Die Mehrheit hat Nein gesagt. Nein zu einer Milliardeninvestition, Nein zu einer Baustelle, Nein zu einer Bahn, die unterirdisch die Landeshauptstadt und damit die Salzach queren und oberirdisch bis in die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes führen sollte. Auch wenn 58 Prozent der 250.000 Stimmberechtigten keinen Willen bekundet haben - die Meinung jener, die ihr Kreuz bei Nein gemacht haben, überwiegt. Und sie ist bei einem demokratischen Willensbildungsprozess die einzige, die zählt.
Welche Lehren kann man in Salzburg nun aus dieser Volksbefragung ziehen? Wenn die Politik der Mut verlässt, wird es nichts mit Gestalten und Verändern. Über ein Infrastrukturprojekt, das eine satte politische Mehrheit hinter sich hat, trotzdem abstimmen zu lassen geht schief. Mit diesem Schritt hat die Landesregierung das Heft aus der Hand gegeben und wurde eines Besseren belehrt. Und es hat künftigen Direktabstimmungen ein weites Feld geöffnet. Nach der Bürgerabstimmung und dem Aus zu einer Erweiterung der Mönchsberggarage im Jahr 2022 und diesem Ergebnis nun ist die Frage: Was kommt als Nächstes? Stimmen wir auch über den Bau eines neuen Flughafenterminals in Salzburg ab? Oder über die seit Jahrzehnten geplante Hochleistungsstrecke der ÖBB im Flachgau? Was ist mit Windrädern? Einem Kraftwerk in Golling? Der Übersiedelung des Unfallkrankenhauses auf das Gelände des Landesspitals? Dem Umbau im Festspielbezirk um immerhin 480 Millionen Euro? Einer Seilbahn auf den Gaisberg? Es wäre völlig widersinnig, ließe die Politik überall Befragungen abhalten. Aber theoretisch ist die Büchse der Pandora nun weit geöffnet. Und dass Salzburg ein toxisches Verhältnis zu Großprojekten hat, ist einigermaßen bekannt.
Noch eine Lehre sollten heutige und künftige Politikerinnen und Politiker aus diesem Sonntag ziehen: Das Projekt einer Lokalbahnverlängerung ist ein für alle Mal gestorben. Der Zug ist abgefahren. Man darf gespannt sein, welche Verkehrslösungen jetzt angestrebt werden. Der Flachgau hat als einziger der drei Bezirke mehrheitlich mit Ja abgestimmt. Das ist auch ein Handlungsauftrag, dass die Pendler den Stau satthaben.