SN.AT / Salzburg / Wirtschaft

Industrie 4.0 ist auch für kleine relevant

Veit Kohnhauser.
Veit Kohnhauser.

Veit Kohnhauser ist 47 Jahre alt, lebt in Bad Ischl und leitet das digitale Transferzentrum an der FH Salzburg. Im SN-Gespräch erklärt er, warum Digitalisierung auch für kleine Unternehmen essenziell ist.

Wie würden Sie Industrie 4.0 erklären? Kohnhauser: Es geht um die Digitalisierung der Wertschöpfungskette: Sensoren generieren Daten zur Produktion. Dadurch können Betriebe den Kunden Zusatzservices anbieten oder Prozesse effizienter gestalten - auch über die Unternehmensgrenzen hinweg.

Das klingt, als wäre das nur für große Firmen möglich. Das sehe ich nicht so. Viele Klein- und Mittelbetriebe (KMU) in Salzburg sind Lieferanten von großen Unternehmen. Sie sind damit konfrontiert, dass sie nicht nur Produkte abliefern, sondern auch Daten zur Verfügung stellen müssen: Chargen müssen auf Produktionszeiten zurückzuführen sein, Bestellungen müssen automatisch ins IT-System übertragen werden. Die kleinen sind also direkt von der Digitalisierung der großen betroffen.

Was brauchen KMU, um Industrie 4.0 einzusetzen? Als KMU muss man genau verstehen, in welchem Bereich Digitalisierung sinnvoll ist. Meist geht es darum, Auftragsdaten zu generieren und digital zu erfassen. Die Daten können genützt werden, um Angebote zu kalkulieren, Material zu bestellen, die Teile zu produzieren sowie eine Rechnung zu stellen. Das Unternehmen ist dadurch schneller und effizienter: Lieferungen können leichter termingerecht erfolgen - und bei der Kalkulation die tatsächlichen Arbeitsstunden berechnet werden.

Was sind Nachteile? Ein Nachteil wäre es, wenn Firmen ineffiziente Geschäftsprozesse digitalisieren: Sie fixieren sich ihre Abläufe. Jede Änderung im IT-System ist mit Mehrkosten verbunden. KMU mit vielen Einzelaufträgen haben zudem oft Schwierigkeiten, die Investition abzusichern. Eine Herausforderung sind auch Fachkräfte: Sind die heutigen Mitarbeiter geeignet, die Prozesse umzusetzen?

Wie könnte die Zukunft aussehen? Der Trend Digitalisierung wird weiter anhalten - aber es stellt sich die Frage des Fokus. Ich denke, dass Nachhaltigkeit wichtig werden wird. Kunden könnten im Supermarkt etwa künftig über einen QR-Code Informationen erhalten, von welchem Bauernhof das Obst, Gemüse, die Milch kommen und wie hoch die CO2-Emmissionen waren.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.