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Eben und St. Johann: Pongau startet Aufholjagd bei Tageszentren

Im Bezirksvergleich gibt es im Pongau für Senioren die wenigsten Tagesbetreuungsplätze im Land Salzburg. Nun wird auf regionale Engpässe, die etwa im Ennspongau bestehen, reagiert.

Im Pongau gibt es aktuell nur drei offene Tageszentren. In Eben und St. Johann sollen bald neue entstehen. Die Wiedereröffnung in Radstadt lässt noch auf sich warten.
Im Pongau gibt es aktuell nur drei offene Tageszentren. In Eben und St. Johann sollen bald neue entstehen. Die Wiedereröffnung in Radstadt lässt noch auf sich warten.

Tageszentren stehen pflegebedürftigen Senioren flexibel und bedarfsorientiert offen, um soziale Kontakte zu ermöglichen und pflegende Angehörige tageweise zu entlasten. Im Mai 2012 hat im Radstädter Seniorenheim ein solches Tageszentrum eröffnet. Die Gemeinden Radstadt, Altenmarkt, Eben, Filzmoos, Flachau, Forstau, Hüttau, St.Martin und Untertauern haben das Projekt gemeinschaftlich finanziert. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie ist die Tagesbetreuung allerdings geschlossen und wurde seither nicht mehr aufgenommen.

Radstadt: Keine Eröffnung vor 2024

"Es fehlte dann schlichtweg das Personal, um wieder aufzusperren", schildert ÖVP-Bürgermeisterin Katharina Prommegger. Die Turbulenzen rund um die Rückübernahme des Seniorenheimbetriebs von Senecura in die Gemeindehand hätten zu weiteren Verzögerungen geführt. Aktuell sei man damit beschäftigt, im klassischen Pflegebetrieb wieder Stabilität einkehren zu lassen. "Das funktioniert schon gut, aber braucht immer noch unseren Hauptfokus", so die Ortschefin. Die Wiedereröffnung des Tageszentrums sei zwar das Ziel, aber Gespräche darüber werde man erst im kommenden Jahr führen. Angedacht seien Verhandlungen mit möglichen externen Betreibern wie etwa dem Hilfswerk.

Pongau ist Schlusslicht bei Tagesbetreuungsplätzen

Die lange Schließung der Einrichtung in Radstadt sorgt im Ennspongau für einen Mangel an Tagesbetreuungsplätzen. Im ganzen Bezirk gab es laut Sozialbericht des Landes im Dezember 2022 32 solcher Plätze. Damit bildet der Pongau das Schlusslicht im salzburgweiten Vergleich. Tageszentren gibt es aktuell nur im Salzachpongau: In den Seniorenheimen St. Veit und Werfen ist jeweils an drei Wochentagen geöffnet und in Bischofshofen von Montag bis Freitag.

Im Pongau gibt es aktuell nur drei offene Tageszentren. In Eben und St. Johann sollen bald neue entstehen. Die Wiedereröffnung in Radstadt lässt noch auf sich warten.
Im Pongau gibt es aktuell nur drei offene Tageszentren. In Eben und St. Johann sollen bald neue entstehen. Die Wiedereröffnung in Radstadt lässt noch auf sich warten.

Veronika Jager aus Bischofshofen ist Bereichsleiterin für soziale Arbeit im Hilfswerk, das die Tageszentren in St. Veit und Werfen betreibt. Sie berichtet, dass man mit der Betreuung in St. Veit aktuell an die Auslastungsgrenzen stoße und bereits eine Warteliste führe. Anders ist die Situation in Werfen: "Hier haben wir sogar noch freie Kapazitäten und ich lade pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen gerne ein, zu einem unverbindlichen Kennenlernen vorbeizuschauen", sagt Jager. Seit der Schließung des Tageszentrums in Radstadt würden auch immer wieder Personen aus dem Ennspongau nach Werfen in die Betreuung kommen. "Eine Mitarbeiterin wohnt in der Region und übernimmt den Fahrtendienst für diese Menschen", schildert Jager. Trotz der offenen Kapazitäten in Werfen sieht sie im Pongau einen Bedarf für mehr Einrichtungen: "Wir bekommen etwa immer wieder Anfragen aus dem Gasteiner Tal. Aber das ist für uns zu weit, um einen Fahrtendienst anzubieten. Ich hoffe auch, dass im Ennspongau bald wieder ein Tageszentrum aufsperren kann. Nach Werfen zu pendeln, ist ja auch nicht für jeden einfach möglich."

Regierung will mehr Tageszentren

Die schwarz-blaue Koalition im Land hat in ihrem Regierungsübereinkommen einen "Ausbau der Tagesbetreuung" angekündigt. Demnach brauche es einen "niederschwelligen Zugang" zu Tageszentren, um pflegende Angehörige besser zu unterstützen. Der nunmehrige Soziallandesrat und ehemalige FPÖ-Bürgermeister von Radstadt, Christian Pewny, befindet sich aktuell im Urlaub, hieß es aus seinem Büro auf Nachfrage. Sein Sprecher Josef Höllinger erklärt, dass man aktuell ermittle, wie viele Tagesbetreuungsplätze in Salzburg zusätzlich benötigt werden: "Erste Erhebungen haben einen Bedarf von zehn bis 15 Plätzen für den Ennspongau ergeben." Die Gemeinde Radstadt erhalte bei der Wiederaufnahme des Betriebs die "volle Unterstützung" des ehemaligen Bürgermeisters. Unter Pewnys Amtszeit wurde der Betrieb des Seniorenheims zunächst 2021 an Senecura übergeben, ehe der Gemeindeverbund aus Radstadt, Forstau und Untertauern das Heim Anfang 2023 wieder selbst übernommen hat.

Eben und St. Johann packen an

In Eben reagiert man indessen auf die bestehende Lücke im Ennspongau und nimmt die Zügel selbst in die Hand. Anstelle eines zentral gelegenen Wohnhauses, das die Gemeinde 2022 von den ÖBB gekauft hat, ist die Errichtung eines "sozialen Hauses" mit betreutem Wohnen, Arztpraxen und eben einer Tagesbetreuung für Senioren geplant. "Wir kommen damit der hohen Nachfrage nach so einem Angebot nach, auch weil die Situation rund um das Tageszentrum in Radstadt für uns weiterhin unklar ist", erklärt Bürgermeister Franz Fritzenwallner (ÖVP). Wie viele neue Plätze in Eben letztlich entstehen werden, sei noch nicht klar. "Ich hoffe, dass wir 2025 mit dem Angebot starten können", so der Ortschef weiters.

Auch im Salzachtal ist eine weitere Aufstockung der Plätze geplant. Die Stadtgemeinde St. Johann errichtet am ehemaligen Areal der Bundesforste im Süden der Gemeinde ein Multifunktionszentrum, das künftig "mikado" heißen soll . Dort wird nicht nur eine neue Kinderbetreuungseinrichtung entstehen, sondern auch ein Tageszentrum, das ebenfalls vom Hilfswerk betreut wird. "Die Pläne für das Haus stehen und wir werden voraussichtlich mit zehn bis 15 Plätzen starten", berichtet Bürgermeister Günther Mitterer (ÖVP). Der Baubeginn ist für 2024 geplant.

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