SN.AT / Salzburg / Politik

Neubau für Kinder- und Jugendpsychiatrie läuft

Bereits im August haben die Bauarbeiten für einen Neubau der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Gelände der Christian-Doppler-Klinik begonnen: Mit Sommer 2019 sollen dort in Summe 40 Plätze bezogen werden können - um zehn mehr als bisher. Auch der personelle Engpass der vergangenen Jahre ist Geschichte.

Freude über den laufenden Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie: LH-Stv. Christian Stöckl, Paul Sungler (GF SALK), Primar Leonhard Thun-Hohenstein und Eugen Trinka (ärztlicher Leiter CDK) und.
Freude über den laufenden Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie: LH-Stv. Christian Stöckl, Paul Sungler (GF SALK), Primar Leonhard Thun-Hohenstein und Eugen Trinka (ärztlicher Leiter CDK) und.
So sieht der Entwurf für den Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie aus, mit dem die Architekturbüros Kleboth Lindinger Dollnig (Linz, Innsbruck) sowie Kaufmann & Partner (Linz) gewonnen haben.
So sieht der Entwurf für den Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie aus, mit dem die Architekturbüros Kleboth Lindinger Dollnig (Linz, Innsbruck) sowie Kaufmann & Partner (Linz) gewonnen haben.

Lange hat der Vorstand der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Leonhard Thun-Hohenstein, um das Projekt gekämpft - im heurigen August sind nun die Bagger endlich aufgefahren: Mit dem Neubau wird die Kapazität der Klinik um zehn Betten auf insgesamt 30 Betten sowie zehn tagesklinische Plätze und eine Nutzfläche von 2100 Quadratmeter erweitert. Gleichzeitig wird die Ambulanz neu strukturiert und ein Therapiezentrum eingerichtet. Der Grund für den Neubau lag für Thun-Hohenstein auf der Hand: Neben dem Unterbringungsbereich waren auch Flächendefizite auf der Station und die Zugänglichkeit zur Ambulanz sehr schwierig (kein Lift, keine Behindertengerechtigkeit). Diese Defizite hätten sich im historischen Gebäude nicht beheben lassen, so der Tenor.

Anzahl der notwendigen Therapieplätze steigt

Mit derzeit 20 stationären und zehn tagesklinischen Plätzen sowie einer Ambulanz versorgt die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Einzugsgebiet von rund 800.000 Einwohnern. Gesundheits- und Spitalsreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP) erklärt, warum die Umsetzung des Neubaus wichtig ist: "Wir setzen alles daran, für die Kinder und Jugendlichen in unserer Gesellschaft die notwendige Unterstützung und Behandlung auf einem zeitgemäßen medizinischen Versorgungsniveau sicherzustellen. Wir müssen den jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen das notwendige Umfeld und die medizinische Versorgung geben, die sie in dieser schwierigen Situation benötigen und sie auf ihrem Weg bestens unterstützen." Neu sei, dass der stationäre Bereich mit Möbeln, Holz und einem Farb-Licht-Konzept so gestaltet sei, dass sich ein Wohlfühlcharakter einstelle, der vor allem bei längeren Aufenthalten den Heilungsprozess unterstützte. Das architektonische Konzept sieht vor, dass die Innenhöfe des eingeschossigen Baus bei der Gestaltung eine große Rolle spielen. Sie sollen für die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit schaffen, nach draußen zu gehen - auch im geschlossenen Bereich.

Therapiekonzept schließt das Umfeld mit ein

Ein wichtiges Merkmal bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen ist laut Primar Leonhard Thun-Hohenstein das systemische Grundkonzept: "Wir verstehen Störungen immer als Teil des Kontextes, in dem sie entstehen. Das bedeutet, wir müssen möglichst alle Beteiligten in den Prozess der Behandlung miteinbeziehen." Eine weitere Besonderheit ist das "synergetische Navigationskonzept": Das ist ein Online-Tool, bei dem stationäre Patienten täglich Fragen zu seiner Befindlichkeit und zu seinen Beziehungen zu Freunden und Angehörigen beantworten soll. "Wir können damit Veränderungen im Laufe der Therapie erfassen", erklärt Thun-Hohenstein. Die daraus resultierenden Ergebnisse seien eine gute Grundlage zur Reflexion. Die Klinik arbeitet sehr intensiv mit den niedergelassenen Angeboten für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen zusammen. Thun-Hohenstein: "Ich bin froh, dass sich das Angebot im Land Salzburg nun auch im niedergelassenen Bereich verbessern wird." Denn, wie berichtet, hat mit 1. Dezember ein vom Land Salzburg getragenes psychosoziale Beratungs- und Versorgungszentrum in der Stadt Salzburg geöffnet. Dazu kommt ein weiteres im Süden des Bundeslandes, das von der Kinderseelenhilfe von Pro Mente Salzburg getragen wird.

11,2 Mill. Euro werden in Zukunft von Kindern und Jugendlichen investiert

Die Errichtungskosten für den Neubau betragen rund 11,2 Mill. Euro. Darin enthalten sind auch die Kosten für die Medizintechnik und die Möblierung. Mehr Betten und größere Therapie- und Ambulanzeinheiten verursachen höhere Personal- und Sachkosten: SALK-Geschäftsführer Paul Sungler erklärt, wie das trotz angespannter Budgetsituation möglich ist: "Wir benötigen mit der Fertigstellung im Sommer 2019 zusätzlich 21,8 vollzeitäquivalente Stellen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dieser zusätzliche Personalbedarf kann durch Umschichtung von Betten und einem weiteren positiven Effekt gelöst werden, der seit 2017 zum Tragen kommt: Seit 2017 wurde die LKF Punkte neu berechnet u.a. wurden die Personalkosten z.B. in den psychiatrischen Fächern genauer mit einbezogen, wodurch die Psychiatrie und die Kinder- und Jugendpsychiatrie besser abgebildet sind und mehr Punkte zustande kommen. Die Ausweitung dieser Stellen führt so auch zu keiner Änderung des vorgeschriebenen Stellenplans."

Eine gute Nachricht gab es von Thun-Hohenstein außerdem in personeller Hinsicht: Denn noch im Spätherbst 2016 waren aufgrund von Babykarenzen zeitweise fünf von zehn Ärzte-Planstellen in der Abteilung unbesetzt. Dazu kommt, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie an sich ein junges Fach ist und daher ausgebildete Ärzte in diesem Fach österreichweit Mangelware sind. Thun-Hohenstein: "Wir haben jetzt alle 10,8 Stellen in Form von 13 Köpfen abgedeckt und sind damit wieder voll besetzt."

SN Karriere