Der Zulagenkatalog der Landesbediensteten war bisher ein gut gehütetes Geheimnis. Erst eine Landtagsanfrage der SPÖ zeigt jetzt, wie viele teils kurios klingende Zuschläge sich im Lauf der Jahrzehnte angesammelt haben. Da wären beispielsweise zehn unterschiedliche EDV-Zulagen, für Datenverarbeitungs-Fachorganisatoren der Stufen 1, 2 und 3, Datenverarbeitungs-Koordinatoren und Sachbearbeiter. Weiters gibt es Bekleidungszulagen für jene, die mehr als 12 Tage im Monat im Außendienst sind sowie für Straßenarbeiter (333 Euro monatlich bzw. 287 Euro). 50 Bedienstete des Landes erhalten eine Gefahrenzulage von 97 Euro - beispielsweise sind das Sozialarbeiter in Jugendämtern oder Straßenbauarbeiter. Außerdem gibt es eine Schmutzzulage und eine gesonderte Werkstättenschmutzzulage (39 Euro). Sekretärinnen erhalten Schreibzulagen (zwischen 73 und 121 Euro). Wobei Sekretäre der Regierungsmitglieder wieder andere Zulagen erhalten. Für "ein besonderes Maß an Verantwortung" - also Abteilungsleiter - gibt es Abgeltungen in 14 unterschiedlichen Höhen (zwischen 300 und 1274 Euro). Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Fremdsprachenzulage, vier unterschiedliche Pflegedienstzulagen, sechs unterschiedliche Präsidialzulagen, 28 Referatsleiterzulagen, Verwendungszulagen, etc.
Personallandesrat Josef Schwaiger (ÖVP) will etliches gar nicht kommentieren. Abschaffen könne man den Katalog nicht. Schwaiger will ihn aber zumindest halbieren und gruppieren - beispielsweise in Innen-, Außen- und Winterdienst. "Das System ist antiquiert. Mit dem neuen Gehaltsschema wird es nur noch All-in-Verträge geben", sagt er. Die SPÖ, die diese Anfrage eingebracht hat, spricht von einem Zulagen-Dschungel, den man lichten müsse. Außerdem sei er ungerecht. "Mehr als die Hälfte aller Landesbediensteten erhält zumindest drei Zulagen. Dabei erhalten oft jene mit ohnehin schon hohen Einkommen auch noch hohe Zulagen und die Wenigverdiener werden mit niedrigen Zulagen abgespeist", sagt SPÖ-Chef Walter Steidl.
Zulagen gibt es nicht nur beim Land, sondern auch für die Magistratsbediensteten der Stadt. Erschwerniszulagen für Exekutoren in Höhe von 11,92 Euro pro Monat beispielsweise. Oder für Bedienstete der Erholungsbetriebe für den Dienst im Kühlhaus 0,0456 Euro pro Stunde. Der stellvertretende Magistratsdirektor, Winfried Wagner, verteidigt den Zulagenkatalog. Immerhin gebe es im Magistrat 200 Berufsgruppen mit unterschiedlichen Anforderungen. "Das ist wie in der Privatwirtschaft. Dort haben sie auch nicht einen einzigen Kollektivvertrag, sondern unzählige. Das Konstrukt ist deshalb im Magistrat verständlich - es gibt nur ein Gehaltsschema, aber Berufe vom Arzt bis zum Totengräber bis hin zu Kindergärtnerinnen."
Im Übrigen hat auch die Polizei recht skurrile "Prämien". Ein Erlass des Innenministeriums regelt die Erschwerniszulage, wenn Beamte mit einer Leiche konfrontiert sind. Die "Leichenentkleidungsgebühr" macht "0,67 Prozent vom Gehalt der Gehaltsstufe 2 der Dienstklasse V" aus - also 16 Euro. Sie kann aber auch 32 Euro betragen, wenn "es sich um eine bereits in Auflösung befindliche oder um eine bereits in Verwesung übergegangene Leiche handelt oder von den einschreitenden Beamten verstreute Leichenteile einzusammeln sind."
Daten und Fakten: Die skurrilsten Zulagen:
Schmutzzulage bekommen 42 Mitarbeiter, meist in der Bauabteilung, je 44,6 Euro.
Zulage für Bedienung Kopierautomat/Lichtpausanlage - in der Hausdruckerei, für drei Personen, je 71,4 Euro.
Zuschlag für Öffentlichkeitsarbeit und Kontaktpflege - eine Person erhält 554 Euro.
Redaktionszulage im Landespressedienst - für zehn Bedienstete, je 533 Euro.
Schreibzulage - für 67 Sekretäre - ohne Prüfung (33 Euro), in der Stufe 2 gibt es 121 Euro/Monat.
EDV-Zulage starr zur Wahrung des Besitzstandes - erhält nur eine Person, 170,4 Euro/Monat.
Bildschirmzulage für Tunnelwarte mit Monitorüberwachung - 12 Personen, je 80,9 Euro/Monat.