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250 zusätzliche Wohnungen in der Goethesiedlung: Bewohner kritisieren beim Infoabend die angedachten Hochgaragen

Die Stadt will die Goethesiedlung in Itzling verdichten und die Wohnqualität für die Bestandsmieter verbessern. Am Mittwochabend präsentierte die Stadt ihre Überlegungen. Projekt gibt es noch keines. Im Saal reagierten einige ungehalten.

Rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Leute aus der Nachbarschaft der Goethesiedlung kamen zur Bürgerinfo am Mittwochabend ins Techno-Z.
Rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner sowie Leute aus der Nachbarschaft der Goethesiedlung kamen zur Bürgerinfo am Mittwochabend ins Techno-Z.
Das Schaubild ist lediglich eine Testplanung und Machbarkeitsstudie. Ein Projekt gibt es noch nicht. Der Architekturwettbewerb ist erst 2026 realistisch.
Das Schaubild ist lediglich eine Testplanung und Machbarkeitsstudie. Ein Projekt gibt es noch nicht. Der Architekturwettbewerb ist erst 2026 realistisch.

Mit 1200 Mietwohnungen ist die Goethesiedlung in Salzburg-Itzling die größte in Salzburg. 2500 Menschen leben dort. Vergeben werden die Wohnungen durch die Stadt, der das 12,5 Hektar große Areal gehört. Viele Bewohnerinnen und Bewohner sind mit der Siedlung aus den 1960er- und 1970er-Jahren gealtert, 40 Prozent sind älter als 70 Jahre, viele wohnen allein oder zu zweit in nicht barrierefreien Wohnungen mit bis zu vier Zimmern.

Die Stadtregierung hat sich auf Grundlage von Untersuchungen, Machbarkeitsstudien und einer Sozialraumanalyse darauf verständigt, die Siedlung weiterzuentwickeln. In frühestens zwei Jahren sollen bis zu 250 neue Mietwohnungen dazukommen, 60 davon sollen betreutes Wohnen ermöglichen.

Nach der Pressekonferenz am Mittwochvormittag fand am Abend eine Bürgerinfo statt. Mit rund 100 Leuten war der Saal im Techno-Z bummvoll. Den Fragen stellten sich Planungsstadträtin Anna Schiester (Bürgerliste) und Sozialstadträtin Andrea Brandner (SPÖ) sowie Christian Hörbinger von der Stadtplanung. Am Vormittag hatte Abteilungsvorstand Andreas Schmidbauer betont, dass sich die Stadtplanung schon seit den 1990er-Jahren mit der Siedlung beschäftige.

Bewohnerinnen und Bewohner sollen mitreden

Schiester stellte zu Beginn klar: "Wir präsentieren Ihnen heute kein fertiges Projekt oder Konzept, soweit sind wir noch lange nicht." Der Prozess beginne erst, die Bewohnerinnen und Bewohner seien eingeladen, sich im Rahmen eines Bürgerdialogs einzubringen. "Wir meinen es gut, wir wollen gemeinsam mit Ihnen etwas weiterbringen." Ende Mai soll es einen "Zukunftstag" geben.

Sozialstadträtin Brandner betonte: "Wenn es eine Weiterentwicklung gibt, ist entscheidend, dass für die Bewohner ein Mehrwert entsteht." Dabei gehe es auch um das soziale Miteinander. Der Fokus liege auch auf betreutem Wohnen und einer Erweiterung des Bewohnerservice. Zudem soll noch mehr Grünraum entstehen, auch die Radinfrastruktur soll verbessert werden, auch Mobilitätsangebote wie Carsharing sind geplant.

Die zusätzlichen Wohnungen sollen auf dem drei Hektar großen Parkplatz im Norden gebaut werden. Die Fläche im Besitz der Stadt ist Bauland, von den 810 Stellplätzen sind nur 64 Prozent genutzt. Künftig sollen die Autos in zwei Hoch- und einer Tiefgarage parken.

