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Zwei Operatoren überwachen die Salzburger Autobahnen

Lokalaugenschein in der Tunnelwarte St. Michael: In dieser Schaltzentrale werden Tempolimits und Sperren ausgelöst, im Notfall Hilfe organisiert.

Zwei Operatoren überwachen die Salzburger Autobahnen
Zwei Operatoren überwachen die Salzburger Autobahnen
Zwei Operatoren überwachen die Salzburger Autobahnen
Zwei Operatoren überwachen die Salzburger Autobahnen

Plötzlich erscheint die Botschaft auf dem Überkopfwegweiser auf der Autobahn: "Achtung, Nässe". Gleichzeitig leuchten links und rechts neue Tempolimits auf. Ab sofort gilt Tempo 80.

All dies scheint von Geisterhand gesteuert. Ebenso die wechselnden Geschwindigkeitsbeschränkungen wegen der Luftbelastung, an die sich noch viele Autofahrer zwischen Salzburg-Nord und Walserberg werden gewöhnen müssen. Doch wo agiert diese "Geisterhand"? Die SN durften in die Zentrale, in die Tunnelwarte der Asfinag, die bei der Autobahnmeisterei St. Michael im Lungau neben der Tauernautobahn untergebracht ist.

Schon der erste Eindruck ist überwältigend: 52 Monitore prangen in dem riesigen Raum, davor sitzen zwei Operatoren mit zusätzlichen Bildschirmen, Telefonen, Funkgeräten. Der zweite Eindruck: Hier ist Elektronik inklusive Netzwerken vom Feinsten am Werk. Am Dienstag heißen die Operatoren Martin Brunner und Gerhard Egger. Ihr Überwachungsbereich erstreckt sich auf der Westautobahn ab Mondsee über Salzburg, die Tauernautobahn bis nach Kärnten. "Das sind 166,4 Streckenkilometer sowie 40,1 Kilometer, die durch Tunnel oder Röhren verlaufen", sagt Klaus Mühllechner. Er ist Regionalleiter bei der Asfinag und für die drei Tunnelwarten in Wels (OÖ), St. Michael (Salzburg) sowie Ardning (Stmk.) verantwortlich. Nicht ganz ohne Stolz erklärt er gern die Anlage: "Wir verfügen von Mondsee bis nach Kärnten über 620 Videokameras. Die neuralgischen Punkte sind auf der großen Wand zu sehen. In einem Notfall schalten sich die Kameras automatisch auf", erklärt er. "Je nachdem, welche Sensoren anschlagen."

Plötzlich gellt ein Alarmton durch den Raum. Doch die Operatoren bleiben gelassen. "Der Reittunnel ist auf Rot geschaltet, weil wir dort eine Baustelle einrichten", sagt Gerhard Egger. Am Bildschirm beobachtet er seine Kollegen, die Warnhütchen aufstellen. Nach zwei Minuten wird der Tunnel wieder auf Grün geschaltet. "Nichts Besonderes, das ist Routine", sagt Egger. Dramatischer sei es gewesen, als er den Notruf eines Autolenkers erhalten habe. Ein Kind gebe kein Lebenszeichen mehr. "Ich habe sofort über die Direktleitungen Alarm geschlagen, die Autobahn gesperrt, damit der Notarzthubschrauber ungehindert landen konnte", erzählt er. Sein Kollege Brunner hat ähnlich Dramatisches erlebt: "Eine Massenkarambolage im Hieflertunnel. Ich habe schneller als die Sensoren reagiert und alles veranlasst, damit die Rettungskräfte schnell zur Unfallstelle gelangen konnten", sagt er.

Die technische Ausrüstung an der Autobahn ist beeindruckend: Neben den 620 Kameras verlaufen in den Tunnels Sensorleitungen, die alle sechs Meter auch auf Temperaturunterschiede reagieren. "Im Falle eines Brandes können wir binnen einer Minute reagieren", sagt Mühllechner. An den Zusatzmonitoren erkennen die Operatoren auch den Stand der Löschwasserbehälter, den Druck in den Leitungen sowie der Pumpwerke und den Zustand der Beleuchtung. "Wir verfügen sogar über Sensoren, die uns im Winter Aufschluss geben, wie viel Salz auf der Fahrbahn ist und ob nachgestreut werden muss", betont der Regionalleiter.

Somit können sich die Operateure in der Regel auf die Computer und ihre Programme verlassen. Es gebe bei Regen verschiedene Nässeprogramme, die laut Verordnung dann Tempolimits auslösten. "Wir haben auch ein Seitenwindprogramm, das ähnlich funktioniert", sagt Mühllechner. Zusätzlich gebe es noch ein Harmonisierungsprogramm, das je nach Verkehrsdichte ein Tempolimit errechne, das den besten Verkehrsfluss ermögliche.

Zwölf Stunden dauert jeweils eine Schicht für jeweils zwei von insgesamt zehn Operatoren in der Tunnelwarte, die rund um die Uhr besetzt ist. Ihr Können wird alle zwei Jahre bei einer Prüfung getestet. "Wichtig ist die Konzentration, richtige Ernährung und viel Bewegung, damit man diesen Job mit viel Verantwortung auch wirklich gut machen kann", sagen die beiden einhellig.