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Salzburg Airport - Neuer Anlauf um Direktflug nach Wien nach Nationalratswahlen

Die für 29. September angesetzten Nationalratswahlen könnten auch für den Salzburger Flughafen Auswirkungen haben, etwa im Zusammenhang mit einer Direktflugverbindung nach Wien.

Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzender und Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) steht am 19. Juni 2024 auf der Aussichtsterrasse des Salzburger Flughafens (Salzburg Airport).
Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzender und Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) steht am 19. Juni 2024 auf der Aussichtsterrasse des Salzburger Flughafens (Salzburg Airport).

Seit Ende März 2020 gibt es keine direkte Flugverbindung mehr zwischen Salzburg und Wien-Schwechat. In diesem ersten Coronajahr gerieten die Austrian Airlines (AUA) in starke Turbulenzen. Die Bundesregierung schnürte ein 600 Millionen Euro schweres Sanierungspaket für die AUA - unter der Voraussetzung, dass die AUA sämtliche innerösterreichischen Flüge auf Strecken streicht, die mit der Bahn unter drei Stunden zu bewältigen sind.

Diese Bedingung stellte Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) - jene Leonore Gewessler, derentwegen die aktuelle Bundesregierung dreieinhalb Monate vor den Nationalratswahlen am 29. September im Krisenmodus läuft.

"Empfindliche Schwächung"

Salzburgs Landeshauptmannstellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) rechnet fix damit, dass nach diesem Wahlgang das Infrastrukturministerium nicht mehr in grüner Hand sein wird. Vorbehaltlich des eigenen ÖVP-Abschneidens bei der Nationalratswahl kündigte Schnöll am Mittwoch jedenfalls an, sich einmal mehr für die Wiederaufnahme der Direktverbindung Salzburg-Wien starkmachen zu wollen: "Das war damals eine empfindliche Schwächung des Salzburger Flughafens."

"Schubumkehr in die Vergangenheit"

Der Politiker ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Flughafens - und handelte sich mit seinem Vorstoß gleich Kritik der Grünen ein. Umweltsprecher Bernhard Carl: "Die schwarz-blaue Landesregierung muss beim Klimaschutz endlich in die Gänge kommen. Stattdessen aktiviert sie aber die Schubumkehr in Richtung Vergangenheit."

Die Route wurde von den Austrian Airlines (AUA) betreut - sie scheint auf der Liste der 35 Luftlinien auf dem Salzburg Airport gar nicht mehr auf. Rund 100.000 Passagiere (beide Richtungen) nutzten damals pro Jahr diese Verbindung. Mehr als 90 Prozent der Fluggäste flogen von Wien aus zu anderen Zielen weiter.

Die AUA bedient weiterhin die Strecken Klagenfurt-Wien, aber auch Graz-Wien. Vor allem letztere Verbindung wurmt in Salzburg nach wie vor.

Rettungspaket als "Mogelpackung"

Airport-Insider bezeichnen das AUA-Rettungspaket aus dem Jahr 2020 als "Mogelpackung", da die ÖBB-Railjets die Strecke Graz-Wien in 2:36 Stunden schaffen. Salzburg-Wien-Schwechat ist auf schnellstem Zugweg in 2:56 Stunden machbar.

Die wirtschaftliche Leistung des regionalen Salzburger Airports zeigte sich aber nicht nur wegen des Ausfalls dieser Passagiergruppe länger im Sinkflug. Nur 299.845 Fluggäste bedeuteten im Coronajahr 2021 den Tiefpunkt in den vergangenen 35 Jahren. Langsam bekommt der Airport aber wieder Luft unter die Flügel. Im Vorjahr konnten bereits 1,61 Millionen Passagiere abgefertigt werden.

Passagierzahlen im Steigflug

Flughafen-Geschäftsführerin Bettina Ganghofer sagte bei der Bilanz-Präsentation am Mittwoch: "Für heuer beabsichtigen wir eine weitere Steigerung. Die 1,7 Millionen werden wir vielleicht nicht schaffen, aber 1,66 Millionen sollten es werden."

Salzburg-Wien wird in diesem Saisonziel wohl noch nicht enthalten sein.

Schnöll wird die neue Bundesregierung aber auch mit anderen Anliegen konfrontieren. Den in Teilen schon vollzogenen Abzug des meteorologischen Dienstes will er am liebsten rückgängig machen: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass wichtige Arbeitsplätze abgesiedelt werden."

Die AustroControl will ihre Wetterdaten nicht nur in Salzburg automatisiert erstellen und zentral in Wien verarbeiten. Kajetan Uriach, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft vida, hat in diesem Zusammenhang bereits eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen "Gefahr in Verzug" angekündigt.

Neuer Terminal ist 100-Millionen-Projekt

Der Wetterdienst ist aber nicht die einzige Airport-Baustelle, die Schnöll und Ganghofer im Auge haben: Es geht um den Neubau des veralteten Terminals. Schnöll spricht von einer "historischen Investition" in der Höhe von 100 Millionen Euro: "Es laufen Gespräche über die Finanzierung mit der Stadt Salzburg als Anteilseignerin des Flughafens. Im Herbst sollten erste Finanzierungsblöcke stehen. Wir wollen mit dem Bau im Jahr 2026 beginnen."

Vom neuen Terminal gibt es erste Entwürfe. Mehr noch nicht. Ganghofer: "Bevor gebaut wird, müssen klare Pläne für unsere Eigentümer auf den Tisch, wie die neue Terminallandschaft aussehen soll und was sie in der Zukunft leisten können muss."

Aus der Bilanz des Salzburg Airport:

Position Erläuterung
Passagiere, Umsatz Der Salzburg Airport erholt sich langsam von den wirtschaftlichen Einbußen der Coronajahre. 2017 und 2018 verzeichnete der Flughafen jeweils mehr als 1,8 Millionen Passagiere. 2019 gab es einen Rückgang auf 1,7 Millionen. Damals fand wegen der Sanierung der Piste allerdings auch fünf Wochen lang kein Flugbetrieb statt. 2020 (vier Millionen Euro Fehlbetrag) und vor allem 2021 (25,6 Millionen minus) stellten geschäftliche Bruchlandungen dar. 2022 (plus 2,2 Millionen) und 2023 (plus 3,4 Millionen) gab es aber wieder schwarze Zahlen.
Neuanschaffungen Investitionen waren in den Pandemiejahren nicht möglich. Diese konnten erst im Vorjahr wieder aufgenommen werden. Geschäftsführerin Bettina Ganghofer: "2023 war auch das erste Jahr, in dem es bei uns keine Kurzarbeit mehr gab." Der Airport steckte rund sechs Millionen Euro in neue Durchleuchtungsgeräte für Großgepäck, die Gepäckförderanlage wurde umgebaut, neue E-Fahrzeuge für die betriebseigene Kfz-Flotte wurden angeschafft, eine PV-Anlage errichtet u.v.m.
Jobs Als Arbeitsplatz ist der Salzburg Airport mit 1300 Beschäftigten von regional großer Bedeutung: 400 davon sind unmittelbar im Flughafen-Konzern beschäftigt, 900 weitere arbeiten bei Polizei, Zoll, Speditionen, Autoverleihfirmen, Geschäften usw.

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