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Ausstellung in Großarl will Demenz von Tabus befreien

Im Rahmen des Projektes "Geschenkte Augenblicke" werden im Senecura-Sozialzentrum in Großarl berührende Porträts von Bewohnerinnen und Bewohnern ausgestellt, die sie während emotionaler Gespräche zeigen.

Heim- und Pflegedienstleiter Wolfgang Gschwandl mit dem Porträt von Margareth Aichhorn, das Teil der Ausstellung ist.
Heim- und Pflegedienstleiter Wolfgang Gschwandl mit dem Porträt von Margareth Aichhorn, das Teil der Ausstellung ist.

"Porträts, die die Seele berühren", sind im Rahmen des Projektes "Geschenkte Augenblicke" im Senecura-Sozialzentrum in Großarl entstanden und werden dort nun ausgestellt. Eine Expertin führte im Frühling validierende Gespräche mit 15 Bewohnerinnen und Bewohnern des Heimes. "Bei der Validation handelt es sich um eine wertschätzende, begleitende Gesprächstechnik", erklärt Haus- und Pflegedienstleiter Wolfgang Gschwandl. Ziel der Methode, die von der US-Amerikanerin Naomi Feil entwickelt wurde, sind respektvolle Gespräche auf Augenhöhe, insbesondere mit dementen und desorientierten Personen. "Wir schulen unser Personal seit einigen Jahren darin und spüren, dass es den Umgang im Haus für die Bewohner und für unsere Mitarbeiter gleichermaßen erleichtert", sagt Gschwandl.

Wertschätzende Gespräche mit Kamera begleitet

Für das Kunstprojekt hat die zertifizierte Validationsanwenderin Maria Heidegger aus Vorarlberg 20 bis 60 Minuten lange Gespräche mit den Seniorinnen und Senioren geführt. Schwer demente Personen waren genauso unter den Gesprächspartnern wie kognitiv orientierte Menschen. "Durch die wertschätzende Gesprächsführung haben unsere Bewohner teils sehr emotionale Geschichten aus ihrem Leben erzählt", berichtet Gschwandl. Eine Dame habe etwa von schönen Skitagen in ihrer Kindheit erzählt, während ein Witwer Erinnerungen aus dem Leben mit seiner verstorbenen Ehefrau teilte.

Sabine Uher-Flatz hat die Bewohner – im Bild: Josef Huttegger – während der Validationsgespräche fotografiert.
Sabine Uher-Flatz hat die Bewohner – im Bild: Josef Huttegger – während der Validationsgespräche fotografiert.

Heidegger wurde bei den Gesprächen von Fotografin Sabine Uher-Flatz begleitet. Sie hat dabei im richtigen Moment abgedrückt und eindrucksvolle Porträts festgehalten, die die hinreißenden Emotionen der Gesprächspartner festhalten. Die Bandbreite der vielschichtigen Ausdrücke reicht von glücklich über nachdenklich bis hin zu tieftraurig. "Die Fotos zeigen unsere Bewohner höchst authentisch und genau so, wie sie sind. Einfach schön", schwärmt der Heimleiter.

Verständnis für Menschen mit Demenz

Mit dem Projekt wolle man nicht nur alte Menschen in ihrer puren Emotionalität zeigen, sondern auch Tabus brechen. "Über Demenz wird oft nicht gern gesprochen. Die Fotos zeigen, wie glücklich und zufrieden man auch mit dieser Krankheit sein kann", sagt Gschwandl. Man müsse einen wertschätzenden Umgang mit den Betroffenen fördern. "Nur so kann man verstehen, warum demente Menschen in speziellen Situationen beispielsweise aggressiv oder aufgebracht reagieren." Und genau dieses Verständnis brauche es für ein gutes Miteinander. "Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Projekt mit finanzieller Unterstützung der Gemeindeentwicklung Salzburg und unserer Sponsoren umsetzen konnten", betont der Heimleiter. Die Ausstellung im Erdgeschoß des Seniorenheims steht interessierten Besuchern in den nächsten Wochen bei freiem Eintritt offen.

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