Mit einer in dieser Form weltweit erstmals durchgeführten Operation konnte ein Team von mehreren Abteilungen des Salzburger Universitätsklinikums das jahrelange Leiden einer 53-jährigen Frau beenden. Die Innviertlerin litt an einem sogenannten Meningeom: Dabei handelt es sich um einen gutartigen, aber wachsenden Tumor, der zuletzt dazu führte, dass die Frau am linken Auge erblindete und ihren Alltag nur mehr mit Schmerzmitteln ertragen konnte.
19-köpfiges Team operierte 22 Stunden
Vergangene Woche wurde die Operation von einem Team der Abteilungen für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen (HNO), der Mund- Gesichts- und Kieferchirurgie, der Neurochirurgie und Orthopädie/Traumatologie durchgeführt. Erstmals wurden dabei zwei Hightech-Systeme für den OP-Saal verbunden: Zum einen wurde ein digitales Navigationssystem namens "Curve" eingesetzt, mit dem laufend der Status der Tumorentfernung kontrolliert werden konnte. "Wir konnten so wichtige benachbarte Strukturen wie Gefäße und Nerven schonen und das in Regionen, die nur sehr schlecht einsehbar sind", sagt Kieferchirurg Simon Enzinger. Das digitale Ring-Röntgensystem "LoopX" des Salzburger Unternehmens medPhoton lieferte dazu zum anderen hochaufgelöste Bilder bei gleichzeitig geringer Strahlenbelastung für die Patientin.
Fünf Chirurgen operierten gleichzeitig
Die Verbindung dieser Technologien machte es möglich, dass die Oberösterreicherin von fünf Chirurgen gleichzeitig operiert werden konnte: Am Schädel wurden die betroffenen Bereiche operativ entfernt und zum einen durch Implantate aus Kunststoff und zum anderen durch ein Knochen- und Hauttransplantat ersetzt, das während der OP aus dem Oberschenkel entnommen wurde. "Die Kunststoffimplantate haben gegenüber Titan den Vorteil, dass sie bei weiteren Untersuchungen die Bildgebung nicht einschränken", erklärt Professor Alexander Gaggl, Vorstand der Uniklinik für Kieferchirurgie. Diese Implantate wurden auf dem eigenen 3D-Drucker vorbereitet und dann von einem externen Unternehmen nach diesen Mustern gefertigt. Knochen und Haut aus dem Oberschenkel werden vom Körper nicht abgestoßen und wurden dazu verwendet, die zerstörte Augenhöhle nachzubilden.
Auge musste entfernt werden
"Der Patientin geht es den Umständen entsprechend sehr gut", berichtet Chirurg Simon Enzinger. Man werde in weiterer Folge vom Eingriff so gut wie nichts mehr sehen. Das linke Auge musste zwar vollständig entfernt werden. Dank der neu geformten Augenhöhle kann jedoch ein Glasauge eingesetzt werden, das optisch fast nicht vom eigenen Auge unterschieden werden kann.