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Warnung vor Abzocke mit Teppichen

Eine Pensionistin sollte 3800 Euro für eine Teppichreinigung zahlen. Die Arbeiterkammer bekommt täglich Anrufe wegen dieser Masche.

Ingrid Murauer-Penzinger mit Hund Vicky: „Bei diesem Geschäft hat mich der Teufel geritten.“
Ingrid Murauer-Penzinger mit Hund Vicky: „Bei diesem Geschäft hat mich der Teufel geritten.“

Im Nachhinein kann sich Ingrid Murauer-Penzinger nicht erklären, warum sie dem dubiosen Geschäft zugestimmt hat. Jahrelang hat die 75-jährige Pensionistin bei der Bank gearbeitet. "Da hatte ich einen echten Riecher für Geschäfte, die nicht ganz in Ordnung sind. Aber bei dieser Teppichreinigung hat mich der Teufel geritten."

Über ein Flugblatt sei sie auf ein Angebot für eine besonders günstige Reinigung aufmerksam geworden. "Dort stand auch, dass die Teppiche abgeholt werden. Da bin ich dann mürbe geworden und habe angerufen."

Als ein Mann der Firma schließlich vor ihrer Tür stand, habe sie gleich ein schlechtes Gefühl gehabt. "Er hat mich gebeten, meinen Hund wegzusperren. Da hätte ich stutzig werden müssen." Er überredete sie, gleich mehrere Teppiche ausbessern zu lassen, obwohl sie nur ein Stück reinigen lassen wollte. Ein besonders alter Teppich sei ein echtes Sammlerstück, habe der Mann gesagt. "Er meinte, der sei bis zu 12.000 Euro wert, eine teure Restaurierung lohne sich." Die Pensionistin willigte schließlich ein, dass die Teppiche mitgenommen werden. "Eigentlich wollte ich nur noch, dass dieser Mann wieder geht." Er ging mit den Teppichen und ließ einen Lieferschein da. 3800 Euro stand da drauf.

Ingrid Murauer-Penzinger wandte sich an die Arbeiterkammer. Dort werden derzeit sieben ähnliche Fälle bearbeitet: In allen werden stark überzogene Preise für eine Reinigung verlangt, teilweise wurden Anzahlungen getätigt. Die Methoden seien rechtlich höchst bedenklich, sagt Konsumentenschützerin Bettina Pichler. "Ich kann nicht einfach für eine Reinigung den zehnfachen Preis verlangen." Dabei könne man sich einfach wehren, auch wenn der Teppich schon weg ist. "Zumeist werden die Leute nicht über ihr Rücktrittsrecht bei einem Haustürgeschäft aufgeklärt. In so einem Fall kann ich ein Jahr lang von dem Geschäft zurücktreten und mein Geld verlangen. Auch wenn der Teppich schon gereinigt wurde."

Ähnliche Fälle, bei denen für Teppichreinigungen stark überhöhte Preise verlangt worden seien, habe es immer wieder gegeben, sagt die Konsumentenschützerin. "Was mich daran besonders stört: Es sind meist ältere, alleinstehende Personen, die dann unter Druck gesetzt werden, diese Geschäfte abzuschließen."

Mittlerweile rate sie allen Betroffenen dazu, zur Polizei zu gehen. In Salzburg hätten Kriminalisten im vergangenen Jahr in ähnlichen Fällen wegen gewerbsmäßigen Betrugs ermittelt, sagt Polizeisprecherin Irene Stauffer. "Die Tätergruppe bildete eine kriminelle Organisation und war gut strukturiert." Die Ermittlungen wurden wegen insgesamt 19 Betrugsfällen geführt und sind mittlerweile abgeschlossen. Jetzt ist die Staatsanwaltschaft am Zug.

Dass es sich bei den aktuellen Fällen um die gleiche Gruppe handle, sei unwahrscheinlich, sagt Stauffer. Sie rät dazu, ein Geschäft, bei dem man sich unsicher sei, der Polizei zu melden. "Es könnte Sachwucher oder gewerbsmäßiger Betrug vorliegen."

Ali-Reza Mesgarzadeh vom gleichnamigen Teppichfachgeschäft sieht durch solche Umtriebe den Ruf seiner Branche in Gefahr. Tricks mit Teppichreinigung gebe es leider im gesamten deutschsprachigen Raum. Er warnt vor Billigangeboten. "Um 8,90 Euro pro Quadratmeter kann es keine kostendeckende Teppichreinigung geben." Er rät, sich einen Kostenvoranschlag geben zu lassen, auf dem die einzelnen Posten detailliert aufgeschlüsselt sein müssen.

Ingrid Murauer-Penzinger möchte nun andere Betroffene dieser Geschäftsmethoden warnen. In einem Fall hat sie das auch schon getan: Der Vertreter ließ aus Versehen einen zweiten Lieferschein von einem anderen Kunden bei ihr liegen. Der sollte 6000 Euro zahlen. "Ich rief den Mann gleich an. Er war froh darüber und wandte sich auch gleich an die Arbeiterkammer."

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