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Bischofswahl: Weißer Rauch wie beim Papst möglich

In den nächsten Tagen wird das Domkapitel geheim zusammentreten. Die Wahl des neuen Salzburger Erzbischofs könnte aber völlig öffentlich sein.

Bischofswahl: Weißer Rauch wie beim Papst möglich
Bischofswahl: Weißer Rauch wie beim Papst möglich


Gegen Ende der Woche wird das Salzburger Domkapitel geheim zusammentreten und den neuen Erzbischof wählen. Der Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber sagte dazu den SN, dass der Wahlvorgang auch ganz öffentlich und feierlich sein könnte. "Die Wahl des Erzbischofs könnte ähnlich vor sich gehen wie die Papstwahl in Rom. Der Dreiervorschlag und die Wahl selbst würden geheim bleiben. Aber Ort und Zeit könnten öffentlich sein", sagt Klieber.

Der Historiker geht sogar so weit, dass das Domkapitel das Ergebnis der Wahl selbst bekannt geben könnte. "Man müsste nur den Gewählten fragen, ob er die Wahl annimmt, und den Namen der Bundesregierung melden." Auf die Bestätigung der Wahl durch den Vatikan müsste das Domkapitel nicht warten, "weil ja der Dreiervorschlag ohnehin aus Rom kommt und der Papst bereits im Voraus allen drei Kandidaten zugestimmt hat".

Ein Szenario dieser Art: Das Domkapitel tritt am Samstag unter Glockengeläute zusammen. Sobald ein Kandidat gewählt ist, steigt weißer Rauch auf. Per Handy wird der Gewählte um seine Zustimmung gefragt, anschließend wird die - darauf vorbereitete - Bundesregierung informiert. Am Sonntagvormittag könnte dann der Domdechant bei einem Festgottesdienst im Dom feierlich den neuen Erzbischof bekannt geben. Etwa mit ähnlichen Worten wie bei der Papstwahl in Rom: "Ich verkünde euch eine große Freude, wir haben einen Erzbischof. Sein Name ist . . ."

Dass es anders kam, liegt nach den historischen Forschungen von Klieber an der "geheimen Hinterzimmerwahl" von 1934. Bis zum Jahr 1918 hatte das Salzburger Domkapitel ein völlig freies Wahlrecht, ohne jede Mitsprache von Rom. Dies war dem Vatikan, der immer auf die freie Ernennung aller Bischöfe durch den Papst pocht, naturgemäß ein Dorn im Auge. Nur mit großer Mühe konnte das Domkapitel sein Wahlrecht in das Konkordat von 1933 hinüberretten - mit der Bestimmung, dass Rom eine Dreierliste erstellt und das Kapitel daraus einen Kandidaten wählen darf.

Die konkrete Vorgangsweise wurde nicht festgelegt. Vielmehr war die erste "Hinterzimmerwahl" das Ergebnis einer handfesten Intervention aus Wien. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion kam der damalige Kardinal Theodor Innitzer nach Salzburg und veranlasste, dass das Domkapitel in seinem Beisein den Administrator von Innsbruck und Feldkirch, Sigismund Waitz, wählte.

Seither gilt der Brauch, dass das Domkapitel Ort und Zeit der Wahl geheim hält.