Die Flaute im geförderten Mietwohnbau macht auch dem Team des Wohnservice der Stadt Salzburg das Leben schwer. Je weniger gebaut wird, desto weniger Wohnungen hat das Wohnservice zu vergeben. Laut Amtsleiterin Dagmar Steiner steigt die Zahl der Anträge stetig, der Bedarf sei anhaltend hoch. Ein Grund seien die stark gestiegenen Mieten am privaten Markt. Vorstellig würden auch Menschen, deren Lebenssituation sich verändert habe - etwa durch Teuerung, Familienzuwachs oder den Wunsch nach einer altersgerechten Wohnung. Dazu kämen Menschen, die nach Salzburg zurückkehren, etwa nach einem Studium in einer anderen Stadt.
"Für viele Menschen, die einen Antrag stellen, ist die Miete mittlerweile viel zu hoch, dazu kommen die gestiegenen Energiekosten und die generelle Teuerung", betont Steiner. Sobald das Wohnservice öffne, fülle sich der Warteraum mit 30 bis 40 Leuten. "Manche haben schon keine Wohnung mehr und schlafen vorübergehend bei Freunden." Andere würden zu sechst oder siebt in einer Zweizimmerwohnung leben. Groß sei in diesen Familien die Angst vor dem nahenden Winter. "Durch den Überbelag sind oft Schimmel und Feuchtigkeit ein Problem." Diese Menschen hätten aufgrund der Teuerung kein Geld zum Heizen oder würden beim Heizen sparen.
Aktuell sind 2217 Haushalte mit mehr als 4700 Personen für eine Wohnungsvergabe vorgemerkt. Im Vergleich zum Beginn des Jahres sei das eine Steigerung von 12 Prozent, betont Steiner. 53 Prozent der Anträge stammen aus Ein-Personen-Haushalten, 12 Prozent aus Vier-Personen-Haushalten. 54 Anträge kommen aus Haushalten mit 6 oder 7 Personen.
Den 2217 Anträgen stehen aktuell 28 Wohnungen in der Vergabe gegenüber. Davon wurden laut Steiner 21 in der vergangenen Woche zugeteilt, hier stehe noch die Rückmeldung der Bewerberinnen und Bewerber aus. Weitere sieben Wohnungen würden derzeit neu angeboten.
Am Montag präsentierten Steiner und Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ plus) die Zahlen aus dem Vorjahr. Demnach hatten Ende 2024 knapp 2000 der rund 90.000 Haushalte in der Stadt Salzburg einen aktiven Antrag beim Wohnservice, das waren rund 130 mehr als Ende 2023. Die Zahl der vergebenen Wohnungen stieg von 505 auf 536. Davon waren 458 Bestandswohnungen und 78 Neubauwohnungen, die erstmals vergeben wurden. Insgesamt hat die Stadt für 12.000 geförderte Mietwohnungen das Vergaberecht, 1700 davon sind städtische Wohnungen. Die meisten Wohnungen, die die Stadt vergibt, sind Bestandswohnungen.
Heuer wurden laut Steiner 360 Wohnungen im Bestand und 44 im Neubau vergeben. Im Herbst werde die Stadt in Gneis 70 geförderte Mietwohnungen und 26 betreute Wohnungen vergeben. Für 2026 sei von mehr als 100 Neubauwohnungen auszugehen.
Der Schlüssel für leistbares Wohnen sei der Neubau von ausreichend geförderten Mietwohnungen, sagte Dankl. Im Vergleich zu anderen Landeshauptstädten hinke Salzburg hinterher. Nur 23 Prozent aller Wohnungen im Stadtgebiet seien gefördert. "In Linz sind es rund doppelt so viele, dort ist fast jede zweite Wohnung gefördert."
Im neuen Räumlichen Entwicklungskonzept (REK), das demnächst öffentlich aufliegen wird, sind laut Dankl Flächen für rund 12.000 geförderte Wohnungen vorgesehen, rund drei Viertel davon für geförderte Mietwohnungen. Es gelte, Bauprojekte rasch auf den Weg zu bringen, schließlich dauere es drei bis vier Jahre, bis die Wohnungen zur Verfügung stünden.
Im Wahlprogramm hatte die KPÖ plus das Ziel von 10.000 Wohnungen binnen zehn Jahren ausgegeben.
Rar sind vor allem Wohnungen mit vier oder mehr Zimmern. 300 bis 400 Haushalte warten laut Steiner auf eine große Wohnung. "Wir bekommen pro Monat nur zwei bis drei solcher Wohnungen zurück - wenn überhaupt." Auch wenn in diesen Wohnungen beispielsweise nur noch zwei Personen leben, können sie diese Wohnung behalten, weil die Mietverträge unbefristet vergeben werden. Mitunter seien ausfinanzierte Vierzimmerwohnungen billiger als neu errichtete Zweizimmerwohnungen, ergänzt Dankl.
Das Wohnen ist auch bei den Klientinnen und Klienten der Sozialberatung der Caritas die Hauptsorge. "Wohnen und Energie sind schon lange die zentralen Themen bei uns in der Sozialberatung und bereiten den Menschen am meisten finanzielle Probleme", betont Bereichsleiter Torsten Bichler. In Summe würden dafür rund 60 Prozent der Hilfsleistungen aufgewendet. Stark genutzt werde die Energiesparberatung, "hier können wir präventiv arbeiten". Auch in der direkten Versorgung von Menschen in Not - also im Tagezentrum und in der Obdach- und Wohnungslosenhilfe - steigen die Zahlen und der Bedarf laut Bichler kontinuierlich. Ins Tageszentrum kämen immer mehr Menschen, die sich zu Hause kein Essen oder im Winter keine Heizung leisten könnten. "Wir helfen schnell und zielgerichtet, sehen aber jedenfalls Handlungsbedarf für die mittel- und langfristige Verbesserung der Situation."



