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Klimaprotest: 1000 Schüler zogen zu Porsche und legten den Verkehr lahm

Schüler und Jugendliche aus ganz Salzburg marschierten am Freitag wieder für das Klima. Sie fordern eine Verkehrswende und brachten die motorisierten Beobachter in Bedrängnis.

Bei laufendem Motor erlebten am Freitag in der Vogelweiderstraße Auto- und Busfahrer - hinter dem Lenkrad zum Warten verdammt - hautnah den Schülerstreik fürs Klima. Mehr als 1000 Schüler, Lehrlinge und Studierende zogen auf ihrem Marsch von der Altstadt zur Porsche-Holding an der Blechkolonne vorbei. Es war der zweite globale Klimastreik der Friday for Future-Bewegung.

Die Gesichter der motorisierten Beobachter sprachen Bände. Manche schauten genervt drein, andere blickten peinlich berührt zur Seite und waren heilfroh, dass sie eine Sonnenbrille trugen. Andere wischten in plötzlicher Geschäftigkeit auf ihren Handys herum oder versuchten so zu tun, als ob es den Protestzug schlichtweg nicht gebe - was schwierig ist, wenn Pfeifen trillern und einem Schilder vor die Nase gehalten werden, die fast so groß sind wie die Windschutzscheibe und Botschaften wie diese verkünden: "Keine Autos mehr, das stärkt den Öffentlichen Verkehr."

Die Jugendlichen versuchten, die Autofahrer zum Mitmarschieren zu motivieren oder zumindest für die Verkehrswende auf die Hupe zu drücken. "Man hat schon ein schlechtes Gewissen, wenn man im Auto sitzt und die Luft verpestet", meinte eine Autofahrerin.

"Der Verkehr ist der größte Klimakiller", rief Mitorganisatorin Marion Möstl aus dem WRG Salzburg ins Mikrofon. Nur zehn Prozent der Salzburger Bevölkerung seien täglich mit den Öffis unterwegs. Der Verkehr verursache im Bundesland 40 Prozent der Treibhausgasemissionen. Pro-Kopf verursache Österreich im Straßenverkehr mehr CO2 als beinahe jedes andere EU-Land. Tendenz: Stark steigend.
Möstl und ihre Mitstreiter fordern unter anderem den sofortigen Ausbau des Öffentlichen Verkehrs bei kostenloser Nutzung und den "Rück- und Umbau der Automobilindustrie" unter Einbindung der Beschäftigten.

Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt. Dort lässt man wissen, dass der Volkswagen Konzern den Systemwechsel in der individuellen Mobilität vorantreibe und bis 2050 vollkommen CO2-neutral werden wolle - von der Flotte über die Produktion bis zur Verwaltung. Die Porsche Holding Salzburg als 100-prozentige Tochter der Volkswagen AG bekenne sich - ebenso wie der Volkswagen Konzern - ausdrücklich zum Pariser Klimaabkommen. Volkswagen habe ein umfassendes Dekarbonisierungsprogramm aufgesetzt. Dabei solle der CO2-Fußabdruck der Fahrzeug-Flotte über den gesamten Lebenszyklus hinweg bis 2025 um 30 Prozent reduziert werden.

"Wir setzen uns für eine umfassende Verkehrswende weg vom individuellen Autoverkehr hin zum Fahrrad und zum öffentlichen Verkehr ein", sagte Paul Pogadl.

Der 14-jährige Niklas Leitner aus der Neuen Mittelschule Hof reiste mit einem Transparent alleine mit dem Bus an, um mitzumarschieren. "Noch ist Zeit, aus den Fehlern zu lernen", sagt er. "Wir möchten, dass die Menschen auch in Zukunft in einer so schönen Welt leben können wir wir", sagt eine Schülerin aus der Höhere Bundeslehranstalt für Landwirtschaft in Ursprung. Sie ist mit der ganzen Klasse nach Salzburg gekommen.

Drei Schülerinnen aus dem Akademischen Gymnasium versuchen seit Beginn der Klimastreiks, im Alltag ihren Beitrag für die Umwelt zu leisten. "Wir gehen öfter in die Stadt und sammeln Müll", sagt die elfjährige Nina Höll. Sie will mit ihrer Mitschülerin Eva Lindhuber erreichen, dass am Schulbuffet Papier statt Plastik als Verpackungsmaterial verwendet wird.

Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Lara aus dem Musischen Gymnasium marschierte die neunjährige Luisa Galvan mit. Seit Beginn der Schülerdemos verzichtet sie immer wieder von sich aus darauf, mit dem Auto chauffiert zu werden. "Ich gehe zu Fuß."

