"Tradition in moderner Umsetzung" - unter diesem Motto feiert die vorgehängte, hinterlüftete Fassade seit einigen Jahren ein Comeback. Nicht nur die Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit überzeugen: Es ist auch die unerschöpfliche Gestaltungsfreiheit für Architekten, die diese Art der Fassade zunehmend attraktiv macht.UnverwechselbarNeben der hohen funktionalen Sicherheit durch die konstruktive Trennung von Wärmeschutz und Witterungsschutz schätzen Architekten vor allem die nahezu unendlichen gestalterischen Möglichkeiten einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade (VHF).
Unterschiedlichste Fassadenbekleidungen, oft auch als Werkstoffkombination realisiert, verleihen jedem Gebäude ein prägnantes, unverwechselbares Äußeres. "Mit keinem anderen Fassadensystem lassen sich Anforderungen an Brandschutz, Schallschutz oder Blitzschutz so problemlos und gestalterisch ansprechend umsetzen", betont Simon Rümmele, Vorstandsmitglied im Österr. Fachverband für hinterlüftete Fassadenarchitektur (ÖFHF). "Kein anderes Fassadensystem punktet mit so langer Lebensdauer bei gleichzeitig so geringer Schadensanfälligkeit."Verschiedene MaterialienBei der Fassadenbekleidung stehen verschiedene Materialien zur Verfügung. Rümmele: "Bewährte Werkstoffe sind HPL- und faserverstärkte Harzkompositplatten, Tafeln aus Faserzement, Faserbeton oder Holzzement, Keramik und Feinsteinzeug, Kupfer, Titanzink, Aluminium-Verbundplatten, Aluminiumtafeln und Ziegel. Außerdem können Trägerplattensysteme für individuelle Applikationen mit Putz, Glas, Naturwerkstein, Keramik oder Metallen eingesetzt werden.Keine TemperaturspitzenSteigende Temperaturen in den Sommermonaten sind uns - so versprechen es alle Klimaprognosemodelle - gewiss. Somit werden wachsende Temperatureinträge zusehends zum lästigen Problem. Um amerikanische Verhältnisse mit energiefressenden Kühlaggregaten in Büros und Wohnungen zu vermeiden, ist deshalb ein intelligentes Wechselspiel von Temperaturvermeidung und -reduktion gefragter denn je.
Simon Rümmele sieht zwei Aufgaben für den Planer: "Vor allem soll die Überwärmung durch Verschattung, den Dämmstandard und möglichst niedere innere Lasten gering gehalten werden. Gelingt die Vermeidung eines äußeren Eintrages von Hitze, muss ich mich nicht erst um die Reduktion kümmern." Natürliche KlimaanlageEine vorgehängte, hinterlüftete Fassade (VHF) hilft demnach, den Wärmeeintrag im Inneren eines Gebäudes zu minimieren, da praktisch die Fassade selbst die dahinterliegende Wandkonstruktion verschattet.
Anders als bei den weit verbreiteten Wärmedämmverbundsystemen, deren Putzschicht bei Sonneneinstrahlung ziemlich stark belastet ist, kann die VHF Temperaturspitzen an der Oberflächenverkleidung wesentlich besser ausgleichen, da die eingetragene Wärme über den Hinterlüftungsquerschnitt wirkungsvoll abgeführt wird.
Der vorgehängte Fassadenteil wirkt dabei wie eine natürliche Klimaanlage, während die dahinterliegende tragende Wand den Temperaturausgleich optimal übernimmt. Somit stellt die VHF eine bewährte Alternative in der Fassadengestaltung dar, die nicht nur im Winter, sondern auch in tropischen Sommern mit ihren Qualitäten besticht. Eisriesenwelt WerfenNicht nur in der Stadt Salzburg bewährt sich die VHF bei aktuellen Bauten wie dem Clearing House von SOS-Kinderdorf oder der Wohnanlage "Freiraum Maxglan" mit ihren bunten Lamellen. Auch das Besucherzentrum der Eisriesenwelt in Werfen wurde mit einer hinterlüfteten Fassade errichtet. "Dafür wurden Max-Exterior-Platten verwendet", schildert Peter Lottermoser vom gleichnamigen Holzbauunternehmen in Pfarrwerfen. "Sie bieten dank spezieller Klebetechnik den Vorteil einer homogenen Oberfläche ohne sichtbare Befestigungsmittel." Zwischen den 30 mm breiten Sichtfugen befinden sich aufgeklebte Nirobleche, welche zum einen für die optische Wirkung von wesentlicher Bedeutung sind und zum anderen das Eindringen des Oberflächenwassers hinter der Fassade verhindern.
DATEN & FAKTEN
Die Bestandteile im Überblick
Eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade (VHF) besteht aus Tragwerk, Wärmedämmung, Hinterlüftung, Unterkonstruktion und Fassadenbekleidung. Diese Fassadenarchitektur überzeugt durch größtmögliche Wärmespeicherung und optimale Abführung von Bau- und Nutzungsfeuchte.