Im Kongresshaus werden heute, Montagabend, die überarbeiteten Pläne für das Riedenburg-Areal vorgestellt. Seit Wochen sammeln einige Bürger gegen "die Wohntürme" Unterschriften. 1326 Stadt-Salzburger hätten schon unterzeichnet - der Antrag auf ein Bürgerbegehren sei eingebracht, sagen Vertreter der Initiative SOS Riedenburg. Bis zu 330 Wohnungen mit teils acht Stockwerken plant die Wohnbaugenossenschaft gswb. "Das schaut aus wie DDR-Bauten", kritisiert die Bürgerinitiative. Gegen sozialen Wohnbau sei man aber dezidiert nicht. "Doch mehr als 160 bis 200 Wohnungen sollten es nicht werden. Da schafft man sonst Ghettos, die man uns vor die Nase setzt. Nein, wir wollen maximal vier Stockwerke. So hoch sind all die anderen Bauten in der Riedenburg auch", schildern Johannes Wächter, Mathissa Berger und Maria Lemberger.
Und die Wohnungsnot? "Die gibt es doch nicht. Das ist alles fiktiv und spielt sich nur als Völkerwanderung in der gswb ab. Die, die in alten Wohnungen sind, wollen wieder eine neue", sagt Berger. Und wenn man schon nachverdichten müsse, dann bitte solle die gswb ihre ein- und zweistöckigen Gebäude aufstocken. "In der Scherzhauserfeldsiedlung in Lehen gehört aufgestockt. Aber auch im Freiraum Maxglan hätte man siebenstöckig bauen können. Das verträgt sich mit der Fläche dort." In der Riedenburg soll Leben einziehen gswb-Geschäftsführer Bernhard Kopf wird sich heute Abend bei der Präsentation einiges anhören müssen. Für ihn ist die Reaktion verständlich. "Klar gibt es Skepsis, wenn sich vor der Haustür die Sehgewohnheiten verändern. Wir werden mit den Anrainern in Dialog treten und um Zustimmung werben, genau wie bei anderen Projekten. In der Riedenburg wird ja auch eine neue Qualität entstehen. Derzeit ist eine große Mauer um das Areal. Künftig wird Leben einziehen und die Riedenburg besser zugänglich sein." Topografisch sei das eine "klasse Sache", so Kopf.
Andernorts, fünf Kilometer weiter südlich, dasselbe Problem: Anrainer an der Alten Aigner Straße im "Aigner Dörfl" sind in Aufruhr, seit sie erfahren haben, dass der letzte Grünstreifen direkt am Bahndamm mit 37 Wohnungen verbaut werden soll. Noch ist die Fläche Grünland. Die Weichen für ein Umwidmungsverfahren sind gestellt.
Die Besitzerin will verkaufen und hat der Habitat Wohnbau GmbH der Baugruppe Hillebrand eine Option eingeräumt. Das Unternehmen möchte in zwei kleineren und einem lang gestreckten Baukörper elf frei finanzierte und 26 geförderte Wohnungen errichten. Am Mittwoch werden die Pläne zum zweiten Mal dem Gestaltungsbeirat zur Vorbegutachtung präsentiert. Gibt er grünes Licht, beginnt das Umwidmungsverfahren. "Das wäre eine Katastrophe" "Das tut mir im Herzen weh, es wäre für uns eine Katastrophe", sagt Anrainerin Emilie Knieling. Man könne doch nicht einen derart schmalen Grünstreifen zupflastern. "Die potenziellen Bewohner schauen dann direkt in die Wohnzimmer der seit Jahrzehnten bestehenden Häuser."
Eines davon gehört dem Ehepaar Walter und Barbara Seeburger. "Das ist mein Elternhaus, hier bin ich aufgewachsen", sagt Barbara Seeburger. Im Haus daneben wohnt ihre 91 Jahre alte Tante. Die Seeburgers schauen von ihrer Terrasse direkt auf den Wiesenstreifen. "Ich weiß, dass die Stadt Wohnungen braucht, und ich bin nicht grundsätzlich gegen ein Wohnprojekt", sagt Seeburger. Aber ein zwölf Meter hoher Wohnblock passe nicht hierher. Drei Vollgeschoße und ein Dachgeschoß seien für diese Gegend zu hoch. "Das würde uns die Aussicht und das Licht nehmen." Es sei menschenverachtende Architektur, den Bewohnern solche "Schuhschachteln" zuzumuten, sagt Barbara Seeburger. Wie so oft würden Bauträger versuchen, ohne Rücksicht das Maximum herauszuholen. Der Zug donnert an den Häusern vorbei Das sieht auch Anrainer und Architekt Walter Hofer so. Mit dem Projekt sei für künftige Bewohner keine Wohnqualität zu erreichen. Der Zug donnere hinter den Häusern vorbei. Außerdem führe die Zufahrt in die Tiefgarage bis an das Ende des geplanten Baus durch die Alte Aigner Straße. Die Anrainer ärgert, dass sie erst auf Nachfragen von dem Projekt informiert wurden.
Man sei bereits auf die Bedürfnisse der Anrainer eingegangen und habe die Baukörper so weit wie möglich an die Bahn versetzt, sagt Projektleiter Karl-Heinz Rossmann. "Wir sind viel weiter weg, als wir bauen dürften." Man könne durch die Bauweise und Schallschutzmaßnahmen sehr wohl Wohnqualität schaffen. Ein schalltechnisches Gutachten liege vor. Der Bau sei eigentlich zusätzlich zur Lärmschutzwand ein Schallschutz für die Anrainer.
Die Baulandwürdigkeit steht für Andreas Schmidbaur, Planungschef der Stadt, außer Zweifel. Das Grundstück sei schon von 1983 bis 2007 Bauland gewesen. Weil es binnen zehn Jahren nicht bebaut worden sei, habe man es in Grünland zurück gewidmet.