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Wir und unser Auto

Bernhard Straßer

Es ist schon eine Weile her, da war das Thema "Auto" ein unverfängliches Smalltalk-Thema. Die meisten Menschen haben eine emotionale Bindung zu einem/ihrem Auto und bekommen sofort leuchtende Augen. Die anderen sind zumindest schon einmal in einem gesessen. Das Auto hat uns zum Wirtschaftswunderland gemacht. Und als Dankeschön haben wir Deutschland zum Autoland gemacht. Wir verdanken dem Auto unseren Wohlstand und dafür dürfen alle Auto-Konsumenten in unserem Land ausnahmsweise so schnell über die Autobahnen flitzen, wie sie wollen. Alles war gut. Und dann kamen diese Grünen und diese Wissenschaftler und begannen unser Lieblings-Statussymbol zu diskreditieren. Verbrenner, vor allem unser ganzer Stolz, der Dieselmotor, stießen giftige Gase aus und seien mit Schuld am Klimawandel. Ganz klar, dass man sich das nicht gefallen lassen darf, wenn die uns unser Auto madig machen wollen.

Dass dann ausgerechnet dieser Elon Musk eine - zumindest antriebsmäßig - innovative Alternative auf den Markt warf, war endgültig die Apokalypse im Autowunderland. Ein Auto, das laut- und geruchlos beschleunigt - wo ist denn da der Spaß? Da waren wir Bayern und die heimische Autoindustrie uns einig, dass sich so ein Schmarrn wie ein Elektroauto nie durchsetzen wird und wir lieber technologieoffen, also beim Verbrenner, bleiben. Wer es seitdem wagt, als Smalltalkthema nur in einem Nebensatz "E-Auto" zu sagen, dem pfeift sofort auf jedem handelsüblichen Stammtisch der Gegenwind ins Gesicht.

Vorfreude auf den nächsten Party-Smalltalk

Ich glaube, ich habe alle Argumente gegen E-Autos, die es auf unserer Welt, also in Bayern, gibt, schon gehört. Warum ich mir trotzdem eines gekauft habe? Weil die Beschleunigung selbst bei Kleinwagen einfach super ist. Und weil ich nun meine eigene Tankstelle auf dem Dach habe. Die Vorstellung, dass mein kleiner roter Flitzer tatsächlich mit Sonnenenergie über die Autobahn fetzt, fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Jetzt warte ich mal ab, wann ich das erste Mal aus Strommangel am Straßenrand liegen bleibe oder die supergefährliche Batterie explodiert. Dann schwenke ich selbstverständlich sofort auf einen bayerischen Diesel um.

Aber so rein anekdotisch, ohne irgendwelche Wissenschaftler und Studien meines Vertrauens zu zitieren, kann ich schon einmal berichten: Mein kleines Elektroauto hat in mir wieder eine richtige Begeisterung fürs Autofahren geweckt und ich freue mich schon, auf der nächsten Party beim Smalltalk von meinem Auto erzählen zu dürfen.