Am Samstagnachmittag, gegen 16:45 Uhr, lösten sich im Bereich der Großarler Landesstraße etwa 300 Tonnen Geröllmassen und rutschten in die Liechtensteinklamm. Dort wurde beim "Tiefblick" der Fußweg komplett verschüttet. 17 Besucher der Klamm (aus Österreich, Deutschland und Ungarn) und ein Hund wurden dadurch eingeschlossen. Vier weitere Personen aus Indien, die zum Zeitpunkt dort unterwegs waren, wurden durch die herabfallenden Steine leicht verletzt und konnten selbst den Rückweg antreten. Sie wurden vom Roten Kreuz vor Ort versorgt.
Die eingeschlossenen Besucher konnten von den Bergrettern aus St. Johann, Grossarl und Hüttschlag über einen Notsteig zur Landesstraße begleitet werden. Sie wurden von den Bergrettern durch Helme und Gurtzeug ausgestattet und mittels einem Seilgeländer aus der Klamm gebracht. "Der Steig ist sehr ausgesetzt und es herrschte starke Steinschlaggefahr, deshalb haben wir die Leute einzeln herauf gebracht", so der Pongauer Bezirksleiter der Bergrettung, Coen Weesjes.
Liechtensteinklamm bleibt vorerst geschlossen
Da noch nicht klar ist, ob noch weitere Gesteinsmassen abgehen könnten, bleibt die Klamm bis auf weiters geschlossen, sagt St. Johanns Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP) gegenüber den SN. Am Montag soll in einer Sitzung das weitere Vorgehen entschieden werden. "Wir müssen die Situation jetzt erst einmal analysieren. Wichtig ist vor allem, dass niemand schwerer verletzt wurde. Es freut mich auch, dass der Einsatz so reibungslos geklappt hat. Ich danke allen Helfern dafür."
Das Ausmaß des Erdrutsches sei jedenfalls extrem, sagt Mitterer. Laut Geologen seien 200 Kubikmeter an Gesteinsmassen abgegangen. Es gebe Schäden an der dortigen Infrastruktur." Da dort so viele Touristen unterwegs sind, können wir wirklich froh sein, dass nicht mehr passiert ist." Nun gelte es zu klären, wie die Besucher die Klamm künftig unbeschadet begehen könnten. "Der ganze Hang scheint sehr labil zu sein. Es wird nicht einfach, hier eine Lösung zu finden."
Die Liechtensteinklamm wird von der Gemeinde betrieben. Es sei wohl damit zu rechnen, dass sie für einen längeren Zeitraum geschlossen bleibe, sagt Mitterer.
Die Ursache des Felsrutsches
Im Bereich des so genannten "Tiefblicks" rutschte unterhalb einer Brücke gegen 17 Uhr auf der Großarler Landesstraße ein großer Felsen in die Liechtensteinklamm. Teile der Brücke wurden beschädigt, die Brücke musste gesperrt werden. Die hohen Temperaturen dürften die Ursache für den Felssturz gewesen sein, sagt Landesgeologe Rainer Braunstingl. "Dunkle Gesteinsschichten haben sich wegen der Sonneneinstrahlung ungleichmäßig ausgedehnt. Das brachte den ohnehin schon labilen Hang zum Rutschen."
Großarler Landesstraße bis 19 Uhr gesperrt
Der Landesgeologe wurde zur Unglücksstelle gerufen. Er begutachtete die Brücke. Die Großarler Landesstraße musste für knapp zwei Stunden lang komplett gesperrt werden und war gegen 19 Uhr zunächst einspurig befahrbar.