenz, an der auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl, und die Sprecherin des Roten Kreuzes, Roberta Thanner, teilnahmen.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Archivbild aus der Nashornanlage.
Archivbild aus der Nashornanlage.
Zoochefin Sabine Grebner bei der Pressekonferenz.
Zoochefin Sabine Grebner bei der Pressekonferenz.
Der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl bei der Pressekonferenz.
Der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl bei der Pressekonferenz.

In der Nashornanlage im Zoo Salzburg ist es am Dienstag in der Früh kurz nach Dienstantritt der Tierpflegerinnen und -pfleger zu einem tragischen Unfall gekommen. Die 1,8 Tonnen schwere und 30 Jahre alte Nashornkuh Yeti ist bei der täglichen Pflege plötzlich auf eine 33-jährige Tierpflegerin losgegangen, die seit 2014 im Zoo tätig war. Als daraufhin ein anderer Pfleger das Tier vom Inneren des Nashornhauses in die Außenanlage lassen wollte, griff das Nashorn auch ihn an. Die in Salzburg wohnhafte Tierpflegerin aus Bayern wurde so schwer verwundet, dass sie noch an der Unfallstelle ihren Verletzungen erlag. Der verletzte Pfleger ist laut Angaben der Polizei ihr Ehemann.

Der 34-Jährige, der seit 2008 im Zoo arbeitet, erlitt eine Oberschenkelhalsfraktur, er wurde mit der Rettung ins Uniklinikum Salzburg gebracht, wo er am Dienstag operiert wurde. Der Mann schwebt nicht in Lebensgefahr. Das Rote Kreuz schickte ein sechsköpfiges Kriseninterventionsteam, das die Angehörigen sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zoo betreute.

Die 33-Jährige hatte an diesem Tag Dienst bei den Nashörnern und war dabei, das Tier routinemäßig mit einem Insektenstift einzuschmieren. Nashörner würden sehr empfindlich auf Insektenstiche reagieren, erläuterte Zoodirektorin Sabine Grebner bei einem Mediengespräch. Daher würden die Tiere zwischen März und Oktober täglich mit einem Insektenschutzmittel eingeschmiert. Vermutlich bei dieser Arbeit attackierte das 30 Jahre alte Nashornweibchen Yeti die Pflegerin aus noch unbekanntem Grund im Nashornhaus 1, in dem in einem eigenen Bereich auch die 16 Jahre alte Nashornkuh Tamu und ihre drei Jahre alte Tochter Tamika leben. Tamika wird bald in einen anderen Zoo übersiedeln. Außerdem lebt in der Anlage in einem eigenen Haus ein Nashornbulle. Die Tiere sind laut Grebner das Handling durch die Pflegerinnen und Pfleger gewohnt. Sie seien kooperativ und würden auf Rufe reagieren. "Man kann ihnen zum Beispiel auch ohne Narkose Blut abnehmen."

"Sie war bei den Tieren sehr vorsichtig und bedacht"

Die 33-Jährige erlitt Verletzungen im Bereich des Brustkorbes. Die sofort nach Eintreffen des Notarztes kurz vor 7 Uhr eingeleiteten Wiederbelebungsversuche brachten keinen Erfolg, die Frau starb noch am Unfallort. "Sie war im Umgang mit den Nashörnern sehr vorsichtig und bedacht und sie hatte ein extrem gutes Gespür für Tiere", sagte Grebner. Die Pflegerin sei besonders routiniert im Umgang mit den Tieren gewesen. "Bei ihr waren die Nashörner besonders kooperativ." Auch der verletzte Pfleger sei sehr routiniert und erfahren.

Kollegen hatten die Pflegerin entdeckt und die Rettung alarmiert. Grebner stellte es dem Team frei, am Dienstag nach Hause zu gehen. Insgesamt arbeiten im Zoo 27 Tierpflegerinnen und -pfleger, das mit der Pflege der Nashörner betraute Kernteam umfasst fünf Leute.

