Nun wird es ernst mit dem Öffi-Ticket für alle Übernachtungsgäste im Bundesland Salzburg. Ab 1. Mai bezahlen sie einen Mobilitätsbeitrag in Höhe von 50 Cent und können dann mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Das Ticket wird direkt in den 11.600 Beherbergungsbetrieben ausgegeben. Der Mobilitätsbeitrag wird zusätzlich zur Nächtigungsabgabe eingehoben. Die Mittel sind für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs zweckgebunden.
Ab dem 30. April 2027 steigt der Beitrag auf 1,10 Euro. Die Hälfte davon, also 55 Cent, fließt ab 2027/28 in der Wintersaison jeweils vom 1. November bis 30. April an die lokalen Tourismusverbände bzw. in Orten ohne Verband an die Gemeinde.
Das Ticket wird dem Gast in der Unterkunft digital oder ausgedruckt übergeben. Ein Pre-Check-in ist möglich.
Testphase in zwei Regionen
Zwei Tourismusregionen haben seit 1. April eine Testphase durchlaufen: die Fuschlseeregion sowie Wagrain und Kleinarl. Knapp 6000 Guest-Mobility-Tickets wurden ausgegeben. Bei einer Pressekonferenz in einem der Testbetriebe, dem Waldhof Fuschlsee Resort in Fuschl, zogen Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Salzburger Land Tourismus GmbH, sowie Johannes Gfrerer, Geschäftsführer der Salzburger Verkehrsverbund GmbH eine positive Bilanz. Die Pilotphase sei gut verlaufen, alles habe reibungslos funktioniert. Es habe sowohl von den Beherbergern als auch von den Gästen ein positives Echo gegeben, bekräftigte Christopher Langegger, Geschäftsführer der Fuschlseeregion. Zwischen 60 und 70 Betriebe - das ist ein Drittel aller Beherberger in der Region - hätten die Gelegenheit genutzt, ebenfalls auf das elektronische Gästemeldewesen umzusteigen.
Touristiker sprechen von einem Meilenstein
Bauernberger sprach abermals von einem Meilenstein für nachhaltigen Tourismus. Salzburg sei die erste Region in Österreich, die ein solches System einführe.
Die Gäste wüssten ein Angebot wie dieses zu schätzen, sagte Walter Veit, der Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung. Das Nachhaltigkeitsthema rücke bei den Jungen immer stärker in den Vordergrund. Zugleich stellte Veit eines klar: "Für weitere Aufschläge zur Nächtigungsabgabe stehen wir keinesfalls zur Verfügung." Veit verwies in diesem Zusammenhang auf die in Wien diskutierte Einführung eines Kulturbeitrags.
Heuer 5,7 Millionen Euro, nächstes Jahr schon 10 Millionen
Geld für den Ausbau der Öffis werde ab 2027 zur Verfügung stehen, betonte Gfrerer. In den Regionen werde besprochen, wo zusätzliche Angebote durch die steigende Nachfrage geschaffen werden müssen.
In den ersten beiden Jahren würden die Einnahmen vor allem dazu dienen, Tarifausgleichsmaßnahmen zu finanzieren. Verbessert wurde bereits das Angebot der von Touristen stark frequentierten Buslinie 150 nach Bad Ischl. Seit 12. April sind auf der Strecke zusätzlich fünf Expressbusse im Einsatz. Die Fahrt vom Salzburger Hauptbahnhof nach Fuschl dauert 34 Minuten. "80 Prozent der touristischen Attraktionen im Bundesland werden künftig mit Öffis erreichbar sein", sagt Gfrerer.
Heuer soll der Mobilitätsbeitrag 5,7 Millionen Euro einbringen, nächstes Jahr sollen es 9,7 Millionen sein und ab Mai 2027 rund 16 Millionen. Derzeit bringen Kooperationen des Salzburger Verkehrsverbunds und Ticketverkäufe an Touristen pro Jahr rund 7,7 Millionen Euro.
Wirtschaftskammer kündigt Widerstand an
Die Wirtschaftskammer, die seit Monaten gegen die Abgabe Sturm läuft, hat ihre Kritik am Donnerstag erneuert. Die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft stellt sich weiterhin vehement gegen den Mobilitätsbeitrag. Bei einer groß angelegten Befragung von Kondeor Tourismusforschung hätten 54,3 Prozent der 300 befragten gewerblichen Beherbergungsbetriebe angegeben, gegen die neue Mobilitätsabgabe und das damit finanzierte Guest-Mobility-Ticket zu sein. "Hier hat die Landespolitik eindeutig die Rechnung ohne den Wirt gemacht", sagt Albert Ebner, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKS. Die Einführung ohne Einbindung der Tourismusverbände sei ein klarer Tabubruch in der bisher gepflogenen Tourismuspolitik des Landes. Laut Salzburger Fremdenverkehrsgesetz würden die einzelnen Tourismusverbände im Land autonom über Höhe und Verwendung der Nächtigungsabgabe entscheiden. "Nun dieses Projekt einfach von oben herab durchzuziehen, wird zu erheblichen Widerständen innerhalb der Branche führen", sagt Ebner.
Spartenobmann will bis zum VfGH gehen
Die Befragung zeige, dass die Ablehnung im Pinzgau (54,2 Prozent), Tennengau (60 Prozent) und Lungau (91,7 Prozent) besonders hoch sei. Hauptgründe dafür seien, dass es in den Bezirken bereits kostenlose Öffi-Angebote für Gäste gebe, oder dass der Öffi-Anschluss zu weit weg vom Hotel oder zu unattraktiv sei. Und es gebe enormen bürokratischen Aufwand. "Die Rezeptionen mutieren damit zu Öffi-Auskunftsstellen, die vom Ausfüllen des Antrages samt Datenschutzerklärung bis hin zu den Fahrtzeiten und Anschlussmöglichkeiten alles zu beantworten haben. Jeder Trafikant, der ein Öffi-Ticket verkauft, bekommt dafür eine Provision. Und wir sollen diesen zusätzlichen Aufwand stemmen, obwohl wir immer schwieriger Personal bekommen und die Rezeptionen zu Stoßzeiten ohnedies notorisch überlastet sind."
Es sei unverantwortlich, das Ticket in der geplanten Form einzuführen. "Das Gutachten eines Verwaltungsjuristen bestätigt uns, dass die Öffi-Abgabe höchst bedenklich ist. Vor allem gegenüber den Einheimischen ist es schwer zu argumentieren, dass Gäste um nur 50 Cent pro Tag die Öffis im Land nutzen können. Wir werden daher bis zum Verfassungsgerichtshof gehen, um die Umsetzung in der geplanten Form zu bekämpfen", sagt Ebner.