Im Salzburger Landesskimuseum in Werfenweng wurde am Sonntag eine Ausstellung eröffnet, die an den Erfinder der Stahlkante erinnert - denn die Idee hatte Rudolf Lettner vor genau 100 Jahren. Die von Museumschef Hans Müller initiierte Gedenktafel sollte am Samstag zur Tauernscharte gebracht werden, das Wetter ließ dies aber nicht zu, man wird den Transport nachholen.
Zurück zu Rudolf Lettner. Wochentags saß der aus Bad Ischl stammende Kassendirektor der Saline Hallein über Salzregistern, Rechnungsabschlüssen und Kassajournalen, die Freizeit gehörte dem Skilauf. Schon 1913 gewann er ein Springen in Bad Ischl. Im Dezember 1917 ging es von der Wengerau über die Söldenhütte auf das Plateau des Tennengebirges. Wegen des schlechten Wetters begann Lettner mit der Abfahrt und rutschte bei der vereisten Tauernscharte aus. Dass er den Absturz glimpflich überstand, war großes Glück - und ließ ihn zu einem Pionier des modernen Skilaufs werden.
Im Jahr 1932 schrieb er in der Zeitschrift "Schiläufer": "Auf glatten Hängen scheitert man an der zu geringen Härte der Holzkanten. Also kam ich drauf, sie durch an den Seitenkanten angebrachte Stahlschienen scharf zu machen." Ein alter Bergfreund, Ingenieur Endres, montierte ihm die ersten "Lettner-Kanten". Skikameraden belächelten ihn, weil diese neuen Kanten ja "nicht einmal aus Norwegen stammten" - und aus Sicht der Zeitgenossen schon deshalb nichts wert waren.
Nach vielen Jahren des Tüftelns reichte Lettner 1926 zwei Patente ein, die 1928 genehmigt wurden; nur langsam wich die Skepsis der sogenannten Experten. Die entscheidende Wende kam 1930 bei den Akademischen Weltmeisterschaften in Davos. Die Österreicher mit den Gebrüdern Lantschner an der Spitze belegten die ersten vier Plätze, sie hatten mit den Eisenkanten enorme Vorteile auf den steilen, abgefahrenen und teils vereisten Pisten. Als die heimischen Asse wie die Gebrüder Hans und Max Hauser von der Zistelalm oder Markus Maier, der Berchtesgadener Franz Pfnür (Olympiasieger 1936) und seine bayerischen Freunde die Stahlkante endgültig hoffähig gemacht hatten, war die Erfindung akzeptiert - gut 15 Jahre nach der Idee. "Es ist mir eine ganz besondere Freude, dass ich damit dem Skilauf einen großen Dienst erwiesen habe und zur Hebung des skisportlichen Ansehens Österreichs im Ausland indirekt beitragen konnte", schrieb Lettner später in einem Artikel. Verdient hat er mit seiner Erfindung nichts, er starb 1975.
Rudolf Lettners Tochter Käthe wurde 1928 bei den allerersten ÖSV-Damenmeisterschaften Zweite in der Abfahrt und stand bis 1935 noch fünf Mal auf dem Stockerl bei österreichischen Titelkämpfen.