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Biobäcker aus Salzburg hält Debatte um Getreidepreise für Panikmache

Gotthard Obauer setzt jetzt zu 100 Prozent auf Bio aus Österreich. Aktuell spürt er in seinem Betrieb andere Preissteigerungen deutlicher als jene für Biogetreide.

Gotthard Obauer in seiner Backstube – mit einem Blech Hoamatwurzn-Baguettes. In der Bäckerei Obauer werden rund 30 Tonnen Biomehl verarbeitet.
Gotthard Obauer in seiner Backstube – mit einem Blech Hoamatwurzn-Baguettes. In der Bäckerei Obauer werden rund 30 Tonnen Biomehl verarbeitet.

Gotthard Obauer bäckt seit Mai auch seine Semmeln und Mohnflesserln mit Biomehl. Schon davor lag die Bioquote in der seit 2005 von ihm und seiner Frau Sonja Obauer geführten Bäckerei in St. Gilgen bei 98 Prozent. Die letzten zwei Prozent waren die schwierigsten. Die Herausforderung sei es gewesen, sämtliche Produktionsschritte auf den im Vergleich zu konventionellen Teigen empfindlicheren Bioteig abzustimmen. Das erfordere handwerkliches Können, "jetzt sind wir voll dabei".

Davon, dass Kunden wegen der Teuerung seltener zu Biolebensmitteln greifen, spürt Gotthard Obauer nichts. Die Preisdebatte hält er für "Panikmache pur". Und zwar von konventionellen Produzenten, die bisher im großen Stil billig eingekauft hätten und jetzt mehr zahlen müssten. "Dort waren wir als Biobetrieb nie tätig. Für Rohstoffe haben wir immer schon doppelt so viel gezahlt wie konventionelle Produzenten", sagt Obauer. Den Kostenunterschied mache er wett, indem er nichts dazukaufe und vom Müsli bis zur Kornmischung alles selbst mische. "Wir arbeiten sehr effizient und verwenden keine Fertigmischungen. Die gehen ins Geld." Und: Obauer hat ein ganz neues Projekt am Start. Aus 700 Kilo altem Schwarzbrot lässt er in einer Biodestillerie jetzt Gin produzieren. "Das ist für mich auch Nachhaltigkeit", sagt er.

Preise könnten mit der Ernte anziehen

Noch vor einem Jahr lag der Börsenpreis für Bioweizen bei 420 Euro pro Tonne (netto und ohne Transport), jener für konventionellen Premiumweizen bei 220 bis 230 Euro. Während der Weltmarktpreis für konventionellen Weizen seither um rund 90 Prozent auf 420 Euro gestiegen ist, fiel die Preissteigerung bei Bioweizen niedriger aus: Er kostet jetzt 550 Euro (plus 31 Prozent). Auch wenn heimische Mühlen heimisches Getreide vermahlen und der Preis dafür vertraglich geregelt wird, rechnet Johannes Frauenlob von der gleichnamigen Mühle in Plainfeld damit, dass die Preise für österreichisches Biogetreide spätestens mit der Ernte ab Juli anziehen werden. Dass der Bioweizen nur wenig mehr kostet als der konventionelle Weizen, könne nicht im Sinne der Biobauern sein, sagt er. Deutlicher als beim Getreide - "da reden wir von Centbeträgen pro Kilo" - spürt Obauer andere Teuerungen: Die Betriebskosten für die ölbetriebenen Öfen sind um 50 Prozent gestiegen. Hinzu kämen zehn Prozent Lohnerhöhung für die 20 Mitarbeiter.

Knapp 90.000 Tonnen heimisches Biogetreide jährlich vermahlen

Die Eigenversorgungsquote mit Biogetreide liege in Österreich bei mehr als 100 Prozent, sagt Bio-Austria-Marketing-Geschäftsführer Hermann Mittermayr. Biodinkel, Bioweizen und Bioroggen werden auch exportiert. Die größten Anbauflächen gibt es in Niederösterreich und dem Burgenland. Bei den Getreidesorten führt Weizen vor Dinkel und Roggen - "und immer mehr Speisehafer für Haferdrinks", sagt Mittermayr. Jährlich werden knapp 90.000 Tonnen heimisches Biogetreide in österreichischen Mühlen vermahlen.

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