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Hotelprojekt in St. Margarethen wird zur Zerreißprobe

Um eine Änderung des Bebauungsplanes beim Hotelprojekt Amici ging es in einer Informationsveranstaltung der Gemeinde.

Gleich zu Beginn der Veranstaltung stellte Bürgermeister Johann Lüftenegger klar: "Die Gemeinde kann nicht gegen einen erteilten Baubescheid auftreten. Unruhe im Ort sowie Gerüchte helfen uns in so einer Situation nicht weiter."

Danach rollte der Ortschef die Historie zu geplanten Projekten am Fuße des Ainecks auf. Bereits 1997 hat dies mit der Überarbeitung des Flächenwidmungsplanes begonnen. Bis zu 1000 Betten waren zwischenzeitlich sogar möglich. Lüftenegger präsentierte ebenfalls einen Betreibervertrag von "Robinson Lungau", in dem es heißt: "Mit diesem Schreiben bestätigen wir Ihnen für den Bürgermeister bzw. die Gemeinde St. Margarethen den Abschluss eines Managementvertrags zwischen Amici St. Margarethen Projektentwicklung GmbH und der Robinson Club GmbH." Projektentwickler, Bank und Rechtsanwalt waren bei der Informationsveranstaltung übrigens nicht anwesend.

Im Anschluss daran ging Ortsplaner Jakob Poppinger auf die gewünschte Bebauungsplanänderung ein: "Es ergibt keinen Widerspruch mit dem Räumlichen Entwicklungskonzept. Die Entscheidung liegt bei der Gemeinde."

Im Kern will man jetzt anstatt einer überdimensionierten Tiefgarage ein zweigeschoßiges Parkhaus errichten. Das Obergeschoß ragt dann viereinhalb bis fünf Meter aus der Erde heraus. 200 Autos sollen darin Platz finden: 130 unterirdisch, 70 darüber. Im Gegenzug sind die damals vorgesehene Tennishalle mit einer Höhe von rund zwölf Metern sowie ein Kletterturm mit einer Höhe von 16 Metern nicht mehr eingeplant. "Es ist ein Geben und Nehmen. Jetzt könnten wir wieder mitgestalten. Es würden sich dadurch für die Gemeinde neue Höhenfestlegungen und auch Verbesserungen beim Verkehr ergeben", sagt Lüftenegger.

Als Ersatzstraße für die Trogergasse ist eine Ringstraße im Gespräch. Parallel zum Ortsteil Oberbayrdorf würde dann eine neue Zufahrtsstraße zum Aineck errichtet werden, die ausschließlich im Winter - dann als Einbahn und als Zufahrt zum Liftparkplatz - genutzt werden würde. Auch ein neuer Gehsteig entlang der Liftstraße würde dann in der geänderten, neuen Version Platz finden. Drei Straßenplaner waren bereits für einen Lokalaugenschein vor Ort: "Im Raumordnungsvertrag könnte man viele Sachen reinschreiben, die wir vorgehabt hätten. Es reicht von Verkehr bis hin zu Mindestnächtigungszahlen."

Gemeindevertreterin Barbara Lanschützer von der Liste für St. Margarethen (LFM): "Einer Änderung des Bebauungsplanes wollen wir nicht zustimmen. Aus unserer Sicht bringt das nur Vorteile für die Projektentwickler. Sie haben jetzt sieben Jahre Zeit gehabt und es nicht geschafft, dieses alte Projekt zu bauen, das in der Zwischenzeit wahrscheinlich auch um vieles teurer geworden ist. Die Änderung würde ihnen Einsparungen bringen und der Gemeinde außer einer Ringstraße für den Winter nichts, und das ist für uns nicht vertretbar."

Vizebürgermeisterin Tanja Winkler (FPÖ): "Wir schauen uns das geänderte Projekt und die Reaktionen der Bevölkerung jetzt an. Wenn es für uns nicht vertretbar ist, sagen wir nicht Ja. Es ist von uns nichts beschlossen."

Kritische Stimmen kamen vor allem aus dem Publikum. Elisabeth Löcker: "Ich bin fassungslos. Auf den besten Ackerboden wird ein Parkhaus, das noch dazu über die Erde ragt, gestellt. Wozu gibt es ein Raumordnungsgesetz?"

Jakob Poppinger: "Bodenschutz ist wichtig und bekommt zunehmend Aufmerksamkeit. Aber es gibt bestehende Rechte. Entscheidungen werden im Widmungsverfahren getroffen. Im Baurecht ist alles klar definiert." Johann Holzer: "Wir sind noch gar nicht so weit für so ein Projekt." Die weiteren Sorgen der Bürger reichten von den Emissionen über den Bodenverbrauch bis hin zum Wasser. "Das Wasser ist für dieses Projekt kein Thema mehr. 150 Kubikmeter würden zusätzlich pro Tag noch übrig bleiben. Da ginge sich fiktiv ein weiteres Projekt in dieser Dimension aus", sagt der Ortschef.

Noch bis 28. November liegt der neue Bebauungsplan zur Einsicht im Gemeindeamt in St. Margarethen auf. "Jeder Gemeindebürger kann dazu schriftlich, gerne auch per E-Mail, Stellung nehmen. Die Gemeindevertretung wird sich in weiterer Folge mit den Themen auseinandersetzen. Am 11. Dezember werden wir den Punkt eventuell auf der Tagesordnung haben und darüber entscheiden. Aus unserer jetzigen Sicht überwiegen die Vorteile. Wir kennen mit TUI auch einen ordentlichen Betreiber. Eines muss uns klar sein: Dass das Projekt nicht kommt, ist sehr unwahrscheinlich", sagt Johann Lüftenegger.

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Im Veranstaltungssaal der Volksschule St. Margarethen fand vergangenen Donnerstag eine angeregte und vorwiegend kritische Diskussion zum geplanten Hotelprojekt statt.
Im Veranstaltungssaal der Volksschule St. Margarethen fand vergangenen Donnerstag eine angeregte und vorwiegend kritische Diskussion zum geplanten Hotelprojekt statt.