Nach fünf Studienjahren in Rom und dem Priestertitel in der Tasche kommt Placidus Schinagl im Herbst in das Lammertal, um dort erst noch Prior Virgil Steindlmüller und ab November Pater Petrus Eder bei der Seelsorge zu unterstützen.
Sie haben fünf Jahre lang in Rom studiert und dort die Papstwahl live miterlebt. Wie haben Sie diese Zeit vor Ort wahrgenommen?Pater Placidus Schinagl: Es war wahnsinnig spannend, zu dieser Zeit in Rom zu sein. Für einen Geistlichen ist es ein unbeschreibliches Gefühl, den weißen Rauch aufsteigen zu sehen. Und als dann "Habemus Papam" (Anm.: "Wir haben einen neuen Papst") verkündet worden ist, haben die Menschen lauter gebrüllt als im Fußballstadion. Die Atmosphäre war unglaublich.
Was konnten Sie sonst noch aus dem Zentrum des katholischen Glaubens mitnehmen?
Das Studium in Rom war in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für mich. Besonders beeindruckt hat mich, die Weltkirche kennenzulernen - mit Menschen aus aller Welt über den Glauben ins Gespräch zu kommen, hat meinen Blick geweitet.
Was war Ihre erste Reaktion, als Sie gehört haben, dass Sie nun in das Lammertal gesandt werden? Ich habe mich gefreut. Ich freue mich immer noch. Die letzten Jahre habe ich immer wieder ausgeholfen, ich kenne die Kirchen und die Leute. Es sind herzliche Leute. Ich habe nur etwas Respekt vor den kühleren Temperaturen im Winter. Schließlich bin ich das warme Italien gewöhnt (lacht). Natürlich ist es eine neue Herausforderung, denn es ist ein großer Pfarrverband. Doch ich bin mir sicher, dass Pater Petrus und ich ein gutes Team geben werden.
Inwiefern?Wir stammen von zwei unterschiedlichen Generationen, demnach sprechen wir auch unterschiedliche Menschen an. Mit meinen 31 Jahren bin ich vielleicht dynamischer und zugänglicher für die Jugend. Es ist mir ein großes Anliegen, auch junge Menschen für den Glauben zu begeistern. Das funktioniert am besten, wenn man Themen anspricht, die die Jugendlichen bewegen.
Also ist es Ihnen wichtig, den Glauben auf die heutige Zeit auszulegen?
Auf jeden Fall. Nicht nur die Bibel, allgemein der Glaube muss ständig aktuell ausgelegt werden. Der Inhalt der Lehre - also was wir glauben - das ändert sich ja nicht. Doch unsere Aufgabe als Priester ist es, den Glauben immer wieder neu zu übersetzen, damit es für alle verständlich ist.
Bei Ihrer Priesterweihe haben Sie jenen Primizspruch ausgewählt: "Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut." Was bedeutet dieser Satz für Sie?
Dieser Satz begleitet mich schon mein Leben lang. Für mich geht es dabei vor allem um das Fundament, auf dem man sein Leben baut. Wenn Gott nicht das Zentrum ist, fehlt etwas Entscheidendes. Der Glaube gibt mir Halt, Zuversicht und Hoffnung - das habe ich schon seit meiner Kindheit so erfahren.
Seit wann spielt der Glaube für Sie eine so tragende Rolle in Ihrem Leben?Immer schon. In der Volksschule erzählte unser Pfarrer im Religionsunterricht von einem Mai-Altar, was mich inspirierte, selbst einen solchen bei uns im Wohnzimmer aufzubauen. Daraus entwickelte sich ein selbst gebastelter Gottesdienstraum mit viel Liebe zum Detail. Das ging so lange, bis meine Familie meinte, sie hätte gerne wieder ein "normales" Wohnzimmer (lacht). So zog ich mit meiner "Kirche" in einen freigewordenen Raum des Hauses um. Immer, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, ging ich an diesen Ort, an dem ich ungestört mit Jesus in Verbindung treten konnte.
Zu welchem Zeitpunkt war für Sie klar, in das Kloster Stift St. Peter zu gehen? Den Wunsch, "Pfarrer" zu werden, hatte ich seit meiner Schulzeit. Nach dem Abitur habe ich mir verschiedene Klöster angesehen. Aber das gewisse Etwas hat mir immer gefehlt.
Und im Stift St. Peter haben Sie dieses gewisse Etwas gefunden?Ganz genau. Am Ende meiner Schulzeit hatten wir eine Führung in St. Peter. Der Hausmeister der Schule hat mich angesprochen: "Und dort gehst du mal hin, oder?". Ich war irritiert. Es war für mich wie eine Ohrfeige. Auch Wochen später ließ mich die ganze Sache nicht los. So fragte ich schließlich in der Erzabtei an, ob ich mir das Leben dort mal für eine Woche anschauen könnte. Und ich war überzeugt.
Blicken wir noch kurz nach vorn. Was wollen Sie im Lammertal bewegen?In erster Linie will ich die Menschen zum Glauben bringen. In der heutigen, schnelllebigen Zeit wird der Glaube schnell abgetan. Viele denken, heute brauche es keinen Glauben mehr. Doch im Gegenteil: Er gibt so viel Halt. Glaube gibt dem Leben Sinn. Es bringt nichts, nach dem schnellen Glück zu streben. Den tiefen Sinn im Leben finden wir nur in und mit Gott. Weil nur er den tiefen Frieden schenken kann.





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