"Das ohnehin schwierige Jahr 2020 endete für uns mit einem traurigen Paukenschlag", kommentiert Zoo-Geschäftsführerin Sabine Grebner den Verlust der 38 Jahre alten Nashornkuh, die am 31. Dezember 2020 altersbedingt eingeschläfert werden musste. Das gab der Zoo Salzburg am Mittwoch in einer Aussendung bekannt.
Noch im Sommer und Herbst dieses Jahres konnten Besucher die seit etwas mehr als 20 Jahren im Zoo Salzburg lebende "Grande Dame" der grauen Kolosse gemütlich grasend auf der Afrikasavanne bewundern. Leider war Kifarus Gesundheitszustand in ihren letzten Lebenswochen trotz intensiver medizinischer Betreuung bereits besorgniserregend. Kurz vor Jahresende erlitt sie einen gravierenden Einbruch, der ein schnelles Handeln erforderlich machte.
Mit Kifaru, die am 24. Oktober 1982 im Wild Animal Park in San Diego, USA, auf die Welt kam und von Pflegern mit der Flasche großgezogen wurde, da ihre Mutter sie nicht annahm, verliert der Zoo Salzburg zweifelsohne eine seiner herausragenden tierischen Persönlichkeiten. Aufgrund ihrer imposanten Hörner war Kifaru für Besucher schon von Weitem erkennbar und dank ihrer den Menschen zugewandten, freundlichen Art galt die Nashornkuh bei Tierpflegern und Tierfreunden als gleichermaßen beliebt. Dennoch bewies die ansonsten sehr gelassene Kifaru allzu vorwitzigen Zebras oder Rappenantilopen, die sich im Zoo mit den Südlichen Breitmaulnashörnern die Afrikasavanne teilen, hin und wieder eindrucksvoll, wer hier das Sagen hat.
Südliche Breitmaulnashörner gelten als potenziell gefährdet
Weil sich Kifaru zu ihren Lebzeiten nicht fortgepflanzt hat, gilt sie aus genetischer Sicht, als ein sehr wertvolles Tier. Deshalb wurden ihr nach ihrem Tod von Reproduktionsspezialisten des Berliner Leipniz-Instituts für Zoo und Wildtierforschung (IZW) die Eierstöcke zur Eizellengewinnung entfernt. Die künstliche Befruchtung bei Nashörnern sei, so sind sich Experten einig, auf lange Sicht die einzige Möglichkeit, die imposanten Landsäugetiere vor dem Aussterben zu bewahren. "Auf diese Weise kann Kifaru über ihren Tod hinaus einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt ihrer Art leisten", resümiert Sabine Grebner.
Südliche Breitmaulnashörner werden von der Weltnaturschutzunion mit einer Population von etwa 20.000 Exemplaren als potenziell gefährdet eingestuft, während von der Unterart der Nördlichen Breitmaulnashörner tragischerweise nur noch zwei weibliche Tiere am Leben sind. Wenn man jedoch bedenkt, dass allein die Tragzeit etwa 16 Monate dauert, der hauptsächlich in Südafrika existierende Bestand des Südlichen Breitmaulnashorns durch Wilderei jedoch seit Jahren enorm unter Druck steht, sieht die Zukunft der Dickhäuter wenig rosig aus.
Nach dem Tod Kifarus leben mit Bulle Athos (18) sowie den Kühen Yeti (21) und Tamu (15) aktuell drei erwachsene Breitmaulnashörner im Zoo Salzburg. Komplettiert wird die kleine Familie durch Tamus Tochter Tamika, die am 3. Juni 2020 geboren wurde.