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Kuchl: Bürgermeister von Quarantäne "überrascht"

Der Ortschef hat bis zum Schluss nicht mit einer Quarantäne gerechnet. Aus dem Büro des Landeshauptmannes heißt es hingegen, man habe mit Freylinger am Abend zuvor ein 40-minütiges Gespräch geführt und ihn über alle Einzelheiten informiert.

Kuchl wird ab Samstag bis 1. November unter Quarantäne gestellt.
Kuchl wird ab Samstag bis 1. November unter Quarantäne gestellt.

Die 7450-Einwohner-Gemeinde Kuchl dürfte mit einer tatsächlichen Quarantäne nicht gerechnet haben. Zumindest ist der Bürgermeister völlig überrascht. "Wir haben erst am Dienstag eine Verschärfung gehabt. Wir sind davon ausgegangen, dass diese Maßnahmen reichen und dass dadurch die Infektionszahlen nach unten gehen. Dass es innerhalb von 48 Stunden zu so einer Verschärfung kommt, war absolut überraschend", sagte Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) zur APA.

"Ich bin gestern am Abend vom Landeshauptmann angerufen worden, dass eine mögliche Quarantäne im Raum steht. Dass sie tatsächlich kommt, habe ich aber erst heute aus der Pressekonferenz erfahren."

Der Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Christian Pucher, entgegnete: "Das ist ein absoluter Blödsinn. Der Herr Bürgermeister Freylinger war am Mittwoch um 17.30 Uhr bei uns zu einem Gespräch im Chiemseehof. Das Gespräch hat 40 Minuten gedauert. Es ging um die Quarantäne und welche Überlegungen wir für Kuchl haben." Dabei sei definitiv gesagt worden, dass Kuchl mit ziemlicher Sicherheit unter Quarantäne gestellt wird. Es stimme also keineswegs, dass nur telefoniert worden sei mit dem Ortschef.

Am Donnerstagabend um 21 Uhr sprach Freylinger gegenüber den SN dann doch von einem "Missverständnis". Er sei natürlich vom Landeshauptmann in einem Gespräch über die Möglichkeit einer Quarantäne für Kuchl informiert worden. "Aber ich habe bis zuletzt gehofft, dass es nicht so weit kommt."

Die Herausforderung sei nun, binnen kürzester Zeit die dringlichsten Fragen für die Bürger in Kuchl zu beantworten. "Es ist zum Beispiel nicht geregelt, was Schlüsselarbeitskräfte sind. Was passiert mit Eltern mit getrenntem Sorgerecht? Was mit Eltern mit hospitalisierten Kindern? Wer entschädigt für Pönalzahlungen? Ist es ein bezahlter Urlaub für Mitarbeiter, wenn sie nicht aus- oder einpendeln können? Wie wird das in den Unternehmen entschieden?", nannte Freylinger einige Beispiele.

"Wir haben derzeit unzählige Anfragen, die wir am Telefon nicht mehr entgegennehmen können", sagte der Bürgermeister. Man habe die Bürger darum gebeten, sich schriftlich an die Gemeinde zu wenden. "Ich bin mit den Vizebürgermeistern, dem Amtsleiter und der Wirtschaftskammer gerade dabei, die eintrudelnden Fragen zu bündeln und an das Land weiterzuleiten."

Die Gesundheitsbehörden konnten zuletzt nur mehr einen kleinen Teil der Infektionsketten im Ort lückenlos rückverfolgen. Bekannt ist, dass einige Ansteckungen unter anderem auf eine Benefizveranstaltung in Kuchl zurückzuführen sein dürften. Aber auch mehrere Mitarbeiter einer Firma sind erkrankt, im Seniorenheim waren zuletzt 15 Bewohner und Mitarbeiter infiziert. "Mir ist aber wichtig zu sagen, dass es keine Schuldigen gibt. Die Maßnahme des Landes ist auch erfolgt, weil es eben keine nachvollziehbare Clusterbildung mehr gab. Wir haben eine Kumulation von vielen Infektionen quer durch alle Bevölkerungsschichten", erklärte Freylinger. Er hofft nun, dass mit den heute verhängten Maßnahmen die Zahl der Neuinfektionen in Kuchl rasch sinken wird.

In der Gemeinde war erst am Dienstag die Sperrstunde für die Gastronomie auf 17 Uhr vorverlegt worden. Parallel dazu wurden im ganzen Bezirk unter anderem private Feiern außerhalb der eigenen Räumlichkeiten verboten und ein Veranstaltungsverbot verhängt. Maßnahmen, die nun auf alle Landesteile ausgeweitet werden.