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Vom Lungau in die Filmwelt: Zederhauser verwirklicht Kindheitstraum

Michael Pfeifenberger (59) ist ein Filmemacher, der hinschaut, wo andere oftmals gerne wegsehen. Der gebürtige Zederhauser hat seinen Kindheitstraum verwirklicht: Regisseur und Drehbuchautor zu werden.

Michael Pfeifenberger während Dreharbeiten zum Film 011 Beograd.
Michael Pfeifenberger während Dreharbeiten zum Film 011 Beograd.

Schon früh zeigte sich seine kreative Ader. Als Kind schrieb er Theaterstücke, teilte Freunden Rollen zu, verkleidete sie und verlangte auch schon mal einen Schilling dafür. Doch der Weg in die Filmwelt war nicht einfach.

Zunächst arbeitete Pfeifenberger als Finanzbeamter, bevor er nach Wien zog. Dort traf er auf den österreichischen Regisseur Peter Patzak und begann bald als Regieassistent, etwa beim politischen Film mit Peter Maffay: Gefangen im Jemen (1999). Bekannt ist der Lungauer für seine eindringlichen Werke und seinen Mut, sich schwierigen Themen zu stellen. "Es sind oft Geschichten, die mich gesellschaftspolitisch beschäftigen und interessieren", erklärt Pfeifenberger. Sein erster Kinofilm, Thanksgivin' - Die nachtblaue Stadt (1999), mit Marianne Sägebrecht, wurde international gefeiert und war ein Startschuss seiner Karriere. Pfeifenberger widmet sich historischen Themen und den sogenannten Outcasts - Menschen oder Minderheiten am Rand der Gesellschaft. Mit 011 Beograd (2003), einem Kultfilm über Jugendliche nach dem Balkankrieg, und der Polit-Satire Todespolka (2010), die international für Aufsehen sorgte, machte er sich einen Namen und erhielt unter anderem den mexikanischen Filmpreis und den European Media Award für filmästhetische Radikalität. Ebenso mit dem vielfach preisgekrönten Filmessay Josef Winkler - Der Kinoleinwandgeher (2008), der in Mexiko und Indien gedreht wurde. Pfeifenberger ist sowohl fürs Fernsehen als auch Kino aktiv: Unter anderem drehte er mit Thomas Brezina die ORF-Kinderserie Tom Turbo, worauf sogar zwei Folgen im Lungauer Schloss Moosham und Schloss Mauterndorf gedreht wurden. Oder der Dokumentarfilm Desert Kids (2016) porträtiert das interkulturelle Zusammenleben jüdischer und palästinensischer Kinder und Jugendlichen in Israel. Zu seinen aktuellen Projekten zählt die Verfilmung von Elisabeth Eschers Roman Fenster zum Himmel, der die Missstände in österreichischen Kinderheimen der Nachkriegszeit beleuchtet. Im Februar 2025 präsentiert Pfeifenberger in Mexiko eine Retrospektive seiner Werke und leitet Filmseminare an der Kunstuniversität Colima. Danach beginnt er die Recherche für sein nächstes Filmprojekt Stadt der Frauen - Juchitán, ein Film über eines der letzten echten Matriarchate der Welt.

Trotz internationaler Erfolge bleibt Michael Pfeifenberger seiner Heimat tief verbunden: "I kim immer gern in de Hoamat, ess' a Lebermuas bei da Mama und besuch mei Familie", erzählt er lächelnd.

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