Bürgermeister Thomas Oberreiter kommt trotz leichten Regens mit dem Fahrrad angerollt. Die Stärkung des Radverkehrs sei ein wichtiges Ziel seiner Gemeinde für die kommenden Jahre, sagt der ÖVP-Mann. Ein wesentlicher Beitrag soll die Ende vergangener Woche beschlossene Umstellung der Gemeindestraße auf eine sogenannte Fahrradstraße sein. Auf einer solchen ist laut Straßenverkehrsordnung (StVO) außer dem Fahrradverkehr jeder Fahrzeugverkehr verboten. Ausnahmen sind für Spezialfahrzeuge sowie für den Ziel- und Quellverkehr vorgesehen.
Hoffen auf Rückgang bei Autofahrten
Die absolute Fülle der gesetzlichen Möglichkeiten will man in Flachau vorerst aber nicht ausschöpfen. "Es gibt gesetzlich die Möglichkeit, eine Durchfahrt für Pkw zu erlauben", sagt der Ortschef. Genau das sei auch vorgesehen, Pkw dürfen weiterhin die Straße nutzen. Dennoch gehe er von einem erheblichen Rückgang der Autofahrten aus, sagt Oberreiter. "Es wird deutlich unattraktiver für den Durchzugsverkehr." Auf einer Fahrradstraße gelte prinzipiell Tempo 30. Zudem hätten Radler und Radlerinnen stets Vorrang. "Sie dürfen jederzeit auch nebeneinander fahren." Anhand der geänderten Situation hoffe er, dass Navigationsgeräte Ortsunkundige fortan über die Wagrainer Straße (B163) schicken würden und nicht mehr über die "Abkürzung".
"Durchgehend einen 30er verhängen ist schwierig"
Die rund einen Kilometer lange Gemeindestraße ist die streckenmäßig kürzeste Verkehrsverbindung zwischen den Ortsteilen Flachau und Reitdorf. Deshalb wird die Straße, die vom Kreisverkehr nahe der Autobahnabfahrt bis zum Gemeindeamt führt, gerne von Durchfahrenden gewählt. Anrainer haben damit wenig Freude. "Eigentlich sollte der normale Verkehr außen herum führen", sagt Oberreiter. Auch mit Schnellfahrern gebe es auf der Gemeindestraße regelmäßig Probleme. "Durchgehend einen 30er zu verhängen ist aber aus verschiedenen Gründen nicht ganz einfach", sagt der Bürgermeister. Mit der Fahrradstraße habe man eine Variante gefunden, die in der Hand der Gemeindevertretung liege und schnell umsetzbar sei. Innerhalb der Fraktionen habe man sich schnell geeinigt. "Die Abstimmung war einstimmig."
Noch im August sollen Verkehrstafeln aufgestellt und Bodenmarkierungen mit Radsymbolen aufgebracht werden. "Dann schauen wir uns an, wie alles funktioniert. Ich sehe aber keinen Grund, warum es nicht gut gehen sollte." Allen Gemeindebürgerinnen und -bürgern die Verhaltensregeln näherzubringen, das werde man unverzüglich in Angriff nehmen.
Geh- und Radweg war nicht umsetzbar
Die neue, auf die Bedürfnisse von Pedalisten zugeschnittene Verkehrslösung soll gleichzeitig auch eine schmerzliche Lücke im Radwegenetz der Region füllen. "Wir haben hier eine Unterbrechung der überregionalen Ennsradroute." Die Einrichtung eines Geh- und Radwegs sei gescheitert. "Wir hätten da einiges an Fremdgrund gebraucht. Mit allen Grundeigentümern konnten wir uns aber nicht verständigen." Die Fahrradstraße biete eine gute Möglichkeit, die Lücke zu füllen, auch wenn es keine ausschließlich den Radlerinnen und Radlern vorbehaltene Lösung sei. "Ganz wichtig ist, dass man die bisherige Gefahrenstelle im Bereich des Reitdorfer Wirts künftig umfahren kann." Erfahrungen zu Fahrradstraßen gibt es am Land kaum. "In Salzburg gibt es meines Wissens nach nur einige wenige und die sind in der Stadt."
Am westlichen Ende der Gemeindestraße könnte es im kommenden Jahr eine weitere Änderung geben. "Wir denken über die Einrichtung einer 150 Meter langen Begegnungszone nach", sagt Oberreiter. Dort wären sämtliche Verkehrsteilnehmer, auch Fußgänger, gleichberechtigt, Pkw müssten eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h einhalten. Hintergrund für die Pläne ist das Ansinnen, in diesem Bereich einen Dorfplatz für den Ortsteil Reitdorf zu gestalten.