Lebens- und Sozialberater Wolfgang Czerny ist in seiner Arbeit des Öfteren damit konfrontiert, dass Mütter - manchmal auch Väter - vor ihrem Nachwuchs Angst haben.
Der Krimmler ist bei den "Männerwelten Pinzgau" beschäftigt. Diese Einrichtung bietet Männerberatung und Gewaltprävention an. Es geht grundsätzlich darum, Männer und Burschen ab zwölf Jahren in der Bewältigung von Krisensituationen zu unterstützen. Auch Männer, die im Konfliktfall gewalttätige Lösungen suchen, zählen zu den Klienten. Dies zeigt sich oft im öffentlichen Raum und auch in Paarbeziehungen.
"Ein wichtiger Schritt ist, die Angst beim Namen zu nennen"
Aber dass sich Eltern vor ihren Kindern fürchten müssen, wie kann es dazu kommen?
Wolfgang Czerny erzählt, wie er mit diesem Thema zu tun bekommt. "Betroffene Mütter melden sich bei mir, weil es Probleme mit ihrem Kind gibt. Der Bursche verlässt zum Beispiel während des Unterrichts die Schule und geht nach Hause. Ein anderer Jugendlicher passt sich in der Lehre nicht an und wieder ein anderer schlägt seine Freundin. Die Mütter machen sich Sorgen, erzählen mir davon und möchten, dass der Sohn zur mir in die Beratung kommt. Das will der junge Mann aber natürlich nicht und so lade ich die Mütter zu Beratungsgesprächen ein. Und im Laufe dieser Gespräche kristallisiert sich heraus, dass das ursächliche Problem in der Erziehung liegt - in einer verloren gegangenen Autorität. Wenn ein ,Nein' regelmäßig zu einem ,Ja' wird. Damit Kinder ihren Willen bekommen, setzen sie aus ihrer Sicht ganz legitime Mittel ein: Sie schreien, sie werden beleidigend, sie zerstören Sachen. Sie treten und sie schlagen. Wenn Eltern nicht Stopp sagen, nicht konsequent sind und stattdessen ständig nachgeben, kommt diese Negativspirale immer mehr in Schwung. Eben bis dahin, dass sich die Mutter oder der Vater fürchten muss, weil das Ganze eine echte Gewaltdimension angenommen hat. Ein wichtiger Schritt in der Beratung ist bereits getan, wenn sich Betroffene das selbst eingestehen können. Wenn dieses Tabu, dieser ,Elefant im Raum', einmal ausgesprochen wird. Dann können Strategien ausgearbeitet werden, um sich selbst zu schützen und damit auch dem Kind zu helfen. Ich appelliere an Betroffene, sich zu trauen und Hilfe in Anspruch zu nehmen."
"Der Weg zur Gewalt ist mit guten Absichten gepflastert"
Der PN-Gesprächspartner betont, dass es in Beratungsgesprächen keineswegs um Schuldzuweisungen geht. "Wir Eltern wollen immer alles richtig machen und meinen es natürlich gut mit unseren Kindern. Aber der Spruch: ,Der Weg zur Hölle - in diesem Fall zur Gewalt - ist gepflastert mit guten Absichten', hat durchaus seine Berechtigung."
Welche Erziehungstipps kann Wolfgang Czerny trotzdem geben? "Hilfreich ist es, wenn die Mutter nicht die Autorität des Vaters schwächt oder auch umgekehrt. Oder wenn ein Kind partout etwas möchte, muss man ja nicht sofort Ja oder Nein sagen, sondern man kann eine Nacht lang oder auch mehrere darüber schlafen. Lässt man sich überrumpeln, weil das Kind womöglich im Beisein von ein paar Freunden sofort eine Erlaubnis will, dann sollte man sich dessen zumindest bewusst sein und dem Kind erklären, dass das Ganze beim nächsten Mal anders ablaufen muss. Wichtig ist auch, sich vor Augen zu halten, dass wir neben der Erziehungsverantwortung auch die Pflicht haben, unsere Kinder vor Gefahren zu schützen - und dazu braucht es nun mal Verbote. Man muss auch nicht immer ewig lange diskutieren und erklären oder den Kindern selbst Entscheidungen überlassen - vor allem die kleineren sind damit überfordert. Kinder wollen Grenzen gesetzt bekommen. Sie müssen lernen, Regeln zu akzeptieren. Es ist ein bisschen wie beim Fußball, wo am Trainingsplatz für das große Spiel geübt wird. Die Familie ist der Trainingsplatz für das ganze Leben."
MÄNNERWELTEN - und andere Institutionen, die Hilfe und Beratung anbieten
Männerwelten: Eine Einrichtung von "Jugend am Werk Salzburg". Die Pinzgauer Beratungsstellen befinden sich in Zell am See, Sonnengarten 1b, und in Mittersill, Lendstraße 14a. Mehr Infos und Kontakt: pinzgau@maennerwelten.at
Mitarbeiter Wolfgang Czerny und eine Kollegin aus Salzburg werden ab kommendem Herbst freie Elternabende organisieren; Thema wird unter anderem die Gewaltprävention sein.
Andere Einrichtungen im Pinzgau:
>>frauenhaus-pinzgau.at
>>Familienberatung Zell am See, Kontakt 0662/8047-6710
>>gewaltschutzzentrum.at