"Das Leben in Salzburg ist sehr teuer"
Ein großer Pluspunkt der Wohnung ist für die drei Studierenden der für Salzburg relativ günstige Mietpreis von knapp mehr als 1000 Euro im Monat. Immer wieder betonen Vera und Isabella, wie teuer das Leben in Salzburg ist - Lebensmittel, Lokalbesuche und vor allem das Wohnen. Ein Zimmer in einer WG oder im Studentenwohnheim stellt noch die günstigste Variante dar. Einige WG-Zimmer sind ab 450 Euro pro Person erhältlich, viele erst ab 500 Euro im Monat. Ein Zimmer im Studentenwohnheim ist in der Regel etwas günstiger. Allerdings seien diese enorm überfüllt, sagt Elba Frank, die Leiterin des ÖH-Beratungszentrums.
Die hohen Zimmerpreise bemerkten Vera und Isabella bei ihrer damaligen Suche nach einem WG-Zimmer, die dann überraschend einfach verlaufen sei. Mit ihrer Vermieterin hätten sie großes Glück - mehr als 400 Euro Miete zahlt niemand von ihnen im Monat. Trotz Teuerungswelle wurde die Miete kaum erhöht, dafür stieg die Stromrechnung um 30 Euro pro Monat.
Viele Studierende haben finanzielle Belastungen zu stemmen
Mit dem Problem der gestiegenen Preise ist die junge Wohngemeinschaft nicht allein: Bei der Studierendenbefragung 2022 gaben 30 Prozent der Studierenden an, dass sie eine starke oder sehr starke finanzielle Belastung stemmen müssen. 48 Prozent haben Probleme, Studium und Beruf aufeinander abzustimmen.
Auch die drei WG-Mitglieder müssen die Vereinbarkeit von Studium und Beruf bewältigen. Vera arbeitet 20 Stunden im Verkauf, aber ganz ohne finanzielle Unterstützung durch die Familie funktioniert es nicht. Romanistikstudent David ist nebenbei als Friseur tätig und finanziert sich selbst. Die 29-jährige Isabella studiert Gesundheits- und Krankenpflege und muss viele Praktika im Krankenhaus absolvieren. Sie bekommt ein Selbsterhalterstipendium, da sie vor ihrem Studium eine Lehre in der Gastronomie gemacht und einige Jahre gearbeitet hatte. Um dieses aufzubessern, macht sie zusätzliche Nachtdienste in der Klinik.
Auch abgesehen vom Preis gibt es viele Vorteile
Am WG-Leben überzeugt Vera nicht nur der im Vergleich günstige Mietpreis: "Es ist schön, dass abends immer jemand da ist. Nach einem schlechten Tag tut es gut, mit Isi oder David zu reden." Isabella findet es toll, dass man durch die Mitbewohner neue Leute aus anderen Freundeskreisen kennenlernt. Das bringe frischen Wind in den eigenen, oft eintönigen Alltag. Trotz unterschiedlicher Tagesabläufe und Charaktere - Vera, die penible Deutsche, Isi, die sich um alles kümmernde WG-Mama, David, der Italiener mit La Dolce Vita als Mantra - funktioniere das WG-Leben sehr gut. Man nehme automatisch Rücksicht aufeinander und helfe sich gegenseitig, etwa wenn jemand krank ist.
Ein Putzplan erleichtert das Zusammenleben
So harmonisch läuft es sicher nicht in allen Wohngemeinschaften ab - immerhin kommt man nicht mit jeder Person gleich gut aus. Auch wenn Sauberkeit unterschiedlich definiert wird oder WG-Mitglieder keine Rücksicht nehmen, bietet das reichlich Konfliktpotenzial. Ein Putzplan erleichtere das Zusammenleben wesentlich. "So wird garantiert wöchentlich sauber gemacht und es erspart unnötige Diskussionen", sagt Vera. Haushaltsartikel wie Putzmittel und Toilettenpapier besorgen die drei abwechselnd, Lebensmittel kauft jeder für sich ein. "Wir kochen unsere eigenen Mahlzeiten, essen aber oft gemeinsam", erzählt Isabella.
In den zwei Jahren haben die drei Mitbewohner ein enges Verhältnis entwickelt. "Für mich fühlt es sich an, als würde ich mit Geschwistern zusammenleben", sagt Isabella schmunzelnd. Sie und David möchten längerfristig in Salzburg bleiben. Vera wird am Ende ihres Masterstudiums entscheiden, ob sie bleibt.
Abschied von der WG nehmen
Wie schwierig es ist, wenn die Zeit in der WG zu Ende geht, erlebte Studentin Sophie vor Kurzem. "Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass mir meine WG so ans Herz wächst und wie zur Familie wird", erzählt die 24-Jährige. Jetzt ist die Wohnung leer geräumt. Ein letztes Mal stehen sie und ihre zwei bisherigen Mitbewohnerinnen Nicola und Celine gemeinsam in der Wohnung in der Alpenstraße. Der Vermieter braucht die Immobilie nun für den Eigenbedarf, die Studentinnen müssen Abschied nehmen. "Ich bin schon traurig und hätte gern weiterhin in dieser Konstellation gewohnt", meint Sophie. Aber sie ist überzeugt, dass sich die Freundschaft in Zukunft nicht verlieren wird.