Schon während Corona prophezeite AK-Präsident Peter Eder, dass sich die überbordenden Hilfen am Ende nicht ausgehen werden: "Man hat das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und agiert, als ob das Geld abgeschafft worden wäre. Jetzt braucht es wieder positive Stimmung. Man muss anfangen, Probleme anzugehen und sie zu lösen, damit die Zufriedenheit in der Bevölkerung wieder zurückkehrt", sagt der 55-Jährige bei seinem LN-Besuch.
"Geld, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln"
Was wäre die Lösung? "Jetzt bräuchte es eigentlich Geld, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Dieses Geld ist aber nicht mehr vorhanden. Mit Sparmaßnahmen darf man jetzt jedenfalls nicht die Wirtschaft umbringen. Auch Themen wie die Pflege oder die Elementarbildung sind ungelöst. Aufgabe wird es sein, zu sehen, wo man verantwortungsvoll Sparmaßnahmen setzen kann."
Im Lungau sieht der AK-Präsident den Fachkräftemangel als große Herausforderung für die Betriebe. "Der Mitbewerb zwischen Schule und Lehre ist groß. Wir befinden uns in einer Zeit mit geburtenschwachen Jahrgängen. Das verschärft die Situation zusätzlich. Das Problem ist gewachsen. Kampagnen allein werden nicht reichen."
Immer mehr Menschen nehmen Schuldnerberatung in Anspruch
Generell zeige sich in der AK, dass immer mehr Menschen die Schuldnerberatung in Anspruch nehmen: "Die Teuerung erreicht immer mehr Menschen. Die einen können sich nichts mehr ersparen, die anderen haben kein Geld mehr zum Leben. Und: Die typischen Frauenberufe sind weit unterbezahlt."
Der Lungau in Zahlen: Das Durchschnittseinkommen 2022 liegt bei ganzjährig Vollzeitbeschäftigten bei 2541 Euro netto, 14 x pro Jahr. Mit 2,7 Prozent hat der Lungau im September die geringste Arbeitslosenquote im Bundesland ausgewiesen. 32,2 Prozent arbeiten außerhalb des Bezirks, 30,5 % am Wohnort und 37,3 % pendeln innerhalb des Bezirks.
Unter Dreijährige zu 28,9 Prozent in Betreuung
Kinderbetreuung: In 60 % der Gemeinden gibt es ein institutionelles Angebot für Kleinkinder. Die Betreuungsquote unter Dreijähriger liegt bei 28,9 Prozent, was den vorletzten Platz im Bezirksvergleich bedeutet. Nur 24,1 % der Einrichtungen erfüllen die VIF-Kriterien (Vereinbarkeitsindikator Beruf und Familie) - sechster und damit letzter Platz im Bezirksvergleich.
In der AK-Bezirksstelle in Tamsweg gab es im vergangenen Jahr 2476 Beratungen. Knapp zwei Drittel davon haben den kostenlosen Steuerlöscher betroffen, durch den 303.700 Euro Steuerrückzahlungen erreicht wurden. Weiters wurden bei fünf Klagen jeweils 2000 Euro für die betroffenen Arbeitnehmer erzielt, bei 27 Interventionen 61.000 Euro.
Durchschnittliches Einkommen im Lungau liegt im unteren Mittelfeld
Peter Eder: "Die Durchschnittseinkommen im Lungau liegen im unteren Mittelfeld. Es liegt an der Unternehmensstruktur. Dort, wo es vermehrt Dienstleistung und Tourismus gibt, sind die Jahreseinkommen geringer. Wichtig wird es sein, dass man zukünftig drauf schaut, dass sich die Menschen das Leben in der Region leisten können. Dazu gehören wieder leistbares Wohnen und Perspektiven für Eigentum. Der Lungau hat eine tolle Lebensqualität. Es braucht aber weiterhin einen guten Betriebsmix und die Möglichkeit, dass sich Menschen in der Region etwas aufbauen können."
Was erwartet sich AK-Präsident Peter Eder von der neuen Bundesregierung? "Ich erwarte mir eine vernünftige Regierung, die den Menschen ehrlich sagt, wie es um den Staatshaushalt steht und welche Probleme man wie lösen will. Die Menschen verkraften die Wahrheit. Noch mehr Proteststimmen helfen uns am wenigsten weiter."