Im Herbst 1815 tritt der junge Kooperator Joseph Mohr in Mariapfarr seine erste Dienststelle am Pfarrhof an. Der Lungau ist verarmt, Missernten und Krieg haben ihre Spuren hinterlassen, der junge Kooperator ist in Mariapfarr mehr als gefordert. Und doch berührt er mit seiner leutseligen Art die Menschen, versteht die Keuschler, die Armen und die Kinde.
Die neue regionalhistorische Theaterproduktion von Theater MOKRIT spürt Joseph Mohr und der Entstehung des Gedichtes Stille Nacht. "Und zwar fernab von Weihnachtstrubel und Christkindlvermarktung", sagt Regisseur Robert Wimmer.
Peter Klammer, Historiker, Pädagoge und Autor aus Mariapfarr hat erhoben:
"Im Jahr 1811 wurde ein Verzeichnis jener Personen erstellt, die aus der Verlassenschaft des verstorbenen Pfarrers von Mariapfarr, Petrus Kröll, ein Almosen erhalten sollten. Diese weit über hundert Armen lebten in den 22 Dörfern, 16 Weilern und 47 Einöden der Pfarre. Auch Joseph Mohr, der Großvater des Stille Nacht-Dichters, war darunter. Er lebte zu diesem Zeitpunkt in der Scharglerkeusche in Stranach und wurde ausdrücklich als "sehr arm" bezeichnet.
Schreckliche Missernten prägten die Jahre 1812, 1813 und 1814. Schneedruck und heftige Reife führten dazu, dass an Getreide fast gar nichts geerntet werden konnte. Das Wenige, das die Bauern einführten, war vom Frost so geschädigt, dass es zur Vermahlung ungeeignet war. Hunger und Not nahmen überhand, nicht nur im Lungau, sondern auch im übrigen Salzburg, das damals zu Bayern gehörte. So meinte im April 1815 ein bayerischer Beamter in Mauterndorf - in seiner Heimat Besseres gewöhnt - dass die Lage der meisten Bewohner im Lungau erbarmungswürdig und unglaublich elend sei: Nur wer sich in die Häuser begebe, könne sich einen Begriff von der Armut machen. Manche nähmen Nahrung zu sich, die gewiss viele Hunde in den Städten verschmähten.
Im Herbst 1815 kam der junge Aushilfsgeistliche Joseph Mohr zu Pfarrer Joseph Stoff nach Mariapfarr. Die Pfarre zählte damals 2604 Seelen. Im Dorf selbst, das aus Kirche, Pfarrhof, vier Wirtshäusern, einigen Bauernhäusern und Keuschen bestand, lebten knapp hundert Personen. Der Pfarrer gebot über drei Hilfsgeistliche und über eine Schar von Dienstboten, da er auch Inhaber einer großen Landwirtschaft war.
Die Geistlichkeit hatte es in diesen Jahren nicht leicht, denn ständig wechselten die Gebote und Verbote der Obrigkeiten. Deshalb kam es oft zu Konflikten mit der Pfarrgemeinde, die an den alten Gebräuchen festhalten wollte. Kränkungen und öffentliche Herabsetzungen waren die Folge.
Noch schwerer hatten es die Hilfsgeistlichen an der untersten Stufe der kirchlichen Hierarchie. Zu ihren Hauptaufgaben zählten das Abnehmen der Beichte, Predigten zu halten und Versehgänge zu den Sterbenden zu machen. Zuweilen wurden ihre Dienste von den Vorgesetzten zu wenig geschätzt, darum blieben sie kaum länger als zwei Jahre an ihrem "Platz". Im Sommer 1817 veranlassten Joseph Mohr Schwäche und Beschwerden in der Brust, die er teils dem rauen Lungauer Klima zuschrieb, um Versetzung anzusuchen."
Termine:
Premiere: Do., 20.10.2016, 19
Weitere Termine:
Fr., 21.10., 19:00 / So., 23.10.2016, 16:00 / Mi., 26.10, 19:00 / Fr., 28.10., 19:00 /
So., 30.10., 16:00 / Fr., 04.11., 19:00 / Sa., 05.11., 19:00 / So., 06.11., 16:00 /
Mi., 16.11, 19:00 / Do., 17.11., 19:00
Buch & Regie: Walter Anichhofer & Robert Wimmer
Bühne & Kostüme: Elisabeth Strauß
Technik: Manfred Eckinger / Georg Macheine
Foto: Rudolf Strauß / Ronny Taferner
Bühnenbau: Gemeinde Mariapfarr / Tischlerei Grabner
Werbung: Ulrike Santner / TVB Mariapfarr - Weißpriach
Verkauf: TVB Mariapfarr - Weißpriach
Fachliche Beratung: Peter Klammer, Christa Pritz, Pfarrer Bernhard Rohrmoser,
Wolf-Dieter und Reinfriede Prosinger
Musikalische Beratung: Theresa Fingerlos, Maria Hauser
Musik Sonja Brugger
Orgel Walter Vonbank
Georg Santner Joseph Mohr
Rudolf Mörth Joseph Mohr, sein Großvater
Hans Bogensberger Joseph Stoff, Pfarrer
Renate Winkler Anna, Pfarrersköchin
Klara Naynar Resi, Kellneri
Arno Prodinger Jakob, Bub
Alice Prodinger Fanny, Mädchen
Gerold Fingerlos Franz, Rossknecht
Franz Fellacher Hias, Moaknecht
Armin Fingerlos Hauser, Knecht
Hans Lüftenegger Andre, Knecht