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Kritik an Regierungsplänen in Salzburg: Industrie sieht das "Berndorfer Modell" sehr kritisch

"Wir müssen dringend mehr Frauen von Teilzeit- in Vollbeschäftigung bringen", betont IV-Präsident Peter Unterkofler. Dazu brauche es bessere Rahmenbedingungen für Frauen statt kurzfristiger Anreize wie einer "Herdprämie".

IV-Präsident Peter Unterkofler fordert bessere Rahmenbedingungen für Frauen in der Arbeitswelt statt kurzfristiger Anreize in Gestalt einer „Herdprämie“.
IV-Präsident Peter Unterkofler fordert bessere Rahmenbedingungen für Frauen in der Arbeitswelt statt kurzfristiger Anreize in Gestalt einer „Herdprämie“.

"Das vorliegende Koalitionsabkommen zeigt in vielen Punkten eine konstruktive und zukunftsorientierte Ausrichtung für Salzburg." So kommentiert Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Salzburg das geplante Arbeitsprogramm der künftigen Landesregierung aus ÖVP und FPÖ. "Sehr kritisch sehen wir aber die Pläne zur Ausweitung des ,Berndorfer Modells'. In Zeiten des akuten Fachkräftemangels müssen wir dringend mehr Frauen von Teilzeit- in Vollbeschäftigung bringen und Kinderbetreuung modern denken."

IV ist gegen die "Zementierung traditioneller Rollenbilder"

Die IV fordere den qualitativen und quantitativen Ausbau professioneller Kinderbetreuung statt der Zementierung traditioneller Rollenbilder, heißt es. Generell brauche es bessere Rahmenbedingungen für Frauen in der Arbeitswelt statt kurzfristiger Anreize in Gestalt einer "Herdprämie" für familieninterne Kinderbetreuung. Das "Berndorfer Modell" sieht finanzielle Unterstützung für Eltern vor, die ihre Kinder zu Hause betreuen.

Das Wort "Industrie" findet sich nicht im Arbeitsprogramm

Das umfassende Koalitionsabkommen bilde im Übrigen "eine gute Basis und lässt eine Orientierung an den wesentlichen Interessen der Salzburger Industrie erkennen". Die IV Salzburg gibt aber zu bedenken, dass der hohe Wertschöpfungsbeitrag der industriellen Unternehmen von mittlerweile 26,8 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) entsprechend stärker hätte abgebildet werden können. "Speziell das Wort ,Industrie' findet sich im Wirtschaftsteil nämlich nicht."

Das strengste Naturschutzgesetz soll harmonisiert werden

Nichtsdestotrotz bemerkt Unterkofler erfreut: "Wir befürworten das generelle Bestreben der neuen Regierung, Projektgenehmigungsverfahren zukünftig enorm zu beschleunigen." Damit könne eine langjährige Forderung der Industriellenvereinigung endlich umgesetzt werden. Es sei höchst an der Zeit, "das strengste Naturschutzgesetz Österreichs mit dem Level der anderen Bundesländer zu harmonisieren. Die Interessen des Naturschutzes dürften nicht mehr über andere Vorhaben wie etwa den Klimaschutz gestellt werden."

Spürnasenecken jetzt auch in den Volksschulen im Einsatz

Die IV Salzburg setzte einen Schwerpunkt auf eine flächendeckende Ausbildung bei MINT-Themen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) bereits ab dem Kindergarten. "Die Bildung unserer Kinder darf nicht an diesen technischen Themen vorbeigehen. Daher freuen wir uns sehr über die geplante Ausweitung der Spürnasenecken jetzt auch in den Volksschulen", betont Irene Schulte, Geschäftsführerin der IV Salzburg. "Es entspricht unserer langjährigen Forderung, dass ein Leitfaden für Berufsorientierung für die Pädagoginnen und Pädagogen im Schulbereich erarbeitet werden soll."

Wunsch nach einem "Silicon Valley" für junge IT-Fachkräfte

Die IV Salzburg hatte bereits im März ihre Vorschläge und Impulse für die neue Landesregierung 2023 bis 2028 vorgelegt. Erfreulich sei, dass die angeführten Punkte zu Wissenschaft und Forschung ebenso wie zur Fachkräftestrategie berücksichtigt worden seien, heißt es. Das reiche von der Erhöhung der Forschungsquote über die Wertschätzung der Lehre bis zu weiteren finanziellen Mitteln für internationale Schulen. Um Salzburg weiterhin zukunftsfit zu positionieren, drängt die Industrie darüber hinaus auf ein heimisches "Silicon Valley" - einen dynamischen Standort für junge IT-Fachkräfte.

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