Man hat ihn geliebt oder gehasst: In den 1980er Jahren ist der Vokuhila vor allem eine Fußballerfrisur gewesen. Jetzt ist er zurück - nicht selten unter der englischen Bezeichnung Mullet. Junge Männer und auch Frauen tragen ihre Haare wieder vorne kurz und hinten lang. Einer, der Spaß daran findet, den auffälligen Schnitt zu tragen, ist Alexander Sonderhauser. Der 28-Jährige hat vor zweieinhalb Wochen einen Vokuhila-Contest im Café-Lounge Festung in Traunstein gewonnen.
Für ihn ist die Frisur auch ein Statement: "Ich finde, sie drückt aus, dass man das Leben locker nimmt." Der Haarschnitt habe in seiner Familie zudem Tradition. "Mein Dad und seine vier Brüder hatten früher auch einen Vokuhila", erzählt der Traunsteiner. Sein Vater habe immer damit angegeben, den schönsten und längsten Vokuhila zu haben - "hinten gingen seine Haare fast bis zum Po", erzählt der Sohn.
Um die Frisur in Form zu bringen, habe sein "Dad" früher eine Stunde investiert. "Er ist dem Haarschnitt bis heute treu geblieben, trägt ihn aber inzwischen dezenter."
Jogginganzug und Bauchtasche zum Vokuhila
Der Vater kombinierte früher Lederjacke und Cowboystiefel zum Vokuhila. Sein Sohn findet, dass Jogginganzug und Bauchtasche zur modernen Variante passen. Für den Wettbewerb in der Festung ließ sich Alex Sonderhauser das Oberhaar noch mal richtig kurz schneiden - von Jacqueline Höger, der Friseurin seines Vertrauens; sie führt den Salon "creHAARtiv" in Grassau. Der junge Mann weiß, dass Mullet nicht gleich Mullet ist. "Jugendliche tragen ihn meist oben ein wenig länger und dafür hinten kürzer, wer zwischen 20 und 30 ist, bei dem ist die Frisur oben meist kürzer und dafür hinten länger." In seinem Freundes- und Bekanntenkreis haben eine Handvoll Männer beziehungsweise Frauen einen Vokuhila.
Beim Wettbewerb im Biergarten der Festung trat er ausschließlich gegen Männer mit Mullet an. Sie hätten sich hintereinander auf einer kleinen Bühne im Biergarten präsentiert und seien anschließend mit einem Körberl durchs Publikum gegangen. "Ich habe das meiste Geld eingesammelt und darum gewonnen." 146 Euro landeten in seinem Behälter.
Die Barbie auf dem Siegerpokal trägt auch einen Vokuhila
Alles in allem kamen 423 Euro zusammen. Das Geld wird Udo Henning, Betreiber und Besitzer der Festung, aufrunden. "Es kommt einer Schule in Nepal zugute", erklärt Sahas Subedi; der Nepalese, der als Koch in der Festung arbeitet, hat die Spende schon in sein Heimatland gebracht. Damit sollen zum Beispiel Schulutensilien gekauft werden.
Für den Vokuhila-Champion gab's einen Siegerpokal; auf dem Deckel thront eine Barbiepuppe, die Vokuhila trägt. Verpasst hat ihr die Frisur Anna Holzner, die ebenfalls in der Café-Lounge beschäftigt ist. Sie und Sahas Subedi veranstalten als "Sick Ass Kollektiv" diverse Veranstaltungen in der Festung, unter anderem eben den Mullet-Contest.
Alex Sonderhauser, der aktuell als Bedienung im Bachschmied-Kaser auf dem Hochfelln jobbt, ist stolz, dass er den Wettbewerb gewonnen hat. Schließlich kann er sich zu 100 Prozent mit der Frisur identifizieren. Er findet übrigens auch eine Beschreibung, die es im Englischen für den Vokuhila gibt, besonders passend: "Business in the front, party in the back" - also "vorne Business, hinten Party".