Ein Kohlenstoffdioxidausstoß von 530 Kilogramm fällt bei der Produktion von Zement in Österreich pro Tonne an. Die Produktion des Baustoffs ist derart CO₂-intensiv, dass rund acht Prozent des globalen jährlichen Kohlenstoffdioxidausstoßes diesem Baumaterial zugeordnet werden. Ein Projektkonsortium, bestehend aus sechs Unternehmen der heimischen Bauwirtschaft, möchte das ändern. Bestehende, bereits verbaute Materialien sollen besser genützt werden und somit im Kreislauf bleiben. Im Bereich der Forschung setzen die Betriebe auf eine Kooperation mit der Fachhochschule Salzburg.
Ein Haus unabhängig von Lieferketten bauen
"Die Abkehr von der linearen Wirtschaft in eine vernünftige, stark auf regionale Stärken gestützte Wirtschaft ist notwendig, um zukunftsfähig zu werden", sagt Roland Wernik, Geschäftsführer von Salzburg Wohnbau. Kurz gesagt: Der Ideengeber des Projekts möchte ein Haus unabhängig von Lieferketten bauen können. Beim Projekt "futureBloc - Salzburg" gehe es darum, eine größtmögliche Nutzung bereits vorhandener Sekundärrohstoffe anstelle von neu produziertem Material zu erreichen. Das Kapital stecke vor allem im Rückbau von Altbeständen im Gebäudebereich, merkt Wernik an.
Projektleiter Huber: "Als Beton kommt Recyclingbeton zum Einsatz"
Am Mittwoch präsentierte das Projektteam ein erstes Forschungsergebnis: einen nachhaltigen Wandaufbau. Zentraler Bestandteil: ein zementgebundener Mantelbaustein mit einem hohen Anteil an recycliertem Abbruchmaterial. "Dieses wurde zudem mit regional hergestellten Dämmstoffen kombiniert. Als Beton kommt Recyclingbeton zum Einsatz", sagt Hermann Huber, Projektleiter und Leiter des Departments Green Engineering and Circular Design an der FH Salzburg. "Beton wird immer kritisiert - es ist jedoch ein Baustoff, der 100 Jahre und länger hält", ergänzt Clemens Deisl, der auch auf die Wiederverwertung von Altbeton setzt.
Auch in der Verklebung seien biobasierte Klebstoffe, Tanninschäume, in der Anwendung getestet worden.
Grünschnitt aus kommunalem Abfall
Für den Wandaufbau verwendet wurde der grüne Zement, eine aus Grünschnittfasern gepresste Dämmplatte und ein mineralischer Dreilagenputz. "Der Grünschnitt stammt aus dem kommunalen Abfall", sagt Unternehmer Christian Ehrensberger. Der entwickelte Wandaufbau sei somit zu 100 Prozent wiederverwertbar, so Huber.
FH-Geschäftsführer Dominik Engel betont die Wichtigkeit der anwendungsnahen Forschung: "Diese ermöglicht eine stärkere Nutzung von biogenen Materialien, indem sie ihre Eigenschaften verbessert, ihre Herstellung optimiert und ihre Einsatzmöglichkeiten erweitert."