Es ist ein schöner Flecken Erde. Eineinhalb Autostunden nördlich von Dresden in der südbrandenburgischen Provinz reihen sich romantische Seen und malerische Laubwälder aneinander. Man fährt über viel Land und irgendwann stößt man auf Alwine.
Obwohl: Man muss den Ort schon gezielt anfahren, um ihn zu finden. Und genau diese Hand voll Häuser, auf die man dort trifft, machen seit Monaten international Schlagzeilen, nun auch mit Salzburger Beteiligung. Das Dorf, das nach der Wende in eine Art Dornröschenschlaf verfiel, wurde vor kurzem für 140.000 Euro versteigert. Nach einem neuerlichen Besitzerwechsel sollen nun Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Und da kommen Gerhard Muthenthaler und Marijan Jordan ins Spiel. Der eine Waldviertler, der andere Vöcklabrucker, haben sich beim Studium in Salzburg kennengelernt und machen seither gemeinsam Geschäfte. Seit 20 Jahren führen sie in Berlin den Erfinderladen, ein Testmarkt für Erfindungen.
Aber vor allem betreiben sie die Erfinderberatung, mit der Zentrale in Deutschland sowie Zweigstellen in der Schweiz und eben auch in Salzburg. Muthenthaler: "Wir vermarkten Erfindungen, geben Tipps und bieten Partner bei der Realisierung an." Geht es nach den Österreichern und dem Besitzer der Siedlung, soll aus Alwine ein Erfinderdorf werden.
Dieses soll ähnlich funktionieren wie der Erfinderladen. "Das wäre eine Art Schauraum für Erfindungen, die dorthin passen", erklärt Muthenthaler. Kürzlich reiste er nach Alwine, um das Konzept den geschätzt vierzehn Bewohnern vorzustellen. Mit dabei waren zwei Erfinder, die ihre Ideen künftig in der kleinen Siedlung präsentieren könnten.
Dabei handelte es sich zum einen um einen intelligenten Hausanstrich, zum anderen um stromproduzierendes Spezialglas. "Solche Sachen können wir dort Interessenten vorstellen und damit vielleicht auch ein paar neue Bewohner anlocken."
Mit der Präsentation sei der Anfang gemacht. "Unsere Pläne wurden gar nicht so schlecht aufgenommen." Nun würden Interessenten und Ideen gesammelt. Der Eigentümer von Alwine habe zugesagt, in den nächsten Monaten mit der Renovierung der zum Großteil desolaten Häuser zu beginnen. Wann das Erfinderdorf stehen werde, könne man nicht sagen. "Wir sind dran und wollen hier etwas Cooles entwickeln."
Muthenthaler und Jordan gehören übrigens auch selbst zu den Erfindern. In ihrer Studienzeit hatten sie in einem Salzburger Lokal die Idee für eine Uhr, die Kontakt mit anderen Uhren aufnimmt. "Quasi eine Smartwatch lange bevor es das Internet gab." Ein japanischer Patent-Inhaber machte ihre Idee nach kurzer Zeit zunichte. "Das zeigt, dass unsere Idee nicht schlecht war." Das Konzept des Erfinderladens testeten sie 2014 kurzfristig auf dem Salzburger Universitätsplatz, jedoch mit weniger Erfolg als in Berlin.
Ein Dorf für 140.000 Euro in der brandenburgischen Provinz
Alwine ist eine winzige Siedlung mit gerade einmal sechs Hausnummern im deutschen Bundesland Brandenburg (Landkreis Elbe-Elster). Die Häuser gehören zum Ortsteil Domsdorf und der wiederum zur Stadt Uebigau-Wahrenbrück. Vor wenigen Monaten machten sie plötzlich internationale Schlagzeilen. Damals versteigerte ein Auktionshaus sämtliche Häuser (Bild rechts) auf einmal. Den Zuschlag für das Dorf bekam schließlich ein Investor für 140.000 Euro.
Doch dieser trat von seinem Verkauf zurück. Nun wurde ein neuer Investor, ein Berliner Geschäftsmann, gefunden, der sich wiederum an die beiden Österreicher wandte, mit der Bitte, ein Konzept für Alwine zu erarbeiten.
Derzeit leben in den renovierungsbedürftigen Gebäuden gerade noch einmal um die 15 Menschen. Mit dem Projekt Erfinderdorf soll die Siedlung am Leben erhalten werden, die Häuser renoviert und vielleicht auch zusätzliche Bewohner angezogen werden.