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Lisa Loferer: "In Bad Gastein startet eine Renaissance"

Die Geschäftsführerin des Bad Gasteiner Kur- und Tourismusverbandes spricht über die Wiederbelebung des Zentrums und offene Baustellen im Tourismusangebot.

Lisa Loferer, Geschäftsführerin des KTVB Bad Gastein, spricht über die touristische Zukunft des Ortes.
Lisa Loferer, Geschäftsführerin des KTVB Bad Gastein, spricht über die touristische Zukunft des Ortes.

Im September ging das Grand Hotel Straubinger nach 20 Jahren wieder in Betrieb. Am 1. Dezember folgt das benachbarte Badeschloss. Die Chefin des örtlichen Kur- und Tourismusverbandes, Lisa Loferer, ortet darin den Startschuss für eine "Renaissance" im Ort.

Wie bewerten Sie den Einfluss der Hoteleröffnungen am Straubingerplatz auf Bad Gastein?Lisa Loferer: Trotz der Leerstände im Zentrum gab es in Bad Gastein vor Corona schon 1,2 Millionen Nächtigungen pro Jahr. Vor allem skandinavische Gäste waren zuletzt eine große Stütze. Der eigentlich florierende Tourismus wurde immer wieder vom Leerstand im historischen Ortskern überschattet. Die Eröffnung der Hotels am Straubingerplatz ist daher sicher ein Meilenstein für das gesamte Gasteiner Tal. Wir nennen das, was jetzt beginnt, "die Renaissance einer Legende". Prestigeträchtigen Gebäuden wird wieder Leben eingehaucht.

Es ist also tatsächlich die viel zitierte Wiedergeburt?Das ist es definitiv. Mit dem Baubeginn der Hirmer-Gruppe haben viele weitere Investoren angeklopft, die Projekte umsetzen wollen. Wir haben 2019 gemeinsam mit wichtigen Partnern wie den Gemeinden ein Hotel-Immobilien-Konzept erstellt. Darin wurde u. a. für jede leer stehende Liegenschaft festgelegt, was man daraus machen könnte und wie viele Betten der Ort noch verträgt. Das war und ist die Basis für Gespräche mit potenziellen Investoren, die wir teilweise gezielt auf Kongressen gesucht haben. Wir wollen einen genauen Einblick, wer im Ort investiert.

Welche Objekte müssten Ihrer Ansicht nach am dringendsten mit Leben gefüllt werden?Im Hintergrund passiert glücklicherweise sehr viel. Weitere Hotelprojekte wie etwa der Grüne Baum oder das Savoy werden aktuell entwickelt. Bis letztlich der positive Baubescheid vorliegt, dauert es zwar noch, aber es tut sich etwas. Und das wurde unter anderem von der Bewegung am Straubingerplatz losgetreten. Es gibt aber auch andere Liegenschaften, wo eine Entwicklung total essenziell wäre, wo es aber aktuell keine Bewegung gibt.

Welche sind das?Das Kongresshaus und das gegenüberliegende Haus Austria sind das Herzstück von Bad Gastein und es ist total wichtig, dass hier bald etwas passiert.

Das Badeschloss mitsamt des neuen Hotelturms eröffnet am 1. Dezember.
Das Badeschloss mitsamt des neuen Hotelturms eröffnet am 1. Dezember.

In welche Richtung soll sich der Tourismus im Ort künftig entwickeln?Bad Gastein ist anders als viele andere Orte. Die Red Bull Playstreets funktionieren beispielsweise wegen der Topografie nur bei uns. Dass vor Corona der skandinavische Gast im Winter die Nächtigungsstatistik anführte, ist fast einzigartig in Österreich. Die Einzigartigkeit lockt etwa auch viele Gäste aus dem urbanen Raum an. Wir haben zum Beispiel Hotels, die sich durch unser Festival "sommer.frische. kunst" auf Kunst und Kultur fokussieren und damit spezielle Besuchergruppen anziehen. Wenn jetzt mehr Betten entstehen, liegt unser Fokus darauf, dass sich die Betriebe im Ort nicht gegenseitig kannibalisieren. Das heißt, wir müssen mit den neuen Betrieben auch neue Zielgruppen ansprechen und ein entsprechendes Angebot schaffen.

Welche Angebote fehlen noch?Kaufkräftige Gäste, die ja da sind, können bei uns keinen klassischen Shoppingtag einlegen. Wir haben gut aufgestellte kleine Geschäfte, aber das breite Angebot fehlt. Und das hat natürlich auch mit dem fehlenden Zugriff auf das Kongresshaus und das Haus Austria zu tun.

Im Winter 2024/25 fällt die Tunnelsanierung auf der A 10 mit der Sperre des Tauernbahntunnels zusammen. Wie bereitet man sich darauf vor?
Bis der Bahntunnel gesperrt wird, liegt unser Fokus auf der öffentlichen Anreise. Dafür muss man proaktiv lukrative Angebote schaffen, und das tun wir bereits. Mit der Sanierung des Bad Gasteiner Bahnhofs soll es ab 2025 eine stündliche Verbindung mit internationalen Zügen zu uns geben. Daher müssen wir uns noch intensiver damit auseinandersetzen, die Barriere der letzten Meile zu überwinden. Auf der A 10 ist auch die Politik gefordert, eine verträgliche Lösung zu schaffen. Mit Blick auf die Sperre des Bahntunnels sind wir in Gesprächen mit den ÖBB. Die Züge von Norden werden jedenfalls bis Bad Gastein fahren. Die größte Herausforderung ist der Umgang mit Arbeitskräften aus Kärnten, für die wir Alternativen schaffen müssen. Der Gast, der eine Woche da ist, nimmt noch eher den Umweg über die A 10 in Kauf.

Mehr zur Zentrumsentwicklung in Bad Gastein

2017 kaufte das Land Salzburg das Badeschloss, das Grand Hotel Straubinger und das Postgebäude unweit des Gasteiner Wasserfalls.

Die Hirmer-Gruppe erwarb die Gebäude später, um wieder touristische Betriebe am Straubingerplatz zu etablieren. Die Betreiber von Travel Charme eröffneten im September das Grand Hotel Straubinger und starten am 1. Dezember mit dem Badeschloss durch.

Eigentümer der Immobilien waren bis zum Kauf durch das Land Philippe Duval und Willibald Wojnarowsky. Duval gehören auch das ehemalige Kongresshaus und das Haus Austria. Diese zentralen Gebäude stehen nach wie vor leer.

Die Bewegung am Straubingerplatz hat Investoren für andere leer stehende Hotels angelockt. Mehrere Projekte werden seither in Bad Gastein entwickelt.

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