Schiester: Tiefgarage ist nur unter den Neubauten möglich

Das gezeigte Schaubild, das auf einer Testplanung beruht und lediglich Möglichkeiten skizziert, löste Raunen im Saal aus. Kritik wurde an den Hochgaragen laut. Eine Tiefgarage sei aus Kostengründen nur unter den Neubauten möglich, sagte Schiester. Die Situierung der Hochgaragen stehe noch nicht fest, weil es ja noch kein Projekt gebe. "Die Hochgarage ist nicht die ideale Lösung, aber wir müssen Parkplätze für alle anbieten, die jetzt einen haben."

Durch Renaturierung des Alterbachs fürchten viele noch mehr "Saufgelage"

Skeptisch äußerten sich mehrere Anrainer über die geplante zweite Etappe der Renaturierung des Alterbachs. Seit 2020 der erste Teil renaturiert worden sei, würden sich am Bach immer wieder "wilde Saufereien" abspielen und ungute Leute versammeln. Die Lärmbelästigung sei groß, etwa durch laute Musik.

Eine ältere Dame beklagte, dass die Infrastruktur auf dem Veronaplatz stetig schlechter geworden sei. "Wir haben nur noch einen Nahversorger, aber keinen Bäcker und Fleischer mehr und auch keine Post und keine Bank. Auch der Friseur wird bald zusperren." Ziel sei, auch hier Verbesserungen zu erreichen, versicherte Schiester.

Die Überlegung der Stadt, die Obusstation allenfalls vom Rand näher zur Mitte der Siedlung zu verlegen, um die Anbindung an den öffentlichen Verkehr zu verbessern, sorgte für Kopfschütteln.

"Jetzt wird wieder zuerst bei uns im Norden der Stadt gebaut"

Eine Anrainerin kritisierte, dass die Stadt bei der Nachverdichtung einen Nord-Süd-Ausgleich zugesichert habe. "Jetzt wird wieder zuerst bei uns im Norden gebaut." Ein Anrainer bezeichnete es als "politischen Zynismus", eine Siedlung dieser Größe noch größer zu machen. Und eine Bewohnerin meinte: "Itzling hat nicht Platz für noch mehr Leute."

Anfangs lebten in der Siedlung 4000 Menschen

Stadtplaner Hörbinger verwies darauf, dass zum Zeitpunkt der Fertigstellung 4000 Menschen in der Siedlung lebten. Der Parkplatz sei die größte unbebaute Baulandfläche der Stadt.

Rosemarie Fuchshofer, die 2023 in der Siedlung eine Befragung durchgeführt hatte, an der sich 400 Haushalte beteiligten, verwies auf die hohe Wohnzufriedenheit. Bei allem Verständnis für Angst vor Veränderung gebe es in der Siedlung auch "Menschen, die sich freuen, dass sich etwas verändern wird, sie freuen sich zum Beispiel auf eine neu gebaute kleinere Wohnung." Diese Aussage quittierten viele im Saal mit bissigen Kommentaren.

Eine Anrainerin warf ein, dass es wohl nicht möglich sein werde, für gleich viel Miete wie bisher in eine neue Wohnung zu übersiedeln. Sie bezahlt derzeit für ihre 3-Zimmerwohnung 700 Euro.

Das sei ihr bewusst, betonte Schiester. Die Bestandswohnungen seien alle ausfinanziert und daher günstig. Im Neubau sei die Miete teurer. "Wir arbeiten daran und versuchen eine Lösung zu finden, weil wir wissen, dass viele gerne in eine kleinere leistbare barrierefreie Wohnung übersiedeln möchten."

Ein Bewohner, der im Haus Goethestraße 7 wohnt, verwies darauf, dass in diesem Haus 40 der 67 Wohnungen behindertengerecht und barrierefrei zu erreichen seien.

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