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Mangelnder Bedarf - Land Salzburg schließt größtes Asylquartier

Eine Demonstration konnte zwei große Asylquartiere nicht verhindern. Wegen des geringen Bedarfs schließt nun eines. Der Betreiber steigt aus.

Diakonie-Geschäftsführer Michael König: „Wir haben den Dialog auch mit Demonstranten gesucht“
Diakonie-Geschäftsführer Michael König: „Wir haben den Dialog auch mit Demonstranten gesucht“
Die Lagerhalle wird wieder an die Eigentümer übergeben.
Die Lagerhalle wird wieder an die Eigentümer übergeben.
Im Februar 2016 wurde gegen das Asylquartier protestiert.
Im Februar 2016 wurde gegen das Asylquartier protestiert.

Sein Engagement gegen das Flüchtlingsquartier sei sinnvoll gewesen, sagt Alfred Lugstein. Der Grünen-Gemeindevertreter der Gemeinde Bergheim war Sprecher einer Bürgerinitiative, die Anfang 2016 gegen die großen Asylquartiere in der ehemaligen Porsche-Informatik und in der Straniakstraße (Salzburg Kasern) gleich nach der Bergheimer Gemeindegrenze mobil machte. Die Initiative organisierte auch eine Demonstration. "Die Kommunikation im Vorfeld war einfach schlecht", sagt Lugstein. Der Protest habe die Verantwortlichen aufgeschreckt.

Drei Jahre später schließt das Land das Quartier in der Straniakstraße. Mit maximal 246 Bewohnern war es das größte Asylquartier des Landes. Wegen der sinkenden Anzahl an Asylbewerbern baut das Land laufend Quartierplätze ab. Das Verteilzentrum des Bundes in der alten Porsche-Informatik bleibt in Betrieb.

Dass es kurz nach der Eröffnung der Quartiere ruhig blieb, bestätigt nicht nur Kritiker Alfred Lugstein. Auch an die Gemeinde seien wenig Beschwerden herangetragen worden. Bergheims neuer Bürgermeister Robert Bukovc (ÖVP) sagt, er habe seit seinem Antreten keine einzige Meldung von einem Bürger zu den Asylquartieren bekommen. "Die wenigen Probleme gab es im Quartier zwischen Bewohnern. Da musste auch einmal die Polizei schlichtend einschreitend. Aber davon haben die Bergheimer kaum etwas mitbekommen."

Keine ruhige Zeit waren die vergangenen drei Jahre für das Diakoniewerk. Die Organisation übernahm die Leitung des Großquartiers. Der Gegenwind aus der Nachbarschaft machte die Herausforderung, 246 geflüchtete Menschen aus unterschiedlichen Nationen zu betreuen, nicht leichter. "Wir haben von Anfang an vor allem auf eines gesetzt: auf Dialog", sagt Geschäftsführer Michael König. Den habe man auch mit den Demonstranten gesucht. Einzelne beunruhigte Nachbarn konnten so für die freiwillige Arbeit in dem Quartier gewonnen werden. Quartiersleiterin Eva Neußl-Duscher berichtet, dass man sich von Anfang an sehr um freiwillige Helfer bemüht habe. "Wir hatten teilweise 120 Helfer. Auch jetzt unterstützen uns noch 90 Leute."

Von den vielen Freiwilligen hat auch Said al Issa profitiert. Der 34-jährige Syrer kam 2014 nach Österreich. Nachdem er einen positiven Asylbescheid bekommen hatte, absolvierte er ein freiwilliges soziales Jahr beim Diakoniewerk. Dabei half er im Quartier in der Straniakstraße mit. "Im Kontakt mit den Kollegen und den Freiwilligen konnte ich so viel lernen, es half mir auch, mein Deutsch zu verbessern." Jetzt ist er vom Diakoniewerk für die Betreuung angestellt.

In der Gemeinde sei vor allem auf die Schulen eine große Herausforderung zugekommen, sagt Quartierleitern Eva Neußl-Duscher. "Es waren ja in fast allen Klassen Flüchtlingskinder. Teilweise haben die Direktorinnen selbst mit den Schülern Deutsch gelernt, um ihnen den Einstieg zu erleichtern."

In der Betreuung der Flüchtlinge habe sich im vergangenen Jahr einiges geändert. Seither bekämen fast keine Flüchtlinge mehr positive Asylbescheide. Das wirke sich deutlich auf die Integrationsarbeit aus, sagt Neußl-Duscher. "Viele wissen, dass sie das Land verlassen müssen. So haben sie natürlich keine Motivation, deutsch zu lernen. Das bekommen auch die freiwilligen Helfer zu spüren. Die merken: Es geht nichts mehr weiter."

Mit dem Schließen des Asylquartiers steigt das Diakoniewerk aus der Betreuung von Asylbewerbern aus. "Der Bedarf ist derzeit nicht mehr da", sagt Michael König. Integrationsprojekte betreibt die Organisation weiterhin. Derzeit habe man drei Projekte mit Land und Stadt Salzburg.

Auch der Syrer Said al Issa wird seine Arbeit in der Flüchtlingsbetreuung verlieren. Es schlägt ein neues Kapitel seines Lebens auf und startet eine Ausbildung als Obusfahrer bei der Salzburg AG.