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"Wehrpflicht ist unser Glück" - Bundesheer kämpft in Salzburg um Arbeitskräfte

Mit einer Leistungsschau auf dem Salzburger Residenzplatz hat sich das Bundesheer am Mittwoch als attraktiver Arbeitgeber präsentiert. Denn auch das Militär muss mittlerweile um jede Arbeitskraft kämpfen.

Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.
Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Residenzplatz.

Das Bundesheer hat in Salzburg rund 2100 Bedienstete, 250 davon sind Frauen. Jährlich rücken rund 2000 junge Männer zum Grundwehrdienst ein. Mittwochabend wurden rund 280 Rekruten des Einrückungstermins September 2023 auf dem Residenzplatz angelobt.

Ob und wie viele der jungen Männer beim Heer ihre berufliche Zukunft sehen, wird sich in wenigen Monaten zeigen. Denn auch das Bundesheer hat - wie andere Institutionen oder Firmen - aktuell mit Personalsorgen zu kämpfen.

Militärkommandant Peter Schinnerl führt dies aber auch auf die geburtenschwachen Jahrgänge zurück, die derzeit noch einrücken. Schinnerl rechnet damit, dass in vier Jahren wieder mehr Wehrpflichtige in den Kasernen zum Dienst antreten. Eine Konkurrenzlage zum Zivildienst sieht Schinnerl nicht unbedingt: "Ich denke, der Grundwehrdienst ist attraktiv, aber natürlich ist auch der Zivildienst notwendig. Ohne Zivildiener könnten einige unserer Partnerorganisationen ihre Leistungen im gewohnten Umfang nicht erbringen."

Mit der Polizei hat das Bundesheer traditionell - bei allem gegenseitigen Respekt - einen schwergewichtigen Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner kann aber mittlerweile auf das größte Budget in der Heeresgeschichte verweisen. Dieses sei gesetzlich so verankert, "dass eine Planbarkeit auch über diese Legislaturperiode hinaus gewährleistet ist. Die erforderlichen Investitionen sind bis 2032 gesichert", wie sie am Mittwoch in Salzburg im SN-Gespräch sagte.

Die Personalsituation kommentierte sie so: "Alle müssen um Personal werben, das Bundesheer auch. Unser Glück ist aber die Wehrpflicht." Für die Rekruten gibt es erstmals seit zehn Jahren einen höheren Sold. Das Heer setzt aber auch anderswo den Hebel an: So sichert sich laut Tanner das Bundesheer jährlich Studienplätze an Medizinuniversitäten. Wer Arzt oder Ärztin werden will, kann dieses Ziel also auch über den Umweg einer zeitlich befristeten militärischen Laufbahn erreichen - ehe es vielleicht in die besser bezahlende zivile Privatwirtschaft geht.

Das Bundesheer als Helfer in der (zivilen) Not

Bundesheer im Assistenzeinsatz nach dem Hochwasser in Uttendorf im Jahr 2019.
Bundesheer im Assistenzeinsatz nach dem Hochwasser in Uttendorf im Jahr 2019.
Bundesheer und Polizei im gemeinsamen Sicherheitseinsatz am Salzburger Hauptbahnhof während der Flüchtlingswelle 2015.
Bundesheer und Polizei im gemeinsamen Sicherheitseinsatz am Salzburger Hauptbahnhof während der Flüchtlingswelle 2015.
Als alles begann: Panzerparade in der Schwarzenbergkaserne 1963.
Als alles begann: Panzerparade in der Schwarzenbergkaserne 1963.
Grenzkontrollen wie hier zwischen Salzburg und Freilassing während der Pandemie mit Bundesheer-Unterstützung.
Grenzkontrollen wie hier zwischen Salzburg und Freilassing während der Pandemie mit Bundesheer-Unterstützung.

Stichwort zivil: Mit dem Zivilbereich hat das Salzburger Militärkommando ohnehin viele Berührungspunkte. Ohne die Assistenzleistungen des Bundesheeres wäre die Abwicklung zahlreicher Ereignisse auch gar nicht mehr denkbar - eine Auswahl:

  • 1992, Flüchtlingskrise wegen des Jugoslawien-Krieges: Das Bundesheer stellt Flüchtlingsunterkünfte für circa 1400 Flüchtlinge bereit und übernimmt die Verpflegung für etwa 1000 weitere Personen.
  • 2000, die Katastrophe von Kaprun: 155 Menschen sterben beim Brand der Gletscherbahn auf dem Kitzsteinhorn. Das Bundesheer hilft mit Hubschraubern, Grubenwehr, Militärärzten und -psychologen bei der Bergung der Opfer.
  • 2002, Naturereignis: Das Bundesheer rückt zur Bewältigung der enormen Sturmschäden im November im Pinzgau und Lungau aus.
  • 2008, die EURO: Das Bundesheer unterstützt die Durchführung der Fußballeuropameisterschaft in Salzburg mit einer 200 Mann starken Patiententrägerkompanie, einer ABC-Abwehrkompanie zur Patientendekontamination, mit der Unterbringung von 500 Polizeibeamten und der Bereitstellung von Luftfahrzeugen zur Transportunterstützung.
  • 2015, die nächste Flüchtlingswelle: Soldatinnen und Soldaten unterstützen die Polizei bei Kontrollen am Bahnhof Salzburg. Das Bundesheer hilft bei der Aufnahme von Flüchtlingen, bei der Bereitstellung von Verpflegung, Bekleidung und Unterkunft sowie beim Transport von Flüchtlingen. Der Einsatz dauert bis 2016.
  • 2018, EU-Ratsvorsitz: Das Bundesheer kommt während des Aufenthalts des EU-Ratsvorsitzes in Salzburg mit 250 Mann einer Jägerkompanie sowie einer ABC-Abwehrkompanie zum Einsatz.
  • 2019, Schneeräumung: Das Bundesheer unterstützt mit 310 Kräften und Pioniergerät nach starken Schneefällen bei der Schneeräumung und beim Freischneiden von Verkehrswegen, die durch umgestürzte Bäume blockiert wurden.
  • 2020, die Pandemie: Auch das Bundesheer leistet Beiträge in der Coronakrise - Teststraßen für Lehrerinnen und Lehrer aus Salzburg, Auslieferung von Impfstoff, Contact Tracing, Unterstützung der Polizei bei den Einreisekontrollen an den Grenzübergängen zu Deutschland, am Hauptbahnhof Salzburg und dem Flughafen Salzburg, zwei Impfstraßen in der Schwarzenbergkaserne.