Kathleen Morgeneyer spielt in Thalheimers stark reduzierter Version die heilige Johanna. Standhaft behauptet sie ihre Position, unbewegt verharrt sie knapp 90 Minuten an der Rampe. Johanna folgt konsequent dem göttlichen Auftrag, Frankreich zum Sieg zu verhelfen. Doch in einem Moment der Menschlichkeit, der Anteilnahme, als sie dem Engländer Lionel in die Augen blickt, wendet sich ihr Schicksal. Johanna zweifelt am mörderischen Vorgehen und verliert schlagartig ihre Position. Bislang als von Gott Gesandte verehrt, muss sie sich vom eigenen Vater als des Teufels Werkzeug verurteilen lassen.Eine Politik, die das Böse vernichtetGott wird zum Argument einer kriegsführenden Politik, die das selbst ernannte Böse vernichtet. In der schwarzweißen Ausstattung findet Thalheimer die äußere Form; blutige, beschädigte Körper sind das Resultat dieser Haltung. Die Auswirkungen auf den Geist sind jedoch weitaus dramatischer, will uns Regisseur Thalheimer sagen, wenn er die freiheitsdenkende Johanna am Ende unter einen schwarzen Kobel stellt, der ihre Gedanken in die tödliche Enge treibt.
Das Premierenpublikum bejubelte Kathleen Morgeneyer, die durch außergewöhnliche Präsenz und Sprachpräzision überzeugte. Thalheimers sehr konzeptueller Zugang fand weniger Zustimmung.
Eine ausführliche Kritik zur "Jungfrau von Orleans" lesen Sie in der Dienstagsausgabe der "Salzburger Nachrichten".









