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S-Link-Abstimmung: Warum ein 91-Jähriger einen Appell an seine Generation richtet

Herbert Dutka verfolgt das Projekt einer Stadtbahn seit den 1980er-Jahren. Warum er seine Meinung nie geändert hat und warum er glaubt, dass den "Alten" ein Nein nicht zustehe.

„Der Beweis ist ja erbracht, dass es oberirdisch nicht funktioniert“. Das sagt Herbert Dutka. Er hat in den 1980er-Jahren selbst ein Stadtbahn-Konzept forciert, um das Verkehrsproblem zu lösen.
„Der Beweis ist ja erbracht, dass es oberirdisch nicht funktioniert“. Das sagt Herbert Dutka. Er hat in den 1980er-Jahren selbst ein Stadtbahn-Konzept forciert, um das Verkehrsproblem zu lösen.
Herbert Dutka (91) im Gespräch im SN-Airstream. In den 1980er-Jahren war er für Obus und Lokalbahn verantwortlich.
Herbert Dutka (91) im Gespräch im SN-Airstream. In den 1980er-Jahren war er für Obus und Lokalbahn verantwortlich.

Seit mehr als 40 Jahren wird über eine Verlängerung der Salzburger Lokalbahn durch die Stadt Salzburg diskutiert. Einer, der davon ein Lied singen kann, ist Herbert Dutka. Der heute 91-Jährige war ab 1984 technischer Direktor der Stadtwerke - und damit für Obus und Lokalbahn verantwortlich. "Wir haben uns damals Gedanken gemacht, was man mit dem Verkehr in Salzburg machen sollte. Und sind zur Überzeugung gekommen mit Fachleuten, dass es oberirdisch mit Obussen nicht lösbar ist." Herausgekommen ist 1988 das Stadtbahnkonzept, geplant von der TU Wien, weiterentwickelt von einem Salzburger Ingenieurbüro. Es ist heute noch genauso aktuell wie damals, denn es ist praktisch ident mit dem S-Link-Projekt.

Was nach Dutkas Vorstoß damals passiert ist? "Das Konzept ist schubladisiert worden, weil sich die Politiker nicht einig waren, ob sie wollen oder nicht." Jedes Mal, wenn das Verkehrsproblem wieder aufgetaucht und durchdiskutiert worden sei, habe man ein neues Gutachten angefordert und erstellt. "Fünf oder sechs Mal. Und immer kam man zum selben Ergebnis. Bis jetzt ist nichts geschehen", erzählt Dutka. Auch das Ergebnis der Gutachten sei immer dasselbe gewesen. "Unterirdisch, und dann auftauchen. Es geht nicht anders. Die Idee einer Straßenbahn in Salzburg ist nicht machbar, die Straßen sind ungeeignet. Man muss in den Untergrund gehen." Auch gegen den unterirdischen Lokalbahnhof habe es damals Widerstände gegeben. Der Lokalbahnhof sollte ursprünglich in Itzling gekappt werden, schildert Dutka. "Da habe ich noch interveniert beim Bürgermeister Reschen. Der hat dann zugestimmt. Da war das Vorausdenken noch vorhanden."

"Der Beweis ist ja erbracht"

Viele Proponenten haben im Laufe der Jahrzehnte ihre Meinung geändert. Dutka nicht. Warum? "Weil ich von Anfang an überzeugt war, dass die Lösung alternativlos ist. Der Beweis ist ja erbracht. Man hat jetzt 30 Jahre lang mehr oder weniger herumgemurkst oberirdisch und erwiesenermaßen funktioniert es ja nach wie vor nicht." Allein mit Obussen sei es nicht möglich. "Stadt und Umland sind verkehrsmäßig eine Einheit. Das muss man so sehen."

Warum es in all den Jahren nie zu einer Umsetzung kam? "Ich glaube, dass da kurzfristige Überlegungen für die jeweils nächste Wahl ausschlaggebend waren", meint Dutka.

Von der Volksabstimmung zum S-Link in drei Bezirken am 10. November hält der Pensionist nichts. "Es gibt ja eindeutige, ja einstimmige Beschlüsse der Politik. Daher frage ich mich eigentlich, warum es eine Volksabstimmung gibt. Die Bürger sind meiner Meinung nach schon sehr überfordert, hier ein Urteil abzugeben. Es ist zu komplex, dass das jemand ohne Weiteres zu 100 Prozent beurteilen kann. Daher sind auch sicher viele verunsichert, was sie tun sollen."

"Vermasselt doch den Jungen das nicht"

Er appelliere an die alte Generation, zu der er ja auch selbst gehöre, bei der Abstimmung an ihre Nachkommen zu denken. "Vermasselt doch den Jungen das nicht." Die Alten hätten kein Recht, zu so einem Projekt Nein zu sagen. "Das ist ein Projekt, das in die Zukunft, also die nächsten zehn bis 50 Jahre gerichtet ist. Nur unser Ja ermöglicht es unseren Enkel- und Urenkelkindern, das ihnen vererbte Verkehrsproblem endlich zu lösen." Ein Nein verhindere jedoch, dass auf einer guten Grundlage weiter geplant und letztlich auch gebaut werden könne. "Das steht uns Alten nicht zu." Es seien aus seiner Sicht auch keine passenden Argumente, zu sagen, "den S-Link brauch ich nicht" oder "das ist mir zu teuer", denn nur die Jungen sollten über ihre Zukunft entscheiden.

Wenn die Bahn einmal da sei, werde sie auch angenommen und genutzt, davon ist Dutka überzeugt. "Das beweisen auch andere Projekte." Die Milliardenkosten für den S-Link müsse man auf lange Zeit sehen. "Die jetzige Lokalbahn gibt es seit 100 Jahren. Ich bin sicher, dass die Verlängerung zumindest auf 50 Jahre zu sehen und zu rechnen ist. Die Kosten sehen dann anders aus. Es ist sehr wohl eine gute Geldanlage, in die Zukunft gesehen rechnet es sich." Wie die Abstimmung ausgeht, traut er sich nicht zu sagen, denn "normalerweise gehen nur die Querulanten wählen und die anderen bleiben zu Hause". Er hoffe aber, dass er einen Baustart noch erlebe.