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Fahrradmechaniker soll wieder ein Lehrberuf werden

Immer komplexere Technik lässt Bedarf an Fachkräften steigen -Uneinigkeit bei den Sozialpartnern

Fahrradmechaniker soll wieder ein Lehrberuf werden
Fahrradmechaniker soll wieder ein Lehrberuf werden

Der Salzburger Landtag hat am Mittwoch geschlossen einem Antrag der Grünen zugestimmt, sich bei der Bundesregierung darum zu bemühen, den in den 1970er Jahren abgeschafften Lehrberuf des Fahrradmechanikers in Österreich wieder einzuführen. Doch während Radwerkstätten den Vorstoß durchwegs begrüßten, sind die Sozialpartner in der Frage gespalten.

Der Fahrradboom der vergangenen Jahre hat den Bedarf an Fachkräften und fundierter Ausbildung stark steigen lassen. Noch nie gab es so viele verschiedene Fahrradtypen wie heute. Auch die Technik wurde komplexer, nicht nur durch den Siegeszug der E-Bikes. "Mountainbikes haben heute Motorradtechnik. Und bei Schaltungen und Dämpfern hat die Elektronik Einzug gehalten", berichtete ein Fahrradhändler. Ein guter Radmechaniker müsse heute Kenntnisse aus der Mechatronik und der IT mitbringen, um Räder zuverlässig montieren, warten und reparieren zu können.

Keine geregelte Ausbildung

Derzeit gibt es keine geregelte Ausbildung für den Beruf. Mehr noch: Mit der aktuellen Novelle der Gewerbeordnung soll die Fahrradtechnik zu einem freien Gewerbe werden. Reichen da die Anforderungen für einen eigenen Lehrberuf samt späterer Job-Aussichten? Darüber gehen die Meinungen auseinander. "Wir haben eine sehr unterschiedliche Betriebslandschaft mit sehr vielen kleinen Fachhändlern und ein paar großen Geschäften. Für ein qualifiziertes Berufsbild müssen Betriebe aber alles vermitteln können, was wichtig ist. Da können viele kleine nicht mit", sagte zuletzt AK-Lehrlingsexpertin Edith Kugi-Mazza. "Es hat keinen Sinn, einen Lehrberuf zu schaffen, wenn die Lehrlinge nicht genug lernen können. Dazu wäre etwa ein Ausbildungsverbund mit Partnerbetrieben notwendig, das wollte die Wirtschaftskammer nicht." Außerdem verwies Kugi-Mazza auch auf die saisonalen Schwankungen in der Branche.

"In der Spitzenzeit haben wir als kleines Geschäft kaum Kapazitäten, um dem Lehrling etwas beizubringen", räumte auch ein Fahrradmechaniker im APA-Gespräch ein. Und sein Kollege meinte: "Ob man damit drei Jahre Lehrzeit füllt, ist eine andere Sache. In anderen Ländern ist der Beruf etwa mit Rahmenbau und Schweißen verbunden. Breiter wäre auf jeden Fall sinnvoll - etwa im Bereich Sporttechnik." In einem solchen Lehrberuf könnten zusätzlich auch Ski, Snow- und Skateboards gewartet oder Tennisrackets bespannt werden.

Wie der Lehrberuf aussehen soll

Für die Bundeswirtschaftskammer ist die Stoßrichtung klar: "Aus Sicht des Handels ist es wichtig, dass wir nicht nur verkaufen, sondern auch Serviceleistungen anbieten können. Kunden haben ein Anrecht auf gut gewartete, eingestellte und reparierte Sportgeräte", sagte Harald Sippl von der WKÖ und wies auf das grundsätzliche Dilemma hin. Entweder man stelle die Lehre möglichst breit auf, um am Arbeitsmarkt mobil zu bleiben. Oder man bilde Arbeitskräfte für einen engen, aber spezialisierten Bereich aus.

"Die Wirtschaft will den Lehrberuf, und die jungen Leute wollen ihn auch", sagte am Mittwoch auch Rudolf Eidenhammer von der WK-Salzburg. "Ein Entwurf für den neuen Lehrberuf ist fertig, egal ob dieser nun Fahrradtechniker oder Fahrradmechatroniker heißen wird, und er soll demnächst im Bundesberufsausbildungsbeirat eingebracht werden." Bevor das Thema allerdings in dem sozialpartnerschaftlich besetzten Gremium behandelt wird, sind noch kammerinterne Diskussionen zwischen den einzelnen Sparten notwendig. Das sei aber bisher nicht passiert, hieß es auf APA-Anfrage aus der WKÖ. Nichtsdestotrotz scheint das Interesse an der Materie hoch. Ein "Fahrradtechnik"-Kurs am WIFI Salzburg in drei Modulen für 2017 ist bereits restlos ausgebucht.

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