Der Erlass, wonach Asylwerber bis 25 Jahre generell in Mangelberufen eine Lehre beginnen dürfen, wird von der schwarz-blauen Bundesregierung aufgehoben. Und das sorgt auch in Salzburg für heftige Kritik. Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) sagt: "Diese Entscheidung schadet der Integration ebenso wie der Wirtschaft. Wir brauchen eine sinnvolle Lösung für die Betriebe und die Asylwerbenden. Dieses Vorhaben ist zynisch, realitätsfremd und im höchsten Maße unternehmerfeindlich". Bildung und Arbeit seien die besten Integrationsmotoren "Damit zerstört schwarz-blau eine sehr erfolgreiche Integrationschance, sondern die Regierung agiert auch in höchstem Maße wirtschaftsfeindlich: Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für die österreichischen Betriebe, die händeringend Lehrlinge suchen", kritisiert Schellhorn.
155 Asylbewerber machen Lehre in Salzburg
In Salzburg sind laut Angaben des AMS derzeit 155 Asylbewerber in einer Lehrausbildung, die meisten davon im Bereich des Tourismus. Bis Ende März 2018 wurde 22 Lehrlingen eine solche Bescheinigung ausgestellt.
Asylbewerber können ausschließlich in sogenannten "Mangellehrberufen" tätig sein. Damit sie überhaupt eine Lehre beginnen können, müssen sie selbständig einen Ausbildungsbetrieb finden. Erst dann erteilt das AMS die entsprechende Arbeitsbewilligung.
Verärgert über die Pläne der Bundesregierung ist auch Salzburgs SPÖ-Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer. Sie machte ihrem Unmut mit einem Facebook-Posting Luft.
Auch Gerald Forcher, Landesvorsitzender der FSG Salzburg, kritisiert das Vorgehen scharf: "Die Bundesregierung bleibt ihrem sturen Stil des Drüberfahrens treu und schafft eine wichtige Integrationsmaßnahme einfach so von heute auf morgen ab. Ohne Diskussion mit betroffenen Asylwerbern, ohne Diskussion mit Integrationsexperten und ohne Diskussion mit den Sozialpartnern. Gerade Bundeskanzler Kurz welcher selbst Integrationsminister war sollte wissen, dass Arbeit und Bildung der beste Schlüssel zu einer gelungenen Integration ist." Und weiter:
"Durch das Abwürgen der Lehre für Asylwerber der Bundesregierung bleiben nicht nur junge Asylsuchende auf der Strecke, sondern auch die heimischen Unternehmen. Hunderte Betriebe suchen händeringend junge Lehrlinge. Gerade in der Gastronomie, Hotellerie und im Handel werden junge motivierte Auszubildende gesucht. Die Praxis zeigt, dass gerade die jungen Asylwerber gewillt sind einen Lehrberuf zu erlernen und diesen auch abzuschließen. In Salzburg haben wir sehr viele Beispiele die belegen, dass beiden Seiten, also den jungen Menschen als auch den Unternehmern, sehr geholfen ist, dass in Mangelberufen Asylwerber die Möglichkeit haben eine Lehre zu beginnen."
Appell an die Bundesregierung
"Wenn es sinnvoll ist - und dafür ist nun einmal die Politik zuständig - könnte man Recht ändern", sagt Schellhorn. Er appelliert daher an die Bundesregierung, keine vorschnellen Entscheidungen zu treffen, sondern im Dialog mit Unternehmen, Sozialpartnern, AMS und den Ländern eine sinnvolle und lebensnahe Regelung für Asylbewerber in Lehre zu suchen. "Wir brauchen jetzt keine ideologischen Debatten, sondern eine pragmatische und humane Lösung, die der Integration dient und sich an den Bedürfnissen der zahlreichen Betriebe orientiert, die dringend Fachkräfte brauchen." Eine Möglichkeit sei ein eigener Niederlassungstitel zur Absolvierung einer Ausbildung für Lehrlinge aus Drittstaaten sowie eine Ausweitung der Rot-Weiss-Rot-Card.