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Salzburger Baubranche im Höhenflug

Positive Konjunkturaussichten kommen aus der Salzburger Baubranche: Trotz eines konjunkturell schwierigen Umfelds gibt es beim Bauvolumen in Salzburg weiterhin Steigerungen.

In Salzburg ist das Bauvolumen von 2020 auf 2021 um 21 Prozent gestiegen.
In Salzburg ist das Bauvolumen von 2020 auf 2021 um 21 Prozent gestiegen.

Sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau geht es in Salzburg weiter aufwärts. Als Unsicherheitsfaktoren gelten allerdings die verschärften Rahmenbedingungen bei der Kreditvergabe an Private sowie hohe Energie- und Materialkosten.

In Salzburg ist das Bauvolumen von 2020 auf 2021 um 21 Prozent gestiegen, was der Branche ein Allzeithoch beschert hat. Von 2021 auf 2022 hat es sich noch einmal um fünf Prozent erhöht und beträgt jetzt knapp 2 Mrd. Euro. "Laut Angaben unserer potenziellen Auftraggeber erwarten wir in Salzburg für 2023 im Hochbau ein Plus von knapp über zehn Prozent, im Tiefbau soll die Steigerung etwa drei Prozent betragen", erläuterte Bau-Innungsmeister Peter Dertnig die aktuellen Zahlen aus der Bauvorschau 2023. 2022 hat die Steigerung im Tiefbau knapp 20 Prozent betragen. "Aufgrund dramatischer Rückgänge in den Jahren bis 2018 hat der Tiefbau dieses Wachstum auch dringend gebraucht", sagte Peter Mall, Sprecher der Salzburger Bauindustrie.

Parallel dazu ist sowohl die Winter- als auch die Sommerarbeitslosigkeit am Bau gesunken. "Es herrscht praktisch Vollbeschäftigung und damit ein eklatanter Arbeitskräftemangel", sagt Mall. Leider sei, laut Mall und Dertnig, speziell bei den privaten Häuslbauprojekten in Zukunft ein empfindlicher Rückgang von bis zu 50 Prozent zu erwarten. Das sei vor allem auf die verschärften Bedingungen bei der Kreditvergabe zurückzuführen. Darüber hinaus könnten wegen der schwankenden bzw. stark erhöhten Materialpreise keine Fixpreise mehr angeboten werden.

Die größten Auftraggeber für den Hochbau in Salzburg sind mit 38 Prozent die gemeinnützigen Bauträger, die Gemeinden (33 Prozent), die gewerblichen Bauträger (13 Prozent) und das Land (10 Prozent). Im Tiefbau haben die ÖBB und die Salzburg AG mit je 24 Prozent die Nase vorn, gefolgt von der Asfinag (23 Prozent), dem Land (22 Prozent) und der Stadt Salzburg (7 Prozent).


Strom- vom Gaspreis entkoppeln

"Bei der Bauwirtschaft wird klar deutlich, dass die Investitionsprämie voll gegriffen hat", erläuterte WKS-Vizepräsident Manfred Rosenstatter. Dennoch stehe die Wirtschaft - aufgrund der multiplen Krisen - insgesamt vor großen Herausforderungen. Laut einer aktuellen Umfrage der WKS stellen zurzeit 57 Prozent der Unternehmen ihre Investitionen zurück, für das Wifo ist im kommenden Jahr eine Stagflation denkbar. "Gerade deshalb ist es wichtig, endlich den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln und das Merit-Order-Prinzip aufzuheben", so Rosenstatter weiter. Im Hinblick auf den immer stärker werdenden Trend hin zur Teilzeitbeschäftigung forderte Rosenstatter ein gesellschaftliches Umdenken ein, da ansonsten die wirtschaftliche Produktivität in Österreich gefährdet sei. "Einsatz und Leistung müssen in unserer Gesellschaft wieder etwas wert sein", unterstrich der WKS-Vizepräsident.

Wohnbaulandesrätin Andrea Klambauer führte die stabile Baukonjunktur unter anderem auch auf die zahlreichen Projekte des Landes im Schulbau, in der Kultur und bei den Spitälern zurück. Große kommende Projekte seien das neue Landesdienstleistungszentrum sowie der Umbau der Salzburger Festspiele. Auch bei der Wohnbauförderung sei der Zuschuss weiter steigend. 2021 wurden 636 Eigentumsprojekte, 631 Miet- und 2600 Sanierungsprojekte gefördert. Das aktuelle Förderbudget wird von 151 Mill. Euro auf 163 Mill. Euro 2023 gesteigert. Bernhard Irnberger von der Landesstraßenverwaltung erläuterte, dass das Budget für die Straßeninfrastruktur von 85 Mill. Euro 2022 auf 100 Mill. Euro 2023 angehoben werde. Großprojekte wie der Ausbau der Lokalbahn Nord, die Erneuerung der Pinzgaubahn oder Tunnel- und Straßensanierungen zwischen Golling und Werfen würden weitere große Aufträge für die Bauwirtschaft bringen.

Rahmenbedingungen weiter verbessern

Trotz großteils positiver Aussichten ist es laut Dertnig und Mall unabdingbar, dass die Politik die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft weiter verbessert. Dazu zählt etwa eine praxisgerechte Anpassung der Höchstsätze in der Wohnbauförderung an die geänderte Marktsituation bei gleichzeitiger Senkung der Ausstattungsstandards für den sozialen Wohnbau. Weiters die Gleichstellung des Holzbetonsteins mit dem Baustoff Holz in der Wohnbauförderung (bei den Zuschlagspunkten). Beides sind regionale Produkte mit hoher Nachhaltigkeit und hohem ökologischen Potenzial. Außerdem die Einbeziehung des Ziegelbaus in die Wohnbauförderung: Denn mit einem "50er-Ziegel" kann auf jede Zusatzdämmung verzichtet werden. Die Ziegel werden in Österreich produziert, Dämmmaterial kann damit komplett vermieden werden. Und last, but not least eine baustoffneutrale Ausschreibung öffentlicher Bauten: Die Entscheidung für eine bestimmte Bauweise ist nach Vorliegen der Angebote und unter Abwägung aller Kriterien bei der Vergabe zu treffen. Es kann und darf nicht sein, dass Land oder Gemeinden durch einseitige Vorgaben einen Wirtschaftszweig komplett von der Angebotslegung ausschließen. "Den Kriterien der Ökologie und Nachhaltigkeit kann der Massivbau nach heutigem Stand locker gerecht werden", sagt Dertnig.


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