"Bei uns war es nicht der Fall, dass wir ein Buch über New Work gelesen und uns gedacht haben: Das machen wir jetzt so", erzählt Hotelkit-Geschäftsführer Marius Donhauser schmunzelnd. New Work sei schon immer ein Bestandteil gewesen. Die Salzburger Firma mit 108 Beschäftigten entwickelt Softwarelösungen für die Arbeitsorganisation in Hotels. Die Unternehmenskultur basiert laut Donhauser stark auf Vertrauen und Freiraum: "Von Anfang an wurden Rahmenbedingungen geschaffen, in denen sich unsere Mitarbeitenden frei entfalten und ihr Potenzial ausschöpfen können." Das Unternehmensziel stehe im Fokus und werde anhand von Erfolgsindikatoren überprüft, der Weg dorthin könne allerdings ganz individuell aussehen. Gearbeitet wird nach dem holokratischen Modell in selbst organisierten Teams, jede Person wird gezielt nach ihrer Fähigkeit eingesetzt und kann mehrere Rollen einnehmen.
Generation Z hat die New-Work-Philosophie verinnerlicht
"Die Generation Z hat die Werte von New Work bereits verinnerlicht und sieht deren Umsetzung als zentrales Kriterium für die Wahl ihrer Arbeitsstelle", sagt Martin Mader, Leiter vom Career Center Salzburg. Laut ihm muss neue Arbeit in erster Linie die Potenzialentfaltung und Stärkung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter garantieren. Ebenso müssten eine reflektierte Denkweise und ein Unternehmenszweck, der Menschen zum Mitgestalten motiviert, erfüllt sein. Sinnstiftung steht auch bei Hotelkit im Fokus: "Wir revolutionieren die Art, wie Hotelbetriebe arbeiten. Unsere Mitarbeiter verfolgen die gleiche Vision", betont Donhauser. Nur als Team könne eine Firma vorangetrieben werden.
In den weiteren Schritten geht es laut Mader darum, hierarchiefreie Strukturen zu schaffen und die Macht im Unternehmen gleichmäßig zu verteilen. Arbeitsstrukturen wie Homeoffice, mobile Arbeitsverträge, technisches Equipment und gut ausgestattete Coworking-Räume seien mittlerweile eine Voraussetzung, die Firmen bieten müssten.
Auch Stiegl ist Vorreiter bei neuer Arbeit
"Es gibt aber nur wenige Unternehmen, die alle Dimensionen umsetzen können. Hotelkit ist da vorne mit dabei", sagt der Experte. In einem Uni-Kurs bringt er Studierende mit Firmen wie Stiegl und dm in Kontakt, die New Work bereits authentisch umsetzen. "Viele schmücken sich unzulässig mit dem Begriff, ich möchte jungen Leuten zeigen, welche Arbeitgeber New Work wirklich umsetzen", betont Mader.
Auch das große Salzburger Familienunternehmen, die Stiegl Privatbrauerei, beschäftigt sich intensiv mit New Work. "In der IT-Abteilung, dem Medienhaus und im Marketing organisieren wir uns so, dass die Teams funktionsübergreifend arbeiten", erläutert Stiegl-Personalleiterin Kerstin Vockner. Ideen würden gemeinsam entwickelt und Entscheidungen miteinander getroffen. Auch am Abbau von Hierarchien werde stark gearbeitet: "Unsere Geschäftsführer besuchen viele Führungstrainings, um auf dem neuesten Stand zu sein", sagt Vockner. Laut ihr ist es äußerst wichtig, nicht einfach mit dem Trend mitzulaufen, sondern neue Arbeit in sinnvollem und nachvollziehbarem Maße umzusetzen. Vockner betont, dass die Umsetzung zum Unternehmen passen müsse. Für den New-Work-Experten Mader ist bei Stiegl der hohe Stellenwert von Nachhaltigkeit, etwa bei der heimischen Rohstoffbeschaffung, besonders sinnstiftend.
"Es muss Teil der Unternehmenskultur sein"
Ebenso ist der Drogeriekonzern dm beim neuen Arbeiten vorne dabei. "Die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten stehen im Fokus", sagt Salzburg-Geschäftsführerin Petra Mathi-Kogelnik. Sie ist überzeugt, dass New Work "Teil der Unternehmenskultur bei dm ist". Es gehe darum, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Gesundheit und Wohlbefinden gesichert sind. Interne Umfragen bei dm zeigen, dass offene Kommunikation, die persönliche Weiterentwicklung und die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit den höchsten Stellenwert bei den Mitarbeitenden einnehmen. "Integriert man alle in den Arbeitsprozess, so werden das Vertrauen gestärkt und die Motivation verbessert", beschreibt Mathi-Kogelnik ihre Erfahrungen bei dm.