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"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin

Am Sonntag präsentierte Michael Thalheimer im Salzburger Landestheater Friedrich Schillers Tragödie "Die Jungfrau von Orleans" als zeichenstarkes Entäußerungstheater.

"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
"Die Jungfrau von Orleans": Gottes blutige Kämpferin
Erbarmungslos laut zeigt Thalheimer seine Vorstellung vom Krieg zwischen England und Frankreich. Hier wird gebrüllt und geschrieen, aus Verzweiflung, Wut und Ratlosigkeit. Für leise, private Töne gibt es keinen Platz. Es herrscht Krieg der Stimmen, die im dunklen Raum verhallen. Nur ein feiner Lichtstrahl wirft einen hellen Kegel auf die Bühne und leuchtet die Titelheldin aus.

Kathleen Morgeneyer spielt in Thalheimers stark reduzierter Version die heilige Johanna. Standhaft behauptet sie ihre Position, unbewegt verharrt sie knapp 90 Minuten an der Rampe. Johanna folgt konsequent dem göttlichen Auftrag, Frankreich zum Sieg zu verhelfen. Doch in einem Moment der Menschlichkeit, der Anteilnahme, als sie dem Engländer Lionel in die Augen blickt, wendet sich ihr Schicksal. Johanna zweifelt am mörderischen Vorgehen und verliert schlagartig ihre Position. Bislang als von Gott Gesandte verehrt, muss sie sich vom eigenen Vater als des Teufels Werkzeug verurteilen lassen.Eine Politik, die das Böse vernichtetGott wird zum Argument einer kriegsführenden Politik, die das selbst ernannte Böse vernichtet. In der schwarzweißen Ausstattung findet Thalheimer die äußere Form; blutige, beschädigte Körper sind das Resultat dieser Haltung. Die Auswirkungen auf den Geist sind jedoch weitaus dramatischer, will uns Regisseur Thalheimer sagen, wenn er die freiheitsdenkende Johanna am Ende unter einen schwarzen Kobel stellt, der ihre Gedanken in die tödliche Enge treibt.

Das Premierenpublikum bejubelte Kathleen Morgeneyer, die durch außergewöhnliche Präsenz und Sprachpräzision überzeugte. Thalheimers sehr konzeptueller Zugang fand weniger Zustimmung.

Eine ausführliche Kritik zur "Jungfrau von Orleans" lesen Sie in der Dienstagsausgabe der "Salzburger Nachrichten".

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