Sehr viele Menschen zieht es in die Berge. Manche Tour beginnt deshalb mit voll belegten Wanderparkplätzen, falls am Startpunkt überhaupt Parkplätze zur Verfügung stehen. SN-Wanderexperte Christian Heugl nutzt deshalb inzwischen Bus und Bahn, wenn es geht. "Außerdem kann in Zeiten des Klimawandels jeder mit einem angepassten Freizeitverhalten einen Beitrag leisten", sagt Heugl. "Nicht, dass man 100 Kilometer mit dem Auto fährt, um dann am Ziel eine Stunde herumzurennen." Und die Wandertour mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist für Heugl auch eine Rückkehr zum Reisen wie früher, wo schon die Anfahrt ein Teil des Erlebnisses war. In seinem neuen Wanderbuch "Startpunkt Haltestelle" beschreibt Heugl 50 solche Touren in Salzburg und im angrenzenden Oberösterreich.
Der große Vorteil beim Wandern ohne Auto ist, dass man nicht zum Ausgangspunkt zurück muss. So bieten sich reizvolle Überschreitungen an, die mit dem Auto kaum machbar wären, außer man reist mit zwei Autos an. Eines der Beispiele im Buch ist die Wanderung von der Rudolfshütte im Uttendorfer Stubachtal über das landschaftlich sehr schöne und weniger begangene Kapruner Törl zum Stausee Mooserboden im Kapruner Tal, wo man wieder einen Busanschluss hat. Das ist eine der anspruchsvolleren Touren im Buch. Viele sind leicht und mit Kindern machbar. Das hat auch damit zu tun, dass die Fahrpläne die Tourenlänge beschränken. Wanderungen, die einen sehr frühen Aufbruch erfordern, sind nur mit Übernachtung möglich. Und nicht jeder Ausgangspunkt sei mit dem Bus erreichbar. "Man muss sich die Zeit einteilen und genau planen", sagt Heugl. Aber daran gewöhne man sich.
Schon mit 17 schrieb er seine ersten Wanderkolumnen. Inzwischen hat er Tausende Touren beschrieben und Beiträge für rund 15 Bücher verfasst. Touren, bei denen es Interessenkonflikte gibt, meidet er. Dieses Problem habe sich durch Corona und den vor allem im Bereich der Ballungsräume großen Strom von Naturnutzern verschärft. "Teilweise sperren Landwirte Wege, wozu sie kein Recht haben. Die Wegefreiheit ist ein wertvolles Gut, das geschützt werden muss. Das ist eine wichtige Aufgabe der alpinen Vereine." Vom Wanderer müsse man im Gegenzug verlangen, dass er sich verantwortungsbewusst verhalte. Ebenfalls Konfliktpotenzial schaffen Radfahrer auf Wanderwegen. Heugl tritt dafür ein, dass man Biker und Wanderer trennt, wo das möglich ist. Andererseits ist es für ihn unverständlich, dass Radfahrer von Forststraßen verbannt sind.
Der Salzburger hat Sport und Geschichte studiert. Das Interesse an der Geschichte sieht man auch in seinen Führern, in denen man viel über Kleinode am Wegesrand erfährt, zum Beispiel die römischen Meilensteine in Tweng. Er will nicht nur den Wegverlauf schildern. Rund zwei Mal in der Woche wandert Heugl. "Wenn das nicht möglich ist, werde ich unruhig." Trotzdem gebe es noch weiße Flecken auf seiner persönlichen Wanderkarte, vor allem in den Hohen Tauern.
Der Wanderführer von Christian Heugl ist im Verlag Anton Pustet erschienen und kostet im Buchhandel 22 Euro.