Die Katta-Affen beobachten die Szene mit Argwohn. Vor der Pinguinanlage wurde ein Buffet aufgebaut - Ehrengäste, Paten der neuen Zoobewohner und Medienvertreter sind gekommen und blicken sich neugierig um. Wo stehen die Transportboxen, aus denen in den nächsten Minuten zehn Brillenpinguine watscheln werden?
Ein Katta schleicht sich ans Buffet, ein anderer zupft an Plakaten, ein dritter reißt eine Tischdecke samt Blumenvase von einem der Stehtische. Doch es hilft alles nichts: Die Stars des Tages sind die neuen Zoobewohner, für die sonst viel beachteten Kattas hat jetzt keiner einen Blick übrig.
Tierpfleger setzen die Transportbox vor dem Pool ab. Sie entfernen zuerst die Trennwände und öffnen dann die Kiste. Der erste Pinguin tritt nach draußen, dicht gefolgt von drei Artgenossen. Sie strecken ihre Köpfe in die Höhe - so als wollten sie sich einen Überblick über die Anlage verschaffen. Dann hat es einer eilig, er hat den 180 Kubikmeter großen Pool erblickt und steuert darauf zu. Innerhalb weniger Sekunden sind sieben Pinguine im Wasser. Eine Runde schwimmen sie mit dem Kopf über Wasser, dann tauchen sie unter.
Der Pool hat seinen Praxistest schon einen Tag vor der Anreise der Pinguine bestanden. Einige Mitarbeiter sind ins 15 Grad kühle Nass gesprungen, um ein paar Längen zu schwimmen. "Wenn man so viel Zeit und Nerven in eine neue Anlage steckt, dann ist das ein erleichternder Sprung", sagt Zoogeschäftsführerin Sabine Grebner.
Zu den Beobachtern der ersten Schritte der Pinguine gesellen sich auch Julia und Gerhard Bernegger. Zur Hochzeit vor einem Jahr hat Julia von ihrem Mann eine Patenschaft für einen der Pinguine geschenkt bekommen. "Ich wusste von ihrer Vorliebe für diese Tiere und fand, das wäre eine nette Idee", sagt der Ehemann. Dass er damit richtig lag, zeigt das Lächeln seiner Frau. "Wir glauben, unser Patenkind Kim schon entdeckt zu haben, aber die Pinguine sind sehr schnell", sagt Julia Bernegger. Mit ihren neun Artgenossen ist die Pinguindame über Nacht in einer zehnstündigen Fahrt aus dem Erlebniszoo Hannover angereist. Jeder der Pinguine trägt einen andersfärbigen Markierungsring. "Auch die Pfleger erkennen die Tiere momentan nur an ihrer Markierung", erklärt Andreas Gfrerer, Tierpfleger und Revierleiter "Afrika". Vom Zoo in Hannover habe man Informationen zu Fütterungsvorlieben einzelner Tiere erhalten - der eine fresse lieber Hering, der andere lieber Sprotte oder Lotte. Die Persönlichkeit und Charaktereigenschaften ihrer neuen Schützlinge werden die Tierpfleger aber selbst kennenlernen.
In ihren ersten Stunden in Salzburg zeigten die Tiere kaum Interesse an den angebotenen Fischen. "Anfangs werden sie nicht so viel fressen, weil sie damit beschäftigt sind, ihren neuen Lebensraum zu erkunden", sagt Gfrerer. Und der ist äußerst luxuriös. Neben dem Pool stehen den Brillenpinguinen auf ihrem 300 Quadratmeter großen Areal Bruthöhlen für jeden Geschmack zur Verfügung. Die Tiere können zwischen fertigen Nistkästen und Steinhöhlen wählen, die sie selbst mit Ästen gestalten können. Schließlich sollen sie sich wohlfühlen und - möglichst bald - für Nachwuchs sorgen. Immerhin: Einige der Neuankömmlinge haben sich schon zu Paaren zusammengetan. Läuft alles nach Plan, dann könnten sie aber sogar schon in drei bis vier Wochen Zuwachs erhalten. Zwölf Pinguine aus den Niederlanden sollen nach Salzburg übersiedeln.
Daten & Fakten
Knapp 400.000 Besucher zählte der Zoo Salzburg im Vorjahr. Heuer fehlen wegen des zweimonatigen Lockdowns von Mitte März bis Mitte Mai bereits rund 78.000 Besucher. "Das können wir nicht mehr aufholen", sagt Geschäftsführerin Sabine Grebner. Im Juni - der grundsätzlich gut gelaufen ist - fehlten die Schulklassen. Der Sommer, vor allem der August sei eine touristenstarke Zeit im Zoo - doch die werden heuer großteils fehlen. Zudem fallen sämtliche Veranstaltungen wie Kindergeburtstage oder auch der Nachtzoo aus. Das progonstizierte Minus bis Jahresende beträgt 800.000 Euro und wird von Stadt und Land Salzburg getragen.