Von Zell am See bis Bad Ischl, von St. Johann in Tirol bis Schladming, von Schwarzach bis Vöcklabruck - in einer Reihe von Krankenhäusern in den Bundesländern Salzburg, Tirol und Oberösterreich ging am Donnerstag die folgende E-Mail aus den Salzburger Landeskliniken (SALK) ein: Man müsse "mitteilen, dass die Neonatologie Salzburg aktuell keine weiteren Patienten aufnehmen kann und deshalb für antenatale Zutransferierungen gesperrt ist. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall rechtzeitig an umliegende Perinatalzentren. Bei akuter Gefahr in Verzug kann im Einzelfall mit der Station rückgesprochen werden." Die Sperre gelte vorerst bis Samstag, 12 Uhr.
Das bedeutet einen vorübergehenden Aufnahmestopp für Frühgeborene in den SALK. Geburtsstationen in deren Einzugsgebiet müssen sich bei Bedarf an andere neonatologische Einrichtungen wenden - zum Beispiel in Linz oder Innsbruck. Immer wieder muss die Neonatologie Salzburg einen solchen Stopp verfügen.
Neonatologen erklären die wiederkehrenden Engpässe einerseits mit strengen Hygienerichtlinien. Deren Einhaltung bedingt andererseits einen erhöhten Personalaufwand in der Pflege. Bei Frühgeborenen und kranken Babys ist in den schwierigsten Fällen ein Pflegeschlüssel 1:1 vorgeschrieben. Dies, um den so genannten "Kreuzgriff" zu vermeiden, wie Paul Sungler, der Geschäftsführer der SALK sagt. Will heißen: Eine Pflegekraft, die einem "Frühchen" zugeordnet ist, soll nicht in den Inkubator eines anderen greifen. Denn: Das Immunsystem der kleinsten Patienten ist extrem anfällig. Entsprechende Richtlinien des Robert Koch-Instituts, an die sich auch die Neonatologie in den SALK hält, wurden in den vergangenen Jahren verschärft.
SALK-Geschäftsführer: "Für Notfälle steht immer ein Bett zur Verfügung"
Um den Vorgaben aber auch in der Pflege gerecht werden zu können, fehlen laut Sungler in der Salzburger Neonatologie zwei Pflegekräfte. Die Neonatologie in Salzburg verfüge insgesamt über 23 Betten. 13 davon seien reserviert für die Fälle, die Maximalversorgung (Stufe 1) benötigen. "Davon sind elf in Betrieb, für die restlichen zwei fehlen die Pflegekräfte", sagt der Geschäftsführer. "Dieser Engpass ist kein finanzieller, sondern einer in der Ausbildung." Kommendes Jahr würden die beiden Stellen mit speziell ausgebildeten Kräften wieder besetzt.
Sungler versichert, dass nicht nur Salzburg mit Engpässen in der Neonatologie kämpfe. Es sei ein "Routineprozess in ganz Österreich", dass kleine Patienten und deren Mütter an andere Einheiten verwiesen würden.
Tirol hat dasselbe Problem: Auch dort fehlen Pflegekräfte
Der SALK-Geschäftsführer verweist auf insgesamt fünf neonatologische Zentren, die Versorgung auf "Stufe 1", also die medizinische Maximalversorgung, bieten könnten. Neben Salzburg sind dies Linz, Graz, Innsbruck und Wien. "Wir bilden ein Netzwerk. Auch wir haben eine Aufnahmepflicht gegenüber den anderen Zentren", erklärt er. Nicht nur Babys würden bei Bedarf von einem Zentrum an das andere überwiesen, sondern auch Schwangere, bei denen eine Frühgeburt vorhersehbar sei. Wobei in Salzburg für Notfälle immer Plätze vorhanden seien und vorgehalten würden.
Die Uni-Klinik Innsbruck bestätigt: "Bei uns ist das auch ein Problem." Es fehle an Pflegekräften, die eine Spezialausbildung für die Arbeit auf Frühgeborenen- und Kinderintensivstationen haben. "Das Phänomen zieht sich durch ganz Österreich", sagt Johannes Schwamberger von den TirolKliniken. "Die Arbeit ist herausfordernd und belastend." In Innsbruck gebe es zwölf neonatologische Intensivbetten, wovon ebenfalls zwei wegen Pflegekräftemangels gesperrt seien.