Gemächlich fließt die Fischach dahin. Von dem Podest, auf dem man direkt am Ufer steht, fällt der Blick auf das dicht bewachsene Waldstück gegenüber. Auch ringsum sind Bäume. Inmitten dieser wilden Idylle fühlt man sich fast wie in einem Dschungel, wäre da nicht der Blick in die andere Richtung, der einen weitläufigen Garten sowie ein charmantes dreigeschoßiges Wohnhaus offenbart.
Nähert man sich dem Gebäude - es handelt sich dabei um das ehemalige Restaurant von Fisch Krieg in Hallwang-Tiefenbach -, gelangt man von einer Holzterrasse in das Herzstück des Wohnhauses: einen 85 Quadratmeter großen Begegnungs- und Speiseraum. Willkommen im Lebenstraum der Gstachs. Doch kein Traum und keine Vision ohne Mut und ganz viel Arbeit.
Neues Leben für das 120 Jahre alte Gebäude
Der Unternehmensberater Markus Gstach (62) und seine Frau, die Psychotherapeutin Katrin Gstach-Wolkerstorfer (67), haben Gebäude und Grundstück im Jahr 2015 erworben. Zuvor hatten sie seit den frühen 1990er-Jahren in einem Reihenhaus in unmittelbarer Nähe gewohnt. Sie beobachteten den Verfall des ehemaligen Gasthauses - zuletzt wohnten dort einige Arbeiter in Untermiete - und entschlossen sich, als die Zeit reif war, das fast 120 Jahre alte Gebäude vom Vorbesitzer zu übernehmen und ihm neues Leben einzuhauchen.
Markus Gstach schildert: "Wenn wir in unserem alten Haus geblieben wären, wie hätte unsere Pensionsperspektive ausgeschaut? Reisen, Sport und natürlich die Enkelkinder. Die Perspektive hier lautet stattdessen: ein Herzensanliegen, ein Gemeinwesenprojekt verwirklichen - in einem größeren Kontext etwas gesellschaftlich Sinnvolles tun."
Die ursprüngliche Idee war es, gemeinsam mit Freunden eine Art Senioren-WG bestehend aus mehreren Wohnungen zu realisieren - doch daraus wurde nichts, weil, als es dann ernst wurde, doch niemand mehr mitmachen wollte. Alles abzureißen und einen Bungalow hinzustellen war nicht wirklich eine Option. Schnell war klar: Die Substanz des Gebäudes soll erhalten bleiben.
"Wir waren oft mit den Nerven fertig"
"Wir waren zum Teil auch blauäugig. Hätten wir einige Dinge vorher gewusst, hätten wir es in der Form wahrscheinlich nicht gemacht", sind sich die beiden einig. Und Katrin Gstach-Wolkerstorfer ergänzt: "Wir waren oft mit den Nerven fertig. Ich vergleiche es mit einer Geburt: Gott sei Dank weiß man vorher nicht, wie arg es wird." Nachdem das Gebäude leer und komplett ausgehöhlt war ("eine wahnsinnige Arbeit"), begann im Jahr 2018 der große Umbau, der zusammen mit der Bau- und Möbeltischlerei Die Holzköpfe innerhalb von zwei Jahren umgesetzt wurde.