An dem Schülermarsch beteiligten sich zahlreiche Erwachsene, so auch Andrea Stich aus Mondsee, die ein Plakat mit der Aufschrift "Parents for Future" in die Höhe hielt. "Ich fahre ein E-Auto und versuche so wenig als möglich mit dem Flugzeug zu verreisen."

David Kranewitter aus dem BG Zaunergasse marschiert Woche für Woche fürs Klima. Zwischen 50 und hundert Leute kommen zu den Treffen in der Altstadt. "Wir machen auch in den Sommerferien weiter", sagt der Schüler. Damit sei das Argument der Kritiker entkräftet, die den Schülern vorwerfen, sie würden nur eine Möglichkeit suchen, um Schule zu schwänzen.

Mehrere der mitmarschierenden Schüler haben folgende Vision: "Wenn am ersten Schultag nach den Ferien keiner in die Schule geht und alle solange zu Hause bleiben, bis die Politiker endlich etwas zur Rettung des Klimas tun, dann hätten wir viel erreicht."

Marion Möstl und Paul Pogadl vom WRG auf der Rednerbühne: „Der Verkehr ist der größte Klimakiller“.
Marion Möstl und Paul Pogadl vom WRG auf der Rednerbühne: „Der Verkehr ist der größte Klimakiller“.
Mit selbst gebastelten Transparenten kamen die Schüler zur Demo nach Salzburg.
Mit selbst gebastelten Transparenten kamen die Schüler zur Demo nach Salzburg.
Mit selbst gebastelten Transparenten kamen die Schüler zur Demo nach Salzburg.
Mit selbst gebastelten Transparenten kamen die Schüler zur Demo nach Salzburg.
Aus dem BG Nonntal marschierte eine ganze Klasse mit.
Aus dem BG Nonntal marschierte eine ganze Klasse mit.
Verena, Laura, Claudia, Verena, Maria, Anna, Eva-Maria, Theresa, Carolin von der HLW Neumarkt.
Verena, Laura, Claudia, Verena, Maria, Anna, Eva-Maria, Theresa, Carolin von der HLW Neumarkt.
Anette Jordan, Klimaschützerin und Umweltbeauftragte der altkatholischen Kirche Salzburg, beteiligte sich an der Kundgebung.
Anette Jordan, Klimaschützerin und Umweltbeauftragte der altkatholischen Kirche Salzburg, beteiligte sich an der Kundgebung.
Marion Möstl und Paul Pogald vom WRG machten ihrem Ärger über die schleppende Klimapolitik Luft.
Marion Möstl und Paul Pogald vom WRG machten ihrem Ärger über die schleppende Klimapolitik Luft.
Möstl und ihre Mitstreiter fordern den sofortigen Ausbau des Öffentlichen Verkehrs bei kostenloser Nutzung und den „Rück- und Umbau der Automobilindustrie“.
Möstl und ihre Mitstreiter fordern den sofortigen Ausbau des Öffentlichen Verkehrs bei kostenloser Nutzung und den „Rück- und Umbau der Automobilindustrie“.
Marion Möstl und Paul Pogald vom WRG organisierten die Demonstration
Marion Möstl und Paul Pogald vom WRG organisierten die Demonstration
Jasmin, Sandra, Sarah, Milya kamen extra aus Saalfelden, um für das Klima demonstrieren zu können.
Jasmin, Sandra, Sarah, Milya kamen extra aus Saalfelden, um für das Klima demonstrieren zu können.
Die Demonstranten marschierten über die Staatsbrücke.
Die Demonstranten marschierten über die Staatsbrücke.
Mit einem großen„Fridays for Future“-Banner an der Spitze zog der Zug durch die Linzer Gasse.
Mit einem großen„Fridays for Future“-Banner an der Spitze zog der Zug durch die Linzer Gasse.
Nicht alle Autofahrer brachten Verständnis für die Demonstranten auf.
Nicht alle Autofahrer brachten Verständnis für die Demonstranten auf.
Die Autos musste warten – nicht immer zur Freude der Autofahrer.
Die Autos musste warten – nicht immer zur Freude der Autofahrer.
Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt.
Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt.
Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt.
Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt.
Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt.
Symbolisch wurde die Porsche-Holding als Ziel gewählt.
Der Weg führte die Demostranten auch über den Alten Markt.
Der Weg führte die Demostranten auch über den Alten Markt.
Der Demonstrationszug erreichte die Zentrale des Porsche-Konzerns in der Vogelweiderstraße.
Der Demonstrationszug erreichte die Zentrale des Porsche-Konzerns in der Vogelweiderstraße.
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