Es werde vorerst keine besonderen Maßnahmen im Umgang mit Yeti geben, betonte Grebner. Die Nashornkuh verbrachte den Vormittag in der Außenanlage.

Der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg und Landesveterinärdirektor Josef Schöchl.
Der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg und Landesveterinärdirektor Josef Schöchl.
Zoochefin Sabine Grebner.
Zoochefin Sabine Grebner.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Tödlicher Unfall in der Nashornanlage im Zoo Salzburg.
Zoochefin Sabine Grebner und der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl.
Zoochefin Sabine Grebner und der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl.

Grebner sagte, die genauen Umstände, wie es zu dem Unfall gekommen sei, müssten erst ermittelt werden. Es werde auch versucht zu eruieren, ob besondere Vorkommnisse in der Nacht Yeti aufgebracht hätten. Es würden auch alle Sicherheitsbestimmungen evaluiert, und sollten sich hier Möglichkeiten zur Optimierung zeigen, werde man diese natürlich umsetzen. Die Nashornanlage sei erst heuer von der europäischen Zoo-Organisation geprüft worden. Dabei sei auch die Sicherheit kontrolliert worden. "Es wurde alles für korrekt befunden."

Nashörner seien auf jeden Fall grundsätzlich sanfte und schlaue Tiere, nur ihr Gewicht mache den Umgang mit ihnen schwierig. Yeti lebt seit 2009 im Zoo Salzburg, zuvor lebte sie in einem Reservat in Afrika. Bisher hat es laut Grebner im Zoo Salzburg nie Vorkommnisse mit Nashörnern gegeben.

Grebner äußerte beim Mediengespräch auch ihr tiefes Bedauern und sprach den Angehörigen der Bayerin ihr tiefes Mitgefühl aus. In der Geschichte des Zoos habe es noch nie einen so schweren Unfall gegeben. Der Zoo bleibt auch am Mittwoch geschlossen.

Im Namen des ganzen Zooteams sprach auch der Aufsichtsratsvorsitzende des Zoo Salzburg, Josef Schöchl, den Angehörigen sein Mitgefühl aus. "Wir sind hier im Zoo wie eine große Familie." Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien tief betroffen.

Tödliche Unfälle in Österreichs Zoos: Eine Rückschau bis 1991

13. Juni 1991: Ein Pfleger wird im früheren Safaripark Gänserndorf (Bezirk Gänserndorf) im Raubtiergehege von einem Tiger angefallen und tödlich verletzt. Die Leiche des Mannes wird rund zehn Meter von seinem Pkw entfernt gefunden. Zuvor war der Mann entgegen den Bestimmungen des Tierparks in dem Gehege aus seinem Auto gestiegen.

5. März 2002: Eine Mitarbeiterin stirbt nach einem Genickbiss durch einen Jaguar im Wiener Zoo Schönbrunn während der Vorbereitungen für die Fütterung. Der damalige Zoodirektor Helmut Pechlaner wird bei einem Versuch, die Frau zu retten, an der Hand gebissen und verletzt. Im Zuge der Untersuchungen wird entdeckt, dass die Frau übersehen hatte, die Türen zwischen dem Boxenbereich und dem Gehege zu schließen.

20. Februar 2005: Der 1600 Kilogramm schwere, vier Jahre alte Elefantenjungbulle Abu rammt einem Pfleger im Wiener Tiergarten Schönbrunn im Zuge der Morgendusche seine Stoßzähne in die Brust sowie in den Bauch und fügt ihm einen offenen Schädelbruch zu. Der Mann gilt zur damaligen Zeit als einer "der besten und erfahrensten Elefantentrainer Europas", wie es vom Zoo heißt. Das Elefantenhaus bleibt daraufhin für eine Woche geschlossen. Die Ermittlungen der Polizei ergeben, dass der Vorfall nicht vorherzusehen gewesen sei